San Gil befindet sich direkt an einer wichtigen Transitstrecke, eingekesselt von hohen Bergen, tiefen Schluchten und beeindruckender Landschaft. Die Hauptroute von Bogotá nach Bucaramanga, immerhin zwei der Top-6 Metropolregionen in Kolumbien, verläuft durch das kleine San Gil, ebenso wie die zweitschnellste Route der rund 1000 Kilometer langen Strecke von Bogotá nach Cartagena und Barranquilla im Norden des Landes. San Gil ist eine rund 50‘000 Einwohner zählende Stadt, die vor allem für ihre Outdoor-Sportarten bekannt ist. Aufgrund der zahlreichen Aktivitäten sowie der strategisch günstigen Lage auf dem Weg von Bogotá in Richtung Nordküste ist sie sowohl bei Backpackern als auch Individualreisenden sehr beliebt. Doch so richtig begeistern konnte uns das Städtchen nicht – dafür das Umland umso mehr.
Was wir hier in San Gil aber keines Falls verpassen wollen, ist wieder einmal ein Adrenalin-Cocktail. River Rafting auf dem Rio Fonce! Gleich nach dem Einstieg in den reissenden Fluss steht uns die erste Prüfung zuvor. Dank gut dosiertem Stresshormon, paddeln wir wie die Wilden, um die Walzen aufrecht zu überstehen. Wird es etwas ruhiger lassen, lassen wir uns im kühlenden Wasser hinunterreiben. Ich wundere mich noch über die Frage unseres Guides Alfonso: ‘Saben bailar’? Schnell wird uns klar, was er damit meinte. Wir tanzen drei Pirouetten über die nächste Stromschnelle, jetzt beginnt der Spass erst recht. Grüne Leguane am Ufer lachen uns maskenhaft entgegen. Nach rund 11 km erreichen wir mit angenehm übersäuerten Oberarmen San Gil. Muchas gracias a Alfonso!
Barichara lässt uns zuerst an die Kolonialzeit denken. Heute scheint Ruhe und Frieden hier eingekehrt zu sein, getoppt mit einer wunderschönen Natur, welche farbenfroh mit der Zivilisation interagiert. Diese charmante kolumbianische Stadt ist nicht allzu gross, hat aber auf jeden Fall sehr viel zu bieten. Es reicht aus, nur auf den Kopfsteinpflasterstrassen zu gehen und dabei die schönen Strassen, gesäumt von weiss getünchten Häusern zu erkunden, um sich hier wohl zu fühlen. Jede Gasse und jedes Haus hat eine Geschichte zu erzählen und seine Schönheit zu zeigen. Etwas ausserhalb vom Dorfrand verbringen wir ein paar Tage im wohl schönsten Campground seit Zeiten, bei den Holländern Juliane und Joep. Auch treffen wir hier wieder auf Lisa und Chris, welche wir bereits in Cartagena in unserem Hostel von Elias für einen Tag kennen lernen durften. Falls ihr euch noch an Elias erinnern mögt, könnt ihr euch lebhaft vorstellen, was für lustige ‘Überwachungsanekdoten’ wir uns gegenseitig zu erzählen wissen. Zusammen mit Lisa und Christ gehen wir auf Entdeckungstour. Barichara erreichen wir jeweils zu Fuss oder in 10 Minuten mit dem Tuctuc. Wobei unsere letzte, nächtliche Heimfahrt doch sehr abenteuerlich verlief. Ohne laufenden Motor, raste der Fahrer im Dunkeln die Strasse hinunter auf seinen drei Rädern, das sind Momente, in denen ich den Off-Schalter meiner Fantasie sofort betätigen muss.
Vor der Kolonialzeit wurde Barichara von den Guanes bewohnt, einer der vielen einheimischen Gruppen, die in Kolumbien lebten. Der Dorfname kommt eigentlich vom Guane-Wort ‘barachalá’, was ‘Ort der Ruhe’ bedeutet. Ausserdem hatten die Guanes damals einen interessanten Snack; die ‘grossärschigen Ameisen’! Noch heute essen sie die Kolumbianer in der Region Santander als exotische und für uns ungewöhnliche Delikatesse. Sie werden gebraten und gesalzen gegessen und sind besonders hier in Barichara zu finden. Heutzutage ist Barichara als die schönste Stadt Kolumbiens bekannt. Auch wurde es zum nationalen Kulturerbe erklärt. So ist Barichara absolut einen Abstecher wert. Obwohl es längst kein Insider-Tipp mehr ist, verirren sich nicht viele Reisende hierher.
Hier herrscht ein angenehm mildes Klima, während es an der Küste des tropischen Kolumbiens sehr heiss ist, ist es in Barichara, auf über 1000 m, durchschnittlich 22 °C warm. Also, wunderbare Bedingungen für uns, um in der Stadt zu flanieren oder ins Nachbardorf Guane zu wandern.
Zurück nach San Gil, machen wir noch einen Abstecher zu den Cascadas de Juan Curí, welche von der Strasse nach Charala gut erreichbar sind. Zusammen mit Lisa und Chris übernachten wir am Parkeingang und lassen uns von der Familie, wo wir vor deren Haus stehen, bekochen. Obwohl sie noch Gemüse einkaufen müssen (wo auch immer, denn das nächste Dorf ist per Auto 25 Minuten entfernt), machen sie das mit Freude. Ganze 20 Dollar bezahlen wir für Reis mit Gemüse (Sam mit Pollo), vier Getränke und vier Kaffees, einfach unglaublich. Am nächsten Morgen machen wir uns auf die kurze Wanderung zum Wasserfall auf. Wir nehmen den abenteuerlicheren Weg auf der linken Seite hoch, wo es über Stock und rutschigen Stein geht. Jetzt, wo mein zweiter Turnschuh eingetaucht ist, laufe ich unbekümmert durchs Wasser. Ein paar Sturzfälle lassen sich mit Leitern erklimmen, die Hände suchen nach greifbarem Material wie Stein und Wurzeln, immer im Bewusstsein, dass sich eine Tarantel oder Schlange (oder fette Kröte) belästigt fühlen könnte. Ein paar Seile erleichtern einem zudem das Hochgehen über veralgte und sehr rutschige Steine. Nach 30 Minuten stehen wir vor dem Hauptwasserfall. Stolze 180 Meter über unseren Köpfen schiesst das Wasser vor unsere Füsse. Hier lernen wir Miro kennen, ein Pole, der nach siebenjähriger Segelreise mit seinem Segelboot nach Columbien ausgewandert ist und in Minca jetzt ein Hostel mit Cabins führt (https://www.airbnb.com/rooms/28438659). Obwohl der Wasserfall kühle Luft und etwas Fallwind mit sich bringt, gehen wir doch im Pool baden. Wassertemperaturen von nur 20 Grad sind wir uns gar nicht mehr gewohnt. Den Rückweg nehmen wir auf der anderen Seite unter unsere nassen Füsse. Dieser Weg ist sehr gut ausgebaut und ähnelt eher einem Spaziergang. Am späten Vormittag geht unsere Reise weiter über San Gil nach Gadalupe.
Die Quebrada Las Gachas Tauchbecken, sind die wohl beliebteste Attraktion. Sie sind natürliche Ressourcen, die es Wert ist, gesehen und erhalten zu werden. Die roten Flüsse, oft Caño Cristales von Santander genannt, locken Touristen und Einheimische aus allen Richtungen an. Rote Steine unter dem flachen Wasser sorgen für bemerkenswerte fotografische Möglichkeiten. Im Gegensatz zu Caño Cristales la Macarena ist das Farbspiel ganz jährlich zu sehen, da die Färbung nicht durch die Algen, sondern durch das Eisendioxid der Steine hervorgerufen wird. Nach einer Stunde Fussmarsch, erreichen wir die Pools weiter oben, in denen wir uns herrlich abkühlen können! Hier finden wir mehrere Becken, in welche wir reinspringen können. Das rutschige Gestein eignet sich auch herrlich als Wasserrutsche. Im gesamten Flussbett gibt es etwa 100 Krater, welche zwischen 2 und 6 Meter tief sein können. Das glitschige Gestein lässt sich am besten in Socken begehen, die Rutschfestigkeit hätten wir so nie erwartet.
Die Entstehung ‚Villa de Leyvas’ reicht bis in die Zeit der spanischen Eroberungen zurück. Das Städtchen wurde schon früh zum nationalen Denkmal ernannt und dadurch von modernen Überbauungen wie Büro- und Wohnhochhäusern verschont. Immer noch gibt heute Villa de Leyva einen Eindruck von kolonialer Architektur und Ambiente her. Die nur einstöckigen Häuser mit ihren Ziegeldächern, die Kirche mit ihren massigen und niederen Türmen zusammen mit dem Jahrhunderte alten Kopfsteinpflaster und der riesigen Plaza bieten deshalb auch immer wieder die Kulisse für historische Filme, wie den 1987 gedrehten Film ‚Cobra Verde’ mit Klaus Kinski. Am Ende der Dorfstrasse finden wir ein wunderschönes Glamping. Glamping, ein Kofferwort für ‘Glamourous Camping’. Damit ist gemeint, dass man – ähnlich wie beim normalen Campen – zwar in der Natur übernachtet, aber alle Annehmlichkeiten eines Glamper geniesst, der in komfortablen sowie gut ausgestatteten Unterkünften übernachtet. Hier bleiben wir zusammen mit Lisa und Chris einige Tage. Silveydi, eine Kollegin von Lisa und Chris kommt uns aus Medellin besuchen, um ihr langes Wochenende mit uns in Villa de Leyva zu verbringen. Allem voran möchte sie aber gerne Camping (oder Glamping) schnuppern. Wir befinden uns auf über 2200 Metern. Das Klima hier oben ist sehr angenehm. Die Nächte kühlen ordentlich unser Dachzelt aus; wir haben das Kuscheln unter der warmen Decke beinahe verlernt. In und um das schöne Städtchen gibt es einiges zu entdecken. Wir erwischen gerade das richtige Wochenende, nämlich zum Jazz Festival auf dem Hauptplatz. Virtuose Jazzkünstler bis hin zur Gruppe ‘Burning Caravan’ aus Bogotà, eine Art Musikmischung aus Gipsy und Punk, der Stil hat uns angenehm überrascht. Wir wandern, spielen Karten und trinken Chris’ famosen Gingerale-Rum-Limette aus Teetassen. Wahrscheinlich eine Art Tarnung, da wir keinen eigenen Alkohol auf dem Galmping trinken dürfen. Und am Samstag ist Markt. Natürlich schaffen wir es nicht, bereits um 04.00 Uhr morgens dort zu sein. Aber auch um 10.00 Uhr wirken die Stände immer noch bunt und aufgeräumt ordentlich. Für uns immer wieder ein Highlight, auch wenn unser Kühlschrank schnell ans Limit kommt.
Nur wenige Minuten von Villa de Leyva entfernt, besuchen wir die Casa Terracotta. Dabei handelt es sich um ein tonfarbiges Bauwerk, das der Künstler Mendoza ebenso brannte wie Töpfer, wenn sie Geschirr, Töpfe und andere dekorative Objekte herstellen. Ein Bauprojekt, das gemäss seinem Schöpfer „die Erde in bewohnbare Architektur verwandelt“. Die Natur der vier Elemente vereinigt er in ein bewohnbares Kunstwerk, welches den 1. Preis in der ‚Bienal de Deseño’ in Saint-Etienne, Frankreich, erlangte. Manche bauen sich Luftschlösser, andere bodenständige Lehmhäuser, wie Octavio Mendoza. Zurück zur Natur ist sein Credo. Die Elemente wiederholen sich überall auf philosophische ‚Art und Weise’ in seinem Kunstwerk. Es ist das grösste Keramikkunstwerk der Welt. Die Naturgewalten, wie Wasser und Wind, liessen das Projekt vorerst aber eindrücklich scheitern. In einem zweiten Anlauf entstand mit Hilfe von nur fünf Arbeitern das 500 Quadratmeter grosse Haus aus Ton.
Mendoza bewohnte das Haus zusammen mit seiner Familie nur ein halbes Jahr! Das Klima im Innern war zwar sehr angenehm, aber die vielen Schaulustigen, welche an den runden Fenstern klebten, liessen keine Privatsphäre mehr zu. Heute sind Türen und Fenster offen für alle. Das Haus ist aber immer noch in seinem Besitz. Für uns Schaulustigen wahrhaft eine kunstvolle Mischung aus Flintstones und Gaudí.
Am Nachmittag besuchen wir noch das Museo El Fosíl. Versteinerungen haben uns schon immer fasziniert. Ein ganz besonderes Exposit in diesem Museum ist wohl der über sieben Meter lange Kronosaurus. Ein lungenatmendes ‘Meeresungeheuer’ aus der späten Dinosaurierzeit. Allein sein Kopf ist 2,7 Meter lang. Aber, warum wurde der Name zu Monquirasaurus boyacensis gewechselt? Der Grund lag darin, dass ‘Kronosaurus’ eigentlich ein Australischer Pliosaurer ist. Und da beide Meerestiere auf der südlichen Hemisphäre gefunden worden sind und beide eine gigantischer Grösse ausweisen, nahm man an, dass sie der gleichen Spezies angehören. Dem ist aber nicht so. Die ‘Colombian Geological Survey’ und die ‘Universidad des los Andes’ arbeiteten eng zusammen, um das Fossil zu konservieren und schützen. Es bekam im wahrsten Sinne des Wortes ein Dach über dem grossen Kopf – das Museum entstand am Fundort. Während dieser Zeit der Zusammenarbeit wurde klar, das Fossil ist unterschiedlich zum Australischen Kronosaurus. So bekam unser Freund den neuen, wissenschaftlichen Namen ‘Monquirasaurus’ in Anlehnung an den hiesigen Fundort in Vereda Monquirà. Nun hat das einzigartige Fossil einen richtigen kolumbianischen Namen, nämlich ‘das Reptil von Vereda Monquiré, vom Departement Boyacé. Oder einfach nur das ‘El Fosíl de la Región’.
Heute heisst es wieder einmal Abschied nehmen. Lisa und Christ bewegen sich weiter nach Bogotà, da sie Medellin schon bereist haben. Aber, wir sind uns sicher, dass wir die beiden wiedersehen werden. Wir entscheiden uns für die Ruta 62 und werden sicherlich 3 Übernachtungen unterwegs einplanen. Die Strasse schlängelt sich über das Hochland Zentral Kolumbiens, ist geteert, aber alternierend halt auch ohne Belag. Erdrutsche, Bodenverschiebungen, schwere Lastwagen und Baustellen gestalten die Fahrt ganz schön abenteuerlich. Manchmal droht die Strasse hangwärts sehr absturzwillig zu verschwinden. Angesammelte Feuchtigkeit und Erdrutsche bis zur Strassemitte verlangen volle Aufmerksamkeit. So brauchen wir für nur 150 km zum ersten Stopover ganze 5 Stunden. Aber zum Glück alles eingeplant, auch wenn Onkel Garmin und Tante Mapsme zwei Stunden ankündigen. So landen wir also im Innenhof eines einfachen Strassenhotels, das Leben kann nicht immer schön sein.
Auf unserer Fahrt nach Guatapé machen einen kurzen Zwischenstopp für kleine Mädchen, dann trinken wir noch einen Jugo natural, welcher zeitlich durchaus noch im Plan liegt. Wir geniessen den Ausblick auf die wunderschönen Cascadas de Perlas, welche in die gebirgige Landschaft eingebettet sind. In der Tiefe zu unseren Füssen, liegt das Städtchen Cocorná. Die Paragleider über unseren Köpfen tun es uns gleich. Und schwupps, völlig unvorbereitet und spontan machen wir ihnen das Fliegen nach, natürlich nur als Co-Piloten. Genau nach dem Motto, wer rastet, der rostet, machen wir anstelle einer Fahrpause; einen Flug in luftige Höhen, und ‚Horu‘ unter uns, immer schön im Auge.
Wir erreichen Guatapé, wo wir in einem typischen Backpacker-Hostel einen Stehplatz finden. Lärmmässig waren wir vorbereitet, auf was wir uns einlassen. Die Lautstärke der Musik übertraf aber die Lautstärke unseres iPad, auf welchem wir gerade Staffel 2, Folge 2 von ‘Suit’ schauen wollen. Die Nacht beginnt für uns um 02.00 Uhr und endet um 06.45 Uhr mit der ersten kolumbianischen Musik aus der Nachbarschaft.
Wir besuchen das Städtchen Guatapé etwas unausgeschlafen. Obwohl unsere Hippiekommune noch ruhig vor sich hindöst, stehen wir frühzeitig auf, um dem Touristenstrom auf den Piedra del Peñol zuvor zu kommen. Die Felsformation ist ca. 70 Millionen Jahre alt und ist der Rest eines Erosionsprozesses, welcher vermutlich aufgrund seiner geringeren Zerklüftung gegenüber seiner Umgebung standgehalten hat. Die indigenen ‘Tahamí’, welche diese Region ursprünglich bewohnten, verehrten den Felsen und nannten ihn ‘Mojarrá’ oder ‘Mujará’, was einfach nur ‘Fels’ oder ‘Stein’ bedeutet. In den 1940er-Jahren wurde der Monolith von der kolumbianischen Regierung zum Nationalmonument erklärt. Erst im Juli 1954 wurde der Fels erstmals offiziell bestiegen. Luis Villegas, Pedro Nel Ramirez und Ramón Díaz erklommen den Felsen nach einem fünftägigen Unterfangen mit Hilfe von Stöcken, die an der Felswand befestigt wurden. Kleiner Botanik-Einschub: Auf dem Gipfel wurde von einem deutschen Wissenschaftler eine bis dahin unbekannte Pflanzenart, die Pitcairnia heterophylla, gefunden. Heute steigt man bequem auf 750 Treppensteigen den Berg hinauf.
An der Nordseite des Piedras befinden sich in weisser Farbe ein großes ‘G’ und ein unvollständiges ‘U’. Die Städtchen Guatapé und El Peñol liegen seit langem im Streit über den Gebietsanspruch des Monolithen. Einwohner von Guatapé wollten ihren Anspruch markieren, indem sie den Namen ihrer Stadt auf den Fels malen wollten. Nachdem die Einwohner von El Peñol dies bemerkten, beendeten sie deren Weiterarbeit durch einen Aufmarsch. Die Arbeiten wurden just in dem Zustand beendet, in dem man die Buchstaben noch heute sehen kann.
Nach dem in Weiss getünchten Städtchen Villa de Leyva, erinnert uns Guatapé wieder an die farbenfrohen Städtchen in Mexiko.
Bevor die iberischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert dieses Gebiet erreichten, war die Gegend von einheimischen, ethnischen Gruppen bewohnt, welche von einem Häuptling namens Guatapé kontrolliert wurden. Ihm zu Ehren wurde später die Stadt benannt. Der Name ‘Guatapé’ stammt somit von der indigenen Quechua-Sprache. 1714 wurden die indigenen Gruppen in das Reservat San Antonio de Remolinos de El Peñol umgesiedelt. Erst am 4. Oktober 1811 wurde die Stadt von dem Spanier Don Francisco Giraldo y Jimenez gegründet und im September 1867 zur Gemeinde erklärt. Die ursprünglich mehrheitlich landwirtschaftlich geprägte Gemeinde, wurde durch den Bau des Stausees Peñol-Guatapé in den 1970er Jahren zu einem Tourismuszentrum, nachdem viele Strassenzüge nach den von Menschenhand gemachten Überschwemmungen wieder restauriert wurden. Dies auf Eigeninitiative der Bewohner.
Die wichtigsten Wirtschaftszweige in Guatapé sind wohl die Energiegewinnung über das Wasserkraftwerk der Talsperre San Carlos und Tourismus. Das historische Zentrum des Ortes, die Kopfsteinpflasterstrassen und die bunt angemalten Häuser machen das Städtchen zum Schmuckstück. Eine Attraktion sind wohl die in Reliefkunst gestalteten Zócalos (Häusersockel), die verschiedene Motive der Geschichte und des Alltags der Region darstellen. Am sehenswerten Hauptplatz befindet sich die Kirche ‘Virgen del Carmen’. Die Landwirtschaft, Tierhaltung, Fischerei, Handel und Textilindustrie spielen aber immer noch ein grosse Rolle, was wir auch den herrlich schönen Sockel-Reliefs entnehmen können. Heute geniessen wir nochmals eine schlaflose Nacht und fahren morgen weiter Richtung Santa Elena.
Aus strategischen Gründen peilen wir bewusst die Gegend von Medellín an. Wir versprechen uns, in Medellín einen Mechaniker zu finden, der sich unserer Servopumpe annimmt. Noch immer tropft Öl, dies bekanntlich schon mehr oder weniger seit unserem Rundherum-Service in Panama, kurz vor unserer Verschiffung nach Kolumbien. Lecken die Dichtungen einmal, dann: «läck-mir»! Mit der kurvenreichen Strasse nach Santa Elena, auf über 2200 Metern Höhe, provozieren wir die Pumpe noch einmal aufs Äusserste. Öl müssen wir einige Male nachfüllen, unser Zorn auf die Garagisten wächst mit jedem Tropfen mehr. Hätten wir einem Dichtungswechsel, welcher gar nicht hätte sein müssen, nur nicht so arglos zugestimmt. 40’000 km sind wir zuvor ohne Ölverlust gefahren. Dem einen Tropfen Öl auf der Schraube wurde viel zu viel Beachtung geschenkt.
Am Freitagnachmittag kontaktieren wir noch einen Garagisten in Medellín über Whats App, welcher auch sofort antwortet. Für einen ersehnten Termin bleibt aber Wochenendstille im Chat. Wir kontaktieren noch weitere Garagen. Toyota hat aber mit ausländischen Modellen nicht viel am Hut. Dabei haben wir uns absichtlich für ein Reisefahrzeug entschieden, an dem alles mechanisch ist. Nur leider gibt es die klassischen Mechaniker fast gar nicht mehr. Wir erweitern unseren Fokus auf kleine Allrounder. Fixieren uns mal einen Termin, leider erst in einer Woche, aber, sicher ist sicher. Dann bekommen wir die Adresse von Jorge, der sich mit Hydraulikpumpen auskennen soll. Auf WhatsApp antwortet er nur mit ‘buenas días’, ‘hola’, ‘ok’, dann Ruhe. Wir drängen uns auf und fragen, ob wir einfach mal vorbeifahren können. ‘Ok’. ‘Despues de las dos?’ fragen wir – ‘Ok’. Hmmmm. Wir planen genügend Zeit ein, um von Santa Elena die kurvenreiche Strasse nach Medellín hinunterzufahren. Dann noch durch die Grossstadt Medellín mit dem Auffinden der roten Navigationsstecknadel im Strassenhaufen.
Endlich erreichen wir die Stecknadel und somit auch Jorge, der uns schon entgegenwinkt. Ein junger und gut gelaunter Mechaniker, noch unverbraucht, aber trotzdem vielversprechend. Unsere Hoffnungen steigen wieder. Die erste Dichtung ist als solche gar nicht mehr zu erkennen. Das fühlt sich im Bauch schon etwas besser an (ich habe nämlich schon nervöse Bauchschmerzen). Die Pumpe leckt aber immer noch, was mein Bauch auch vorausgesagt hat, der arme. Wir dürfen am nächsten Morgen nochmals vorbeikommen, dann nimmt sich Jorge den weiteren Dichtungen an. Für die Übernachtung finden wir einen ruhigeren Platz in einer Seitenstrasse mit öffentlichen Parkplätzen, die Strasse soll, gemäss einer Spaziergängerin mit Hund, sicher sein. Wir parken das Auto und gehen zu Fuss auf Erkundungstour. 500 Meter entfernt finden wir ein Hotel, ziemlich basic. Der grosse Pluspunkt aber, wir können Horu in der Hotellobby einparken. 24-h-Überwachung und genau 2.80 Meter Einfahrthöhe. Was für ein Glück und alle sind sehr zuvorkommend hier, vielleicht auch etwas stolz auf solch einen seltenen Hotelgast. Der nächste Morgen ist da, meine nervösen Bauchkrämpfe auch. Wir lassen unser Fahrzeug zusammen mit Jorge in einer Toyota Garage eines seiner Freunde und verbringen 4 Stunden im Zentrum von Medellín. Es ist laut hier, hektisch, unentspannt, vielleicht auch, weil wir nicht so entspannt sind. Um 13:13 Uhr (13!) bekommen wir die Nachricht von Jorge: ‘Ya listo’. Wir atmen auf, schnappen uns ein Taxi quer durch die Stadt (30 min = 2 CHF) und nehmen Horu (und Jorge) mit offenen Armen entgegen. Jorge musste noch das Pumpengehäuse auswechseln, wer weiss, wer weiss, welchem Toyota jetzt dieses Teil fehlt. Alles in Allem: 4 Stunden Arbeit, 1 Occasion-Gehäuse Servopume, Dichtungen, alles für 120 CHF, für uns natürlich viel wertvoller.
Wir fahren zurück nach Santa Elena, 1000 Meter über Medellín mit gefühlten 1000 Kurven, quasi als Testfahrt und um zur Ruhe zu kommen.
Nun etwas entspannter: Medellín ist eine relativ junge Stadt, deren Gründung wegen des Widerstands der Nachbarstadt Santa Fé mehrmals verhindert wurde, da diese ihr Hoheitsgebiet sichern wollte. Endlich aber, wurde Medellín im Jahr 1675 auf den Berghängen von rund 7 Hügeln geboren, welche man heute, dank der Metro und dem Netz der Seilbahnen, bequem besuchen kann. Wir bevorzugen aber vorerst den unbequemeren Weg: Seit Mittelamerika haben wir uns schliesslich an die Fahrweise und Strassen Lateinamerikas gewöhnt. «Peligro Zona Geológicamente Inestable» (geologisch instabile Zone), «Peligro Zona de Hundimientos en la Via» (Sinkzone in der Strasse), etc.
Aber Medellín ist die Steigerung. Natürlich bekommen wir auch hier einen «Rundum-Service» angeboten. Also los…
Die Stadt breitet sich in die hügelige Landschaft hoch hinaus und in alle Himmelsrichtungen. Kurvige, oft mit Schlaglöchern versehene Strassen, gepaart mit der kolumbianisch inspirierten Fahrweise sind eine Herausforderung. In der Innenstadt sind es die Motorradfahrer, die sich aus allen Richtungen in beiden Seitenspiegeln spiegeln oder eben auch wieder untertauchen. Hier scheinen uns die Motorradfahrer wirklich aus allen Richtungen zu kreuzen. Man muss auf der Hut sein, schaut mach links, heftet sich der nächste aus Richtung Unbekannt bereits dicht an die rechte Seite; der tote Winkel gewinnt wieder mehr an Bedeutung. Unglaublich lebensmüde, diese Motofahrer, dabei sind die Kolumbianer doch alles andere, als lebensmüde! Wie man einen Spurenwechsel erzwingt, schauen wir einfach den Taxi- und Busfahrern ab, nämlich Hand raus und winken, nur Vorsicht, dass die Hand keinen Motorradfahrer erwischt oder umgekehrt. Oben in den Hügeln droht uns einige Male ein Kreuzverhör mit den öffentlichen Bussen. Steil, einspurig, Baustellen, parkierte Autos, Fussgänger, Rückwärtsgang, Untersetzung. Warum wir uns hier durchquälen? Nur zum Testen der Servopumpe.
Streetart im einst gefährlichsten Viertel in Kolumbien. Dieser Stadtteil galt lange als ein No-Go Bereich. Noch vor wenigen Jahren flogen hier die Kugeln zwischen der Polizei und Angehörigen der Drogenbanden, zwischen Paramilitärs und Guerillas hin und her. Insbesondere das Medellín Kartell, das spätestens seit dem Serienhit Narcos jedem ein Begriff ist, ist mitverantwortlich für viel Gewalt in diesem Teil der Stadt. Doch in den letzten Jahren wandelte sich die Comuna 13 vom gefährlichsten Viertel der Stadt zu einer der grössten Sehenswürdigkeiten in Kolumbien. Heute öffnet die Comuna 13 ihre Pforten für immer mehr Touristen, die hautnah den rasanten Wandel des einst gefährlichsten Viertels in der einst gefährlichsten Stadt erleben wollen. Auch wir unternehmen eine Tour in die Comuna 13, um die bunten Graffitis zu bestaunen und mehr über den Wandel des Viertels zu erfahren. Allerdings stellen wir uns bei dieser Art von Touren auch immer die Frage, ob ein Besuch nicht moralisch verwerflich ist. Denn wir selbst können nach einem Besuch in der Comuna 13 unsere Reise fortsetzen. Für die Bewohner dieses Stadtviertels ist das, was wir als Attraktion besuchen, jedoch bittere Realität.
Wir schlendern nicht nur durch das steil am Hang klebende Quartier, wo wir die Höhenmeter z.T. über die Rolltreppen erklimmen, sondern erfahren auch das modern ausgebaute Metrosystem von Medellín. Der Bau wurde vollständig an eine externe Firma abgegeben, sodass 1984 deutsche und spanische Firmen mit dem Bau beauftragt wurden.
Die Jungfernfahrt der einzigen Hochbahn in Kolumbien fand am 30. November 1995 um 11 Uhr Ortszeit zwischen den Stationen Niquía und Poblado statt. Der restliche Abschnitt nahm spätestens im September 1996 den kommerziellen Betrieb auf. Die Hochbahn wurde von der Bevölkerung mit Freude aufgenommen und hatte zur Folge, dass der Tourismus der Stadt deutlich gefördert wurde. Zudem wurden die Grenzen der armen und reichen Stadtteile aufgeweicht. Für uns ist es die modernste und schönste Metro, die wir je erlebt hatten. In den Gondeln und modernen Strassenbahnen fühlten wir uns für kurze Zeit mit der Schweiz eng verbunden.
Unser Weg führt uns weiter südlich ins 150 km entfernte Jardín. Wieder brauchen wir für die Fahrt durch die Vor-Anden glatte fünf Stunden. Aber fünf Stunden durch das schönste Grün, entlang von Bergbächen und Blumen.
Vor der Ankunft der Spanier war das Gebiet des heutigen Jardín an den Ufern des Río San Juan von indigenen Völker, wie den Caramantes und den Chamíes bewohnt. Nachfahren dieser indigenen Völker leben heute im Reservat Resguar do Indígena de Cristianía Emberá – Chamí. Der heutige Ort Jardín wurde im Jahr 1863, im Zuge der grossen, innerkolumbianischen Migrationswelle des 19. Jahrhunderts gegründet.
Der wichtigste Wirtschaftszweig in Jardín ist die Landwirtschaft. Insbesondere werden Kaffee, Bananen, Zuckerrohr, Lulo und Hülsenfrüchte angebaut. Zudem gibt es Rinder-, Schweine- und Geflügelproduktion. Im urbanen Ortskern dominiert dagegen die Dienstleistung und der Tourismus. Jardín hat ein gut erhaltenes, architektonisches Ensemble von Bauten aus der Kolonialzeit, weiss getünchten Häusern mit farbigen Türen, Balkonen und Fensterläden.
Wir wandern in der hügeligen Landschaft oberhalb des hübschen Städtchens, flankiert von Kaffeestauden und Bananenplantagen, bis der Weg immer enger wird. Wir hören das Plätschern des Wassers aus allen Richtungen, durchqueren Sturzbäche, das Terrain von gefährlich bellenden Hunden. Tanzende Schmetterlinge bringen wieder Ruhe ins Schauspiel. Hier ist das Grün übertrieben satt, der Boden muss voller Nährstoffe und Wasser sein. Kein Wunder, wurde dem hübschen Städtchen unter uns den Namen ‚Jardín‘ gegeben.
Die Häuser tragen nicht nur bunte Farben an Fensterrahmen, Läden, Türen und Holzgittern, sondern protzen mit bunten Blumenkübeln, hängend oder stehend vor ihren Fassaden. In den farbenfrohen Gassen treffen wir auf Señores zu Pferd, Männer tragen oft Hüte und Ponchos, Kinder spielen in der Abenddämmerung auf den Quartierstrassen. Die älteren Leute beobachten das Geschehen aus ihren farbigen Balkonen, eine Etage höher, denn mehr Etagen weisen die Häuser hier nicht auf. Das ist Jardín, ein zuckersüsses, kleines Dörfchen, eingebettet in die grünsten Hügeln, die wir bisher gesehen haben.
San Félix-Valle de la Samaria 15.07.2023
Wir fahren von Jardín nach San Félix, welches auf der anderen Seite des Tals, vom Rio Cauca geformt, auf einer Höhe von 2900 Meter liegt. Unsere Routenplanung führt uns zuerst nordwärts, um dann unten im Tal wieder Richtung Süden zu gelangen. Ganze 217 km. Wir entscheiden uns aber für eine Abkürzung, welche uns direkt ins Tal hinüberführt. So ersparen wir uns 100 km, dafür geht es durch die hügelige Landschaft der Voranden mit Strassen, die uns sicherlich überraschen werden. Uns wird zwar eine gut befahrbare Strasse versprochen, was halt immer Ansichtssache ist. Schon bald verändert sich die Strasse in einen Flickenteppich von Strassenbelag, fehlendem Belag, Löcher bis hin zur ausgeschwemmten Naturstrasse. Wir fahren durch den Dschungel, immer in der Hoffnung, dass die Strasse wirklich weiter geht, und uns nicht zum Umkehren zwingt. Wieder werden wir uns bewusst, was für ein Glück wir haben, dass keinen Regen fällt. Überall drohen natürliche Seitenwände, die nur auf den nächsten Regen warten, um die Strasse unter sich zu begraben. Die «Strasse» weist tiefe Wasserfurchen auf, die uns an ein ausgetrocknetes Flussbett erinnern. Steil hinauf, steil hinunter, Horu hat heute sicherlich 3000 Höhenmeter zu überwinden. Wir sind hier ganze alleine unterwegs, bis wir plötzlich einen Bus einholen. So sind wir wenigsten guter Hoffnung, es muss weiter gehen! Nach 8 Stunden erreichen wir San Félix und damit das Valle de la Samaria, wo sich die berühmten Wachspalmen, welche einzigartig hier in Columbien vorkommen, befinden. Diese, zum Teil bis über 80 Meter hohen und bis zu 250 Jahre alten Palmen sind auch im Vale de Cocora zu finden. Wir entscheiden uns aber bewusst für Samaria, dies auf Empfehlung unserer Freunde Lisa und Chris. Es soll hier um einiges weniger touristisch sein, was uns sehr entgegenkommt. Wir fahren noch weitere 5 km zum Mirador. Hier finden wir eine Übernachtungsmöglichkeit beim Restaurant Eco Hotel Valle de la Samaria #ecohotelvalledelasamaria. Juan-José begrüsst uns herzlich. Wir dürfen hier übernachten. Das Restaurant sieht eher geschlossen aus, wir sind denn auch die einzigen Gäste. Juan-Josés Gastfreundlichkeit widerspiegelt wieder einmal die Herzlichkeit der Kolumbianer. Er fragt uns, was wir zu Essen wünschen, fährt nach San Félix für den Einkauf, um uns später ein feines Essen aufzutischen. Sam bekommt endlich seine Forelle. Wir sind überglücklich, dass wir nicht selber kochen müssen. Die Offroad-Fahrt hat uns etwas angestrengt. Schnell wir es aber kalt in dieser Höhe, trotz Daunenjacke. Nach dem Essen verkriechen wir uns ins warme Bettchen und verbringen eine ruhige Nacht hoch oben in der hügeligen Landschaft. Juan-José führt uns am nächsten Morgen noch durch den Bosque de Palma de Cera de la Samaria. Der Kern der Palmen besteht aus einer korkigen Substanz, welche der Palme im Wind eine gewisse Dynamik ermöglicht. Die Wurzeln greifen nur 5 Meter ins Erdreich, für eine Höhe von 80 Metern erstaunlich. Früher, vor 250 Jahren, war hier Urwald. Für die Landwirtschaft wurde hier gerodet und einige Palmen in der Weidelandschaft noch stehen gelassen. Eine gewisse, touristische Attraktion wurde wahrscheinlich vorausgesehen. Nach der Tour mit Juan-José hängen wir noch eine typische Wanderung für uns Schweizer an. Quer-Weide-Ein laufen wir in den Fussstapfen der Weidekühe in beachtliche Höhen, um einen Überblick zu erlangen. Leider werden dabei aber auch die Palmen – trotz ihrer Höhe – immer kleiner. Etliche Male müssen wir Weidezäune über- oder unterqueren, der Puls steigt, worüber wir uns vorerst wundern. Die Weiden sind immer noch satt-grün wie auch die Wälder. Erst jetzt bemerke wir, dass wir uns schon auf 3700 Meter befinden. Aber endlich eine Wanderung, wo wir in alle Richtungen laufen können, obwohl sehr steil. Die Kühe haben uns alles perfekt terrassiert. Zurück bei Horu treffen wir auf ein paar wenige einheimische Touristen, die sich hierher verlaufen haben. Sie bestaunen unser Fahrzeug, machen Selfies, am liebsten im Fahrzeug sitzend, wir lassen sie natürlich gewähren, die Herzlichkeit soll schliesslich auf Gegenseitigkeit beruhen.
Wir verbringen hier nochmals eine Nacht und fahren am nächsten Morgen weiter nach Armenia, ins Land des Coffeins.
Umgeben von einem Mosaik aus fruchtbarem Ackerland und beeindruckenden Berggipfeln ist Armenia zwar die kleinste der Kaffeehauptstädte, aber zugleich der Ort, an dem die farbenfrohen Traditionen der Kaffeekulturlandschaft am stärksten zum Ausdruck kommen. Hier umschliessen die von Kaffee- und Bananenstauden durchzogenen Berge der westlich kolumbianischen Anden das bescheidene Stadtgebiet von allen Seiten, sodass sich Armenia eher wie eine überwucherte Stadt als eine Kleinstadt anfühlt (mit immerhin 350000 Einwohnern). Die unglaublich freundlichen Einwohner tragen zu der Kleinstadtatmosphäre bei. Aber Kaffee ist hier nicht nur ein Getränk, er ist ein integraler Bestandteil der Identität der Stadt.
Bei einer Reise nach Armenia geht es vor allem um die einzigartige Kultur des Kaffeelandes, die so allgegenwärtig und bezaubernd ist. Wir besuchen die Kaffee-Finca von Francisco (bitte Pacho!) oberhalb von Génova – Primavera. Als Kaffeeliebhaber verfolgen wir das Procedere vom Anbau in den coffeingetränkten, saftig grünen Höhenlagen, bis hin zur Röstung in Pacho’s Zuhause in Armenia. Bei der Röstung stellen wir überraschenderweise fest, dass die Kolumbianer eher milden Kaffee bevorzugen. Geröstet wird bis zum «1. Crack», dies entspricht dem «City Roast». Es klingt wie Popcorn das poppt, laut und krachend (je nach Kaffeebohne). Wir Europäer (eher die Franzosen, Italiener und Schweizer), stehen natürlich auf den «2. Crack», dies entspricht dann dem «Full City+» und hört sich an, wie das Cracken von Rice Crispys. Der Kaffeeröster braucht sich aber nicht nur auf sein Ohr zu verlassen. Vielmehr gibt die jeweils erreichte Röst-Temperatur und die Röst-Farbe den jeweiligen Röstungsgrad bekannt.
Mit Franciscos’ Sohn besuchen wir in nördlicher Richtung von Armenia noch die wunderschönen Städtchen Carcasia, Filandia, Salento und die Cascadas de Cocora. Im Valle de Cocora machen wir erneut Bekanntschaft mit Kolumbiens Nationalpalme. Wir geniessen einmal mehr einen Tag mit «Gefahren Werden» und gönnen uns und Horu eine Fahrpause.
In all diesen wunderschönen Tagen verwöhne uns unsere kolumbianischen Angela und Jorge in ihrem #Mi Casita. Wir haben die ganze Familie sofort ins Herz geschlossen, inkl. ihren Hunden und Katzen. Angela und Jorge lassen uns ihre Affinität zum Reisen hautnah spüren. Sie selbst haben Südamerika in ihrer «Caracola» bereist, Fortsetzung folgt für sie im 2025. Buen viaje, y muchas gracias por su hospitalidad y mucho más #elviajedelacaracola. Hier in Armenia lassen wir nochmals unsere Bremsen kontrollieren – die Anden verlangen viel Bremskraft ab- lassen Horu waschen, und unsere Ropas sind auch wieder einmal fällig. Frisch gepützelt und getankt mit MaxPro Diesel (ayuda a reducir hasta en un 25% en las emisiones), setzten wir morgen hoffentlich rauchfrei, oder wenigstens rauchärmer, unsere Fahrt nach Bogotá fort. Vorab geniessen wir aber nochmals einen gemeinsamen Abend bei einem guten Schluck Wein in ihrem wunderschönen Garten.