San Pedro de Atacama 10.11.2022

Von Bolivien herkommend, fahren wir weiter auf der Lagunenroute und lassen die Laguna Blanca sowie -Verde im Schneegestöber rechts liegen – leider. Meinem Gesundheitszustand geht es ganz dem Wetter entsprechend. So bekomme ich den letzten Fahrtag gar nicht mehr richtig mit und wünsche mir nur noch ein Bett, das still steht.
Auch die Zollformalitäten in Hito Cajón ziehen an mir wie ein Fiebertraum vorbei, begleitet von einer eisigen Kälte. Fotos gibt es dementsprechend keine. Oder, wollt ihr sehen, wie ich im Zollamt an der Wand sitze, halb schlafend und sich eine Horde Chinesen über mich bückt und mich unter ihnen beinahe erdrückt? Sie alle wollen nur den QR-Code an der Wand über mir scannen. Nein, das wollt ihr sicher nicht. Mit letzter Kraft kann ich mich noch aus dem impertinenten Knäuel lösen und davon retten.
Wir kommen im rund 2000 Meter tiefer gelegenen San Pedro de Atacama an. Entsprechend sind die Temperaturen wieder über 25 Grad (oder ist mein Fieber so hoch?).
Ich habe noch gar nicht viel mitgekriegt vom neuen Land Chile, immerhin unser 14. Grenzübertritt! Zwei verschiedene Notaufnahmen und deren Wartezeiten sind meine ersten Erlebnisse hier. Es scheint, als würde es für Ausländer noch eine 5. ‚Wartezeit-Kategorie‘ geben, Chilenen haben Vorrang.
Husten und Fieber sind durch Selbsttherapie weg (musste nach 5 Stunden Wartezeit kapitulieren) oder wurden ganz einfach durch Diarrhoe ausgetauscht – es geht also internistisch weiter.
Zwischendurch reiss‘ ich mich zusammen, und wir gehen auf den Hauptplatz in ein Kaffee (die Toiletten hier sind gut). Wir treffen zufällig auf Julia und Peter; mit ihnen haben wir die Angelito I auf Galapagos geteilt. Was für eine Überraschung!
Endlich, nach fast drei Wochen Husten und 4 Tagen Diarrhoe, also einem Monat nicht mich selbst, geht es mir wieder besser. Lungen dicht, Darm dicht. Zusammen mit Claudia und Achim machen wir uns auf eine weitere Lagunentour hier im Norden Chiles, an der Grenze zu Argentinien. Die geteerte Strasse führt uns vorerst an der Laguna Miscanti sowie der Laguna Miñiques vorbei, beide auf 4200 Metern gelegen mit den gleichnamigen Vulkanen als ihre Hintergrundkulissen. Ein wunderschönes Bild, jedoch fehlen uns hier die Flamingos im Vordergrund. Die Farben hier präsentieren sich ähnlich, wie auf der Lagunenroute in Bolivien. Und da haben wir’s schon: Wir sind verwöhnt! So schnell lassen wir uns nicht mehr hinreissen, eigentlich schade!
Die Laguna Agua Calientas präsentiert uns ihre weisse Salzkruste, getüncht in zartes Rosa, schon von Weitem. Das Farbenspektakel ist uns bereits bekannt, jedoch nicht der heftige Wind. Schon das Verlassen des Fahrzeuges gestaltet sich als schwierig. Lässt sich die Tür noch halten, oder reisst sie mir der Wind aus der Hand. Der Marsch zur Lagune gestaltet sich als recht abenteuerlich. Der steife Wind prescht über Atacama-Wüste auf dem Altiplano und nimmt uns beinahe mit sich mit in die Weite. Jeder Schritt muss sitzen. Fotoaufnahmen könnten einem leicht das Handy kosten. Laguna Agua Tormentosa wäre die bessere Bezeichnung.
Wir fahren weiter durch die traumhafte Landschaft Richtung Grenze nach Argentinien. Diese ist aber für uns Touristen nicht passierbar. Claudia und Achim wollen einen Loup auf 90 km Gravel fahren, um morgen wieder in San Pedro zurück zu sein. Wir planen unsere Übernachtung lieber auf unter 4000 Metern ein, wo Wind, Temperaturen und Sauerstoffgehalt eher meiner Rekonvaleszenz entsprechend. Wir haben gut gewählt und ich schlafe tatsächlich bis 08.30 Uhr aus. Wir treffen uns wieder in San Pedro um morgen die Argentinische Grenze zu passieren. Heute Abend gibt es ein Ausessen-Essen: Rösti, Spiegeleier und Salat, für Fleischliebhaber sorgen Claudia und Achim zusammen mit ihrem Kühlschrank.

Weiter geht es im Argentinien Blog Purmamarca 16.11.2023

Weil sich das Land Chile wie eine Krawatte auf der Landkarte präsentiert, wechslen wir hin und wieder die Grenze nach Argentien. Wir kommen später  zurück nach Santiago de Chile

Willkommen zurück in Chile auf der Fahrt nach Santiago de Chile 07.12.2022

Ein grosser Grenzübergang steht uns in Libertadores, wenige Kilometer nach der Staatsgrenze Argentinien-Chile, welche sich übrigens mittig im Tunnel befindet, bevor. Eine lange Autokolonne kündigt uns die ungefähre Wartezeit an. Wir stehen vor einem neuen und modernen Bau an. Die Aussicht hier auf die Berge ist aber wunderschön. Die Gipfel noch schneebedeckt, Skilifte verraten uns, dass hier ein Skigebiet ist, Pisten führen über Viadukte und eine Piste hat den Frühling sogar bis jetzt überstanden, wenigstens optisch. Lastwagen sind heute nur wenige unterwegs, so werden die Personenwagen in der Lastwagenhalle abgefertigt. Nach 2.5 Stunden Wartezeit fahren wir endlich ins Gebäude hinein. Aber das Warten nimmt hier immer noch kein Ende. An der Aduana warten wir nochmals 1.5 Stunden, bis wir unsere Pässe und Horus TIP gestempelt bekommen. Jetzt kommt nur noch der Zoll mit der Agrarkontrolle und wirft einen eindringlichen Blick in unserer Fahrzeug. Gemüse, Eier etc. haben wir dem Beamten schon einmal ‘als gefundenes Fressen’ bereit gelegt. Aber, was wir hier erleben, toppt unseren ersten Grenzübergang nach Chile. Dieses Mal wird auch mein kleiner Kaktus aus dem Gran Canyon vernichtet, welchen ich eigentlich als Kunststoff-Deko verkaufen wollte. Karotten werden noch gefunden, und der junge, leicht arrogante Beamte, verliert langsam die Neven und droht mit Busse. Wir hätten unterschrieben, dass wir keine Früchte, Gemüse, Eier, Pflanzen etc. einführen. Zur Sicherheit haben wir dies auf dem Formular doch aber bejaht, weil man ja nie weiss, was ist erlaubt, und was eben doch nicht. Wir sind ohne Busse und ohne blaues Auge davon gekommen, aber auch ohne Kaktus, welcher nun schon über ein Jahr mit uns gereist ist. An Tagen wie diesen!
Nach Santiago reicht es heute nicht mehr, so übernachten wir an einem Truckerstopp und essen in der Nachbarschaft etwas Kleines. Um unseren Kühlschrank zu füllen, kaufen wir bei Paula und Nicole noch frisch gelegte Eier, welche ich den aufmerksamen Hennen selbst stehlen darf.

Santiago de Chile 08.12.2023

Santiago de Chile, offiziell und kurz Santiago, ist die Hauptstadt von Chile. Im städtischen Siedlungsgebiet leben über 5 Mio. Menschen, in der gesamten Región Metropolitana sind es über 7 Mio. Menschen. Somit leben etwa 44 Prozent aller Chilenen in der Hauptstadt oder in ihrer direkten Umgebung.

Santiago heisst eigentlich nur die Gemeinde, die das Stadtzentrum und das Regierungsviertel umfasst. Hier leben 404’495 Menschen.

Die Stadt ist das unbestrittene politische Zentrum Chiles, auch wenn das chilenische Parlament, der Congreso Nacional, in Valparaíso tagt. Santiago ist auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das bedeutendste Wirtschafts- und Kulturzentrum von Chile mit zahlreichen Universitäten, Hochschulen, Museen und Baudenkmälern. Die bedeutendsten Unternehmen Chiles haben ihren Sitz in Santiago, ebenso viele ausländische Dependancen. Die Hauptstadt ist auch das Medienzentrum des Landes. Santiago ist das unangefochtene Zentrum Chiles, das Herz und das Gehirn der Nation .Eigentlich figurierte Santiago nicht auf unserer To-do-Liste. Doch hier wollen wir endlich wieder einen Reservereifen auftreiben. Die Stadt übt aber einen positiven Eindruck auf uns aus. Sauber, modern und aufgeräumt mit viel Grün in Form von Parkanlagen, Palmenhaine und Frühlingsblumen lassen Ferienstimmung aufkommen.

Der erste grosse Reifenhändler scheint infolge Marias unbefleckter Empfängnis geschlossen zu sein. Tags darauf treffen wir bei der Firma ‘Leon’ ein, von welcher wir uns löwenstarke Goodriches erwarten. Leider liegt unsere Grösse nicht an Lager. Aber endlich können wir in einer Filiale im 150 km entfernten Viñia del Mar unsere Masse reservieren. Aber zuerst heisst es noch, in aller Ruhe meinen Geburtstag zu feiern. Mittlerweile ist es Sonntagmorgen, und ich darf Horu erst verlassen, wenn ich gerufen werde. Die Blase drückt, und auch meine Erwartung ist gespannt. Lisa, Chris und Sam überraschen mich mit Geburtstagsmusik, Dekoration und einem Champagnerfrühstück. Am Nachmittag werde ich in die Innenstadt entführt, genauer gesagt, in einen Escape Room. Als Weinliebhaber (und zwischenzeitlich schon ziemlich geeicht), werde ich in den ‘Room Santa Rita’ entführt:

‘Eres parte de un equipo elegido por la Viña Santa Rita para descubrir el escondite de la última botella de la partida original del vino “Medalla Real” que ganó el primer lugar en las Olimpiadas del Vino de París en 1987. Deberás usar todos tus sentidos, volverte un experto en vino y sumergirte en la historia de la viña para encontrar este ejemplar único que cambió el destino del vino chileno. Pero cuidado: después de 60 minutos, la cava secreta se cerrará para siempre. ¿Eres capaz de recuperar el mejor vino del mundo?’

Trotz Unterstützung von Lisa, Chris und Sam, schaffen wir es nicht, uns innert 60 Minuten aus der Bodega zu befreien. Liegt es am Schwierigkeitsgrad von 8/10, an unserer minimalen Gruppengrösse, oder doch am Champagnerfrühstück zuvor, wie steht es mit der Altersbegrenzung? Auf alle Fälle macht uns der Event richtig Spass und ruft nach ‘Fortsetzung folgt…’ . Unsere Geburtstagsessen-Reservation in der Bodega Bocanaríz in der Innenstadt steht gleichwohl fest und belohnt alle Verlierer mit gutem Essen und Wein. Wir verlassen das Restaurant als Gewinner des Tages! Vielen lieben Dank an Lisa und Chris für die super Überraschung.

Radal Siete Tazas 12.12.2023

Der Nationalpark Radal Siede Tazas liegt in den Anden, östlich von Talca und ist eine wunderschöne natürliche Oase. Viele Besucher kommen in den Park, um die Siete Tazas (Sieben Tassen) zu besuchen. Sieben kleine natürliche Pools entlang des Rio Claro.
Leider sind zwei der sieben Tassen 2010 durch ein Erdbeben zerstört worden. Sehenswert sind sie alleweil! Der Weg hierher ist rumpelig, das Klima mild und die unberührte Natur einfach überwältigend. Hier gibt es verschieden lange Wanderungen; wir entscheiden uns für den Chiquilanes, welcher uns 500 Höhenmeter höher führt. Hier treffen wir auf Chile‘s Frühling in den schönsten Farben. Mein, durchs Reisen unterdrücktes, Gartenhobby blüht wieder auf.

Villarrica und Pucón 15.12.2023

Wir erreichen Villarrica und Pucón, die besten Ziele für Feinschmecker und Outdoor-Liebhaber. Eine perfekte Mischung zwischen gutem Essen und malerischen Landschaften. Der Vulkan Villarrica ist die Hauptattraktion des Ortes, er ist auch der aktivste Vulkan in Südamerika. An seinen Hängen gibt es ein Skizentrum und Höhlen vulkanischen Ursprungs. Dank seiner spektakulären Landschaften und der enormen Anzahl von Gletschern ein Traum für uns. Es wird ein Traum bleiben: Wir könnten bis zum Krater in fast 3.000 Metern Höhe aufsteigen und uns von einer unfassbaren 360°-Sicht bezaubern lassen. Oder auf seinen Hängen Skiabfahrten machen, wo jahrzehntelang Lavaströme beeindruckende Naturwege und Rampen geformt haben.
Leider machen uns die aufkommende Schlechtwetterlage, die momentane Aktivität sowie die falsche Saison für Schneesport gleich mehrere Striche durch unsere Wunschliste. Egal, wir stehen früh auf und geniessen noch die letzten Sonnenstrahlen auf unserer Wanderung zum ‚El Pino‘. Hier treffen wir auf ausgedehnte Wälder der Araukarien, welche zur Pflanzengattung der Koniferen gehören. Sie kommen auf der Südhalbkugel vor oder bei uns zu Hause im Gartencenter für EUR 8‘000. Im Inneren des Waldes sind sie märchenhaft und romantisch mit Bartmoos geschmückt. Was für ein passendes Adventsbild!

Der Wetterbericht liegt vollkommen richtig. Termingerecht und auf den Endpunkt unserer Wanderung terminiert, setzt der Regen ein. Es wird empfindlich kalt.

Weiter geht es im Argentinien-Blog unter Bariloche 17.12.2023