Canyonlands Natl. Park 06.10.2022
The Needles – Wir fahren nur ca. 100 km weiter in den Norden; das Ziel ist der Canyonlands National Park. Der grösste Nationalpark in Utah umfasst ca. 1366 km2. Der Park ist in drei Teile aufgeteilt: Island in the Sky, The Needles und The Maze. Die Entstehungsgeschichte der «Needles» ist, einfach gesagt, ähnlich die des «Valley of the Gods». Aber gewürzt mit Salz. Die Entstehungsgeschichte beginnt vor ca. 300 Mio. Jahren mit riesigen Salzseen. Heute liegt das Salz 350 Meter unter unseren Wanderschuhen. Küstensand, und Sedimente der umliegenden Bergerosionen begruben das Salz. Das Gewicht dieser Lagen liess das Salz verflüssigen, welches wie kalte Molasse zerfloss. Zusätzliche Erosionen durch Wind, Wasser und Eis formierten das Sandgestein in ein gitterförmiges Muster mit tiefen Tälern. Heute sichtbar als Needles und Finnen. Für uns waren es Muffins, Hamburger und Big Macs. Wir machen eine wunderschöne Wanderung durch die 300 Mio. Jahre alte Geologie. Eine Wüstenlandschaft, aber alles andere, als langweilig! Wir hätten meilenweit wandern können, hinter jeder Felsformation überraschte uns ein neues Wunder. Leider hatten wir viel zu wenig Wasser mit uns, wir wollten wegen der Hitze nicht so lange wandern. Die Wandertrails hier sind endlos, und die Fotomotive ebenfalls. Einfach nur «Wow!». Wir übernachten wieder mitten in der roten Wüste. Im Westen der Sonnenuntergang, im Osten steht der Beinahe-Vollmond, begleitet von der Venus. Fantastisch!
Canyonsland Natl. Park 08.10.2022
Wir übernachten ausserhalb des Nationalparks, damit wir am früh morgens den Murphy Trail im Valley of the Sky starten können. Immerhin haben wir 18 km mit 1000 Höhenmetern bei klimatischen Wüstenbedingungen im Visier. Zuerst geht es über ein Hochplateau, bis sich vor unseren Wanderschuhen eine Schlucht von ca. 800 Metern in die Tiefe präsentiert. Vorerst ist kein Weg sichtbar, und mir zittern schon die Beine. Der Abstieg gestaltet sich aber wider Erwarten besser, als vermutet. Eingerahmt von Felsbrocken und Klippvorsprüngen fühlen wir uns absturzgesichert. In engmaschigen Serpentinen vernichten wir schnell die Höhenmeter bis zum nächsten Plateau. Auf diesem umrunden wir das ausgetrocknete Flussbett des Murphy Creek. Jetzt wird es so richtig heiss. Das Valley ist windgeschützt, und die dunkle Sandfarbe absorbiert kräftig Wärme, welche die Unterbodenhitze des Backofens liefert. Auf halben Wege treffen wir auf zwei Mountain-Biker, welche von der White Rim Road kommen. 100 Meilen in einem Tag, was für eine Leistung, sie haben denn auch ordentlich Wasserflaschen gepackt. Weiter geht’s im trockenen Flussbett zurück zu unseren Höhenmetern, dieses Mal aber aufwärts. Etwas müde aber happy erreichen wir das Visitorcenter, wo wir unsere Wasserreserven auffüllen. Da treffe ich auf Chris, welcher mich auf unsere deutsche Autonummer anspricht. Er ist hier ganz alleine für zwei Monate mit Zelt und Auto unterwegs. Ich glaube, ein bisschen Gesellschaft wäre eine willkommene Abwechslung für ihn. Zudem weckt er in mir Mutterinstinkte. 20 Jahre, seit 3 Wochen nur Hamburger und Gespräche mit Big Mac. Dankbar nimmt er unser Angebot an, und wir übernachten ausserhalb im BML-Land. Ein grosser, umgebauter Laster nähert sich unserem Platz, das müssen Europäer sein! Auf den zweiten Blick (immer der bessere!) erblicken wir die Schweizer- und Ungarische Flagge. Schon viel gehört und noch nie getroffen, Zolt und Emese aus Basel-Ungarn. Zolt macht ein Lagerfeuer (er hat ja das Löschfahrzeug dabei), und so verbringen wir allesamt einen lustigen Abend und Sam bekommt noch unverhofft ein Pouletschenkeli vom Feuer. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege, wir bleiben aber in Kontakt.
Arches Natl. Park 10.10.2022
Um 10.00 Uhr bremst uns die Leuchttafel «Full» am Parkeingang aus und lädt uns erst ab ca. 15.00 Uhr wieder ein. Effizienz ist auch beim Reisen kein Fremdwort. Wir gehen zwischenzeitlich einkaufen und reisen noch etwas in die digitale Welt ab. Um 15.00 Uhr fahren wir nochmals in den Park, um uns ein erstes Arches-Bild zu machen. Das Licht um diese Zeit lässt die rötlichen Farben des Gesteins wie durch einen Filter toppen. Wir übernachten nochmals im BLM-Land und schreiben nochmals Chris an. Wir schicken ihm unsere Standortkoordinaten und hoffen, er hat Netz und kann die Naturstrasse mit seinem PW bewältigen. Tatsächlich fährt er bei Einbruch der Dunkelheit und Aufgang des Vollmondes ein. Er offeriert uns ein Lagerfeuer und wir ihm Fried Rice. Auch sind wir endlich wieder mit Bier ausgerüstet, und Chris hat ein überaus starkes Verlangen danach. Erst jetzt realisieren wir, dass er über Wochen von Hamburgern OHNE Bier lebt. Für einen echten Münchner muss das hart sein! Chrisis t ja erst 20 Jahre alt, ergo kein Alkohol für Chris in den USA. Wir sind entzückt, dass Chris ganze zwei Tage seiner knappen Zeit mit uns verbringt und seinen Zeitplan so nicht mehr, wie geplant, einhalten kann. Es lag nicht am Bier! Ich glaube, die Nomaden haben ihn fasziniert. In unseren Gesprächen hat er den Unterschied zwischen Urlaub und Reisen kennen gelernt. Chris, dein Münchner Angebot nehmen wir gerne an und hinterlassen dir noch ein Bier vor dem Zelt, währenddem du noch schläfst, Take Care! Um 07.00 Uhr fahren wir ohne Warteschlange in den Park. Wieder herrliches Licht, dieses Mal von der Morgensonne. Wir fahren bis ans Ende der Parkstrasse und wandern einige Stunden durch die Arches. Wunderschön, zwischen den Felsen, dann wieder über glatt geschliffene Archesrücken, wo ich mich fragte, ob wir wirklich noch auf dem richtigen Pfad sind. Wir treffen auf zwei Deutsche, Vater mit Sohn, und wandern gemeinsam weiter. Zu viert glaubten wir eher, auf dem richtigen Weg zu sein. Es gibt ein paar knifflige Stellen, die mir etwas Mut abverlangen, entweder liegt es an meiner zu kurzen Schrittlänge, an meinem fehlenden Vertrauen in die Wanderschuhsohlen oder an der Wegführung. Auf alle Fälle bietet mir der Junge charmant seine Unterstützung durch Hochziehen, Auffangen und mentalen Zusprüchen an, welche ich mit meinen Schweisshänden gerne annehme.
Grand Junction 10.10.2022
Nach einer originellen Übernachtung auf einem Hippie-Campground in Thompson Springs (40 Einwohner!), fahren wir frisch geduscht nach Grand Junction. Heute kommt unser Horu in die Garage zu Mike. Mike hat ein riesiges Areal, vollgeparkt mit gebrauchten Toyotas, Jahrgänge aus alten Zeiten – ein überaus wertvolles Ersatzteillager. Blattfedern, Stossdämpfer, Getriebe, Kardanwellen etc., das sieht schon mal vielversprechend aus. Mike hat uns leider falsch verstanden und nur Zeit für das Wechseln der Bremsklötze einberechnet. Wir sind dankbar, dass er sich den nächsten Tag für unseren Horu einrichtet und den Lift für uns frei macht. Wieder einmal realisieren wir, was Tom’s Fahrzeugtechnik an unserem LandCruiser alles verändert und verstärkt hat. Mike sieht das natürlich auf den ersten Blick und ist zugleich fasziniert, auch wenn ich in meiner Vorstellung sehe, wie er sich am Hinterkopf kratzt. Das wird dein grosser Job. Er wird unserem Horu gleich noch einen Checkup verpassen. Auf den Platz, lernen wir noch Eric kennen, er baut Pop-Up’s und fährt auch einen LandCruiser. Eric gibt uns noch ein paar to-do-Tipps in Grand Junction, um die Zeit bis morgen zu überbrücken. Wir fahren die Rim Rock Drive im Colorado National Monument. Diese malerische Strasse im oberen National Monument folgt am oberen Rand einer Reihe von Schluchten über eine Strecke von ca. 35 km. Wir sind überrascht, haben wir bis anhin doch schon so viele Schluchten und Valleys gesehen in allen Formationen, die Fahrt hat sich wirklich gelohnt. Wir fahren wieder nördlich ins BLM-Land, um uns einen Übernachtungsplatz zu sichern, wo uns plötzlich Eric verfolgt. Er fährt uns vor und führt uns an einer seiner Favoriten-Spots. Hmmm, eigentlich hatten wir keine Lust mehr auf Offroad-Pisten, gerade jetzt, wo endlich unser Garagentermin steht! Es gibt kein Zurück und wir fahren dem um einiges smarteren Gefährt von Eric nach. Ein paar Schräglagen in Steilpassagen (ähnlich einer Carrera-Rennbahn), und wir haben uns den schönsten Platz for ever gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang gesichert. Wir essen zusammen, Eric bringt noch Früchte und zum krönenden Abschluss trinken wir Whiskey bei Gesprächsthemen – wie könnte es anders sein – Offroad, Bike, Surf and Rock’n’Drive.
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, wie schön solche spontanen und doch kurzen Beziehungen sind. Wir empfinden diese im Zeitverhältnis als sehr offen, herzlich, unkompliziert und trotzdem sehr tiefgründig mit Good-bye-Umarmungen – eine total neue Erfahrung.
Vielen Dank an Mike von www.metricoffroad.com in Grand Junction. Er hat heute volle 6 Stunden Arbeit an unserem Horu geleistet und wir fahren wieder mit neuen Bremsscheiben, Bremsklötzen und einem neuen Radlager. Mit all seiner Erfahrung meinte er, Toms’s Fahrzeugtechnik habe gute Arbeit beim Ausbau des Fahrzeuges geleistet. Glücklich und allzeit bremsbereit fahren wir weiter.
Bryce Canyon Natl. Park 14.10.2022
Weiter fahren wir Richtung Bryce Canyon durch das wunderschöne Utah. Eine traumhafte Fahrt durch die unterschiedlichsten Wüstenregionen in allen Farben unserer Erde. Auf einem Pass treffen wir noch einen Motorradfahrer, der uns – sage und schreibe – auf dem Dempster Highway (mögt ihr euch noch erinnern? Arctic Ocean!) gesehen hat. Ist schon eine Weile her. Wir treffen in Bryce Canyon City ein. Natürlich ist der Campground schon besetzt. Im BLM-Land, 4 km vor dem Parkeingang finden wir wieder einen wunderschönen Platz und sind von Rehen umgeben, was wollen wir noch mehr. Das würde im kostenpflichtigen Campground doch noch mit 10 Dollar Aufpreis verrechnet. Die Nächte hier sind schon empfindlich kalt, Eis kratzen! Im Gegensatz dazu steigt das Thermometer bei unserer Wanderung unten im Canyon auf ungefähr 30 Grad. Wir wandern einen Doppel-Loup. Unsere Froschperspektive aus dem Tal nach oben macht die Hoodies-Monumente nochmals eindrücklicher. Auch hier sind die geologischen Gesteinsformationen durch die Auswaschungen von Wind und Wasser in ihren Farbtönen, aber auch durch verschiedene Sand- und Salzeinlagerungen schön zu erkennen. Plötzlich gefällt mir der Geografieunterricht und ich tausche meinen Klassenzimmerfensterplatz gerne mit der Wirklichkeit. Nach einer weiteren Frostnacht – dieses Mal mit Schlafsack bis -30 Grad abgefedert – setzen wir unsere Parksuche Richtung Grand Canyon fort.
Kanab City 16.10.2022
Es ist Sonntag, und die Library hat geschlossen. Kein Grund zum Kneifen, das WiFi funktioniert auch im Freien und ohne Passwort ;-). Ran an die Hausaufgaben!
Grand Canyon 17.10.2022
Der Grand Canyon in Arizona ist eine Felsformation. Gelbe, rote, graue und schwarze Gesteinsschichten sind Zeugen der geologischen Geschichte der letzten Jahrmillionen. Die atemberaubende Schlucht, die sich seit Urzeiten, nämlich seit ca. 1,8 Milliarden Jahre formt, weist eine Länge von 446 km, eine durchschnittlichen Breit von 16 km und eine Tiefe von 1600 m (bis max. 1829 m) auf. Der Grand Canyon ist eines der sieben Weltwunder und gehört zu den Top-Sehenswürdigkeiten der USA. Man muss ihn einfach gesehen haben. Wir haben uns für zwei Nächte einen Platz im National Forrest, ca. 5 Kilometer vom Historic Village des South Rims ergattert. Am Morgen werden wir wieder herzlich von einer Rinderherde begrüsst. Wir machen eine Erkundungstour dem South Rim entlang, und sind von diesem naturgeformten Panorama, welches sich am Abgrund in die Weite und Tiefe eröffnet nur noch erstaunt. Sam wollte schon vor 8 Jahren mit Patrick in den Canyon absteigen. Aber an einem Tag runter und wieder hoch wird eher nicht empfohlen. Da wäre noch die Phantom Ranch zum Übernachten. Aber schon vor 8 Jahren war eine kurzfristige Buchung ein Ding der Unmöglichkeit. 15 Monate im Voraus geht’s! Probieren ist jedoch einfacher als 15 Monate im Voraus-Buchen. So ergattern wir uns eine Cabin-Übernachtung und verbringen noch gerne drei Wartetage im Park, die wir für eine ausgiebige geologische Information nutzen. Zwischenzeitlich machen wir den Grand View Trail bis zur Horseshoe Mesa, ein Trail, der nicht bis zum Colorado-River führt. Ein Threshhold Trail ist ein Trail, der – im Gegensatz zu Corridor Trails – nur gewartet wird, wenn es zu Auswaschungen oder anderen groben Schäden kommt. Zudem ist er deutlich steiler, schmaler und ausgesetzter, kurz gesagt, nicht für Grand Canyon Anfänger geeignet, aber für Schweizer. Der Trail bis zum Horseshoe ist lediglich 4,8 km lang, es sind aber 780 Meter Höhendifferenz zu überwinden. Der Trail wurde 1890 angelegt, um den Minenarbeiter den Zugang zur Last Chance Kupfermine auf der Horseshoe Mesa zu ermöglichen. Während der grösste Teil des Trails entlang natürlichen Schrägen am Hang des Canyons verläuft, gibt es einige Abschnitte, an denen er mit Holzpfählen und Metallpfählen direkt an die Canyonwand genagelt wurde. Hier verläuft der Trail denn auch besonders exponiert, nichts für Höhenängstliche.
Endlich geht’s ganz hinunter zum Colorado River. Gut eingelaufen entscheiden wir uns für den Kaibab Trail, 1420 Meter Abstieg, tiefer, tiefer, tiefer in 11,3 km. 1420 Tiefenmeter offenbaren uns die Entwicklung dieses Teils Nordamerikas. Wir durchsteigen Schiefer, Sand- und Kalkstein, sowie Granit und Metamorphit bis wir auf den Urheber des Canyons, den Colorado River treffen. Zuerst heisst es noch, unsere aufgedunsenen Füsse im Fluss abzukühlen, wobei, kalt ist er nicht wirklich. Dann erreichen wir endlich unser Übernachtungsziel die Phantom Ranch. Wir sind angenehm überrascht, ein richtiges Steinhäuschen mit Cheminee, Flush-Toilette und Duschhaus. Das Essen schmeckt uns hervorragend, Eintopf mit Bohnen und frischer Salat. Obschon es hier unten gefühlte 20 Grad wärmer ist als da, wo wir herkommen, kühlt es in der Nacht doch ordentlich ab, wohl auch, weil die Sonne sich schon um 16.00 Uhr verabschiedet. Frühstück ist um 06.30 Uhr (wir haben uns für die Spätschicht entschieden!) Ausgeschlafen und mit Kalorien versorgt geht es wieder hoch. Dieses Mal den Bright Angel Trail, 1320 Höhenmeter und 15,3 km. Eigentlich haben uns nur die letzten 4 km so richtig in die Waden gehauen. Schön wars, jederzeit wieder (gemäss meiner Uhr nach 72 Stunden Erholungszeit).
Danke von Herzen liebe Karin für eure Abenteuer die du mit diesem Blog immer wieder so spannend, humorvoll und bildlich zu uns bringst.
Einfach toll, mit Suchtfaktor!
Liebe Umarmung aus eurer Heimat
Lisbeth
Danke, liebe Lisbeth! Schön, dass du hie und da ein Aug voll nimmst. Liebe Grüsse in die Heimat vom Grand Canyon South Rim😘
Karin&Sam