Alle fragten erstaunt: Albanien? ….
Angekommen in Albanien stellten wir uns die gleiche Frage im Reziprok: Wow, Albanien? Dass uns Albanien seitens seiner Kultur, welche bis zu unseren Ursprüngen zurückreicht und seiner wilden Landschaft entzücken würde, davon waren wir aber von Anfang an überzeugt. Was unsere Erwartungen total überflutete, war die grosszügige Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Bewohner. Die Bevölkerung der kargen Landwirtschaftsgebieten zeichnete sich zwar anfänglich stets durch einen grimmigen Gesichtsausdruck aus, aber ein motivierendes Lächeln unsererseits liess ihre Gesichtszüge zeitgleich mitlachen und ihr Antlitz um 20 Jahre jünger erscheinen (Leute, merkt euch das!)
Wir schlängelten uns die albanische Riviera hinunter über den aussichtsversprechenden Pass von Orikum nach Himare (ich glaube, den haben wir insgesamt vier Mal erkrabbelt; ist von beiden Seiten sehr hübsch). Je südlicher wir kamen, umso reizvoller präsentierte sich die Landschaft hoch über den Klippen mit wildem Meeresbrandungen zu unseren Füssen / Rädern. Übernachtet haben wir auf Campingplätzen (ab 4-Sterne immer sehr gute Infrastruktur), oder halbwild bis wild.
Halbwild? Wir bevorzugten Strandbars mit kleiner Infrastruktur wie Toilette und Stranddusche. Dort konnten wir an schönster Lage einsam übernachten, einzige Bedingung, eine kleine Kost in der Bar – die Logie war dann jeweils gratis.
In Sarande angekommen, es war Low Season, hatten wir Mühe, abends noch ein offenes Restaurant zu finden, dafür haben wir auch keine Touristen vorgefunden. Uns zog es dann ostwärts, Richtung Gjirokaser (Stadt der 1000 Fenster), um noch weiter östlich in das Offroad-Gebirge zu gelangen. Fahrten wie Beret – Hamit, 41 km, 13.5 km/h oder Himare-Kuç-Progonat-Golem-Picar, 82 km, 16.6 km/h, liessen unsere Nerven zittern und ab und an viel auch mal ein gehässiges Wort, wir waren dankbar, dass kein Regen einsetzte und kein Gleichgesinnter in Richtungswechsel entgegenkam, denn ein Kreuzen wäre unmöglich gewesen und Rückwärtsfahren in diesem Gelände? Puahhh! Dann wieder die Kehrseite: Was, wenn wir Hilfe brauchten? Insgesamt: schwierig aber toll!
Am Ohrid-See, an der Grenze zu Mazedonien, ruhten wir uns vorerst mal ordentlich aus, auch Horu durfte wieder im Normalgang-Getriebe fahren und seine Schrauben- und Blattfedern relaxen, fertig mit hoch- und runterkrabbeln.
Für die Strecke Fierze – Koman benutzten wir die Fähre (es gibt ja nur den Wasserweg). Riesige Felshänge an beiden Seiten des Komani Lakes eröffneten sich vor uns. Zu beiden Seiten ragten die Berge der Prokletije, der Albanischen Alpen, auf. Ein Teil der Westdinariden, die den Gebirgszug auf dem Westbalkan bilden. Die Albanischen Alpen gelten auch als die „verwunschenen Berge“, was ihr Name übersetzt bedeutet.
Wir fuhren weiter Richtung Shkoder, wo wir unseren Horu einer gründlichen Wellness-Lavazh-Wäsche auf albanisch unterzogen (sehr zu empfehlen!).
Summa summarum: unbedingt noch machen, bevor das Land in aller Munde ist!