Lago Agrio, 13.08.2023

Wir nähern uns Ecuador über den kleinen Grenzübergang La Balastrera. Es ist Sonntag, und irgendwie sehen die Strassen vor dem Grenzübergang total leer aus. Wir hoffen, dass die Grenze infolge Unterbeschäftigung nicht geschlossen ist. Im Gebäude bewegt sich etwas, und eine nette Dame weist uns sämtliche Wege, von der Migration bis zur Aus- und Einfuhr unseres Fahrzeuges, sowie der ‘ärztlichen’ Covid-Kontrolle (immer noch?). Wir sind ganz alleine, und mit uns zehn Angestellte ganz für uns alleine. Unsere Pässe sind schnell abgestempelt. Für die Einreise-Bürokratie um Horu, lässt sich der Beamte etwas mehr Zeit, wohl, um seinen Tag nützlich auszuschmücken. Die Formulare werden mindestens drei Mal eingescannt, immer wieder kontrolliert er Fahrzeugtyp, Fahrgestellnummer, dann bekommen wir ein Mail mit einen Link, welcher sich natürlich nur bei vorhandenem Internet öffnen lässt, welches wir uns für 50 Cent kaufen können. Wir sind erstaunt, alles klappt wie am Schnürchen. In unserer grenzüberschreitenden Reise bis anhin der einfachste Grenzübertritt. Horu wird gar nicht kontrolliert, Fragen nach Drogen, Alkohol und blinden Passagieren bleiben aus. Unser nächster Schritt geht in die grenznahe Stadt Lago Agrio, wo wir uns ein neues Claro-Netz verschaffen müssen. Wir werden zuerst nach unseren Wüschen an der Reception gefragt, dann warten wir für ca. eine Stunde (bei zwei Angestellten und vier Wartenden). Wir fragen uns, was da wohl so viel Zeit in Anspruch nimmt. Wir sind endlich an der Reihe und haben zwei Stunden Zeit zum beobachten. Unser Magen knurrt schon arg hungrig, auch er wird zwei Stunden weiterknurren. Nein, wir haben uns keine Starlink implantieren lassen. Wir kaufen lediglich zwei neue SIM-Karten, und lassen diese registrieren.

Loreto 15.08.2023

Von dieser Region aus wird unsere 4-tägige Amazonas Jungle Tour ins Cuyabeno Wildlife Reserve starten. Uns bleiben also noch ein paar Tage in dieser Region. Wir fahren noch etwas südlicher, werden aber noch nicht ganz warm mit Ecuador. Schon nach 30 Minütiger Fahrt stehen wir still. Viele Menschen laufen stundenlang am Strassenrand in beide Richtungen. Flüchtlinge? Nein, zu wenig Gepäck. Demonstrationen? Nein, dann hätten sie keine Kleinkinder dabei. Wir fragen nach und fühlen uns sofort ungläubig: Maria Himmelfahrt! Um Himmels Willen, das kostet uns wieder eine Stunde Fahrt!. Amüsant ist es aber schon, wir und Horu inmitten eines Prozessionsumzuges.

Die Städte wirken nicht gerade einladend, das Wetter, na ja, es regnet immer wieder und der Naturboden lässt die Füsse nie richtig sauber werden. Wir sind auf der Suche eines geeigneten Übernachtungsplatzes, werden aber immer wieder aufs Neue enttäuscht. Nach zwei einstimmigen Kehrtwendungen, muss es nun einfach klappen, der Tag neigt sich zu Ende, und das Tageslicht verabschiedet sich langsam. Unsere letzte Hoffnung ist eine Familie, die etwas ausserhalb der 45er Strasse ein kleines Adventure Business führt. Die Hoffnung stirbt zuletzt und blüht am späten Abend sogar richtig auf. Zuvor noch ungläubig, landen wir jetzt im Paradies und werden sogar bekocht. In der Nähe von Loreto geniessen wir den Abend mit der überaus herzlichen Familie von Alexandra und José www.facebook.com/AGUAVENTURATOURS und lachen gemeinsam über ihr neues Haustier, das Totenkopfäffchen, welches seit 15 Tagen zur Familie gehört. Vor allem fährt es auf José ab und reitet auf der trächtigen Hündin umher, wohl sein Mutterersatz. Herr (Frau) Nilsson ist schon jetzt sehr eifersüchtig. Wir dürfen die Hündin kaum streicheln, hoffentlich geht das gut, wenn die Welpen da sind.

Den ganzen Abend wird mein Blick von Helmen, Klettergurten und Seilen angezogen. Ganz klar, was morgen auf dem Programm steht! Spontan ist immer besser, als geplant und passt einfach ideal in unser Was-sollen-wir-heute-machen-Programm. Wir sind drei Stunden mit Hernan unterwegs. Das Canyoning den Wasserfall hinunter ist schon etwas anspruchsvoller, als das Abseilen am trockenen Fels. Ich sehe nur noch Weiss, meine Füsse spüren zum Teil keine Wand mehr; man muss hart im Nehmen sein. Zum Glück lässt das Adrenalin keinen Schmerz zu, und wir spüren erst unten im Pool angekommen unsere Blessuren. Die Landschaft hier unten ist einfach unbeschreiblich schön, die Stille wird nur vom Rausche der Wasserfälle und vom Zirpen der Zikaden durchbrochen. Ich glaube, ich habe nicht einmal geschrien.

Caverna Laberintos de Guami 17.08.2023

Und schon wieder Helm auf und mit den endlich trockenen Schuhen wieder bis zu den Knien tief im Wasser. 25 Meter unter dem Urwaldboden und 300 Meter mitten im Labyrinth des Verirrens. Eine Schweigeminute ohne Licht zur Meditation, die mir gefühlt wie eine Stunde vorkommt, lässt in mir, anstelle der gewünschten Entspannung, wirre Gedanken aufkommen wie, was, wenn unser Guide plötzlich nicht mehr da ist, wenn wir ‘aufwachen’? Denn, falls Regen einsetzt, und, es regnet täglich, bleiben uns gerade mal zwei Stunden Zeit, das Licht der Welt wieder zu erblicken. Wir sind aber wieder überirdisch und wohlauf.

Wildlife Reserve Cuyabeno 18.08.2023

Das Wildtier Reservat, welches heute in verschiedene indigene Territorien aufgeteilt ist, umfasst 594’950 ha Land und ist damit mehr als doppelt so gross als der Staat Luxemburg. Das Schutzgebiet liegt im Osten Ecuadors, nahe zum Dreiländereck zu Kolumbien (nördlich) und Peru (südlich). Der Äquator verläuft durch den Norden des Reservats. Das Wildtier-Reservat umfasst die Wasser-Becken der drei Flüsse Cuyabeno – nach dem das Gebiet benannt wurde –, Lagartococha und Aquarico. Zusammen mit Yasuní ist das Gebiet einer der artenreichsten Orte der Erde.
Dem Managementplan von 2010 ist zu entnehmen, dass neben der Erhaltung der intakten Ökosysteme, wie den erwähnten Flüssen, inklusive deren Süsswasserlagunen, auch die biologischen Vielfalt (unter besonderer Berücksichtigung des Amazonasdelfins, der Amazonas-Seekuh, des Riesenotters und des Jaguars) Beachtung geschenkt wird. Einen gleichwertigen Stellenwert hat aber auch die Förderung der indigenen Kulturvielfalt.

Über den Río Cuyabeno gelangen wir mitten in dieses wunderschöne Wildlife Reserve Ecuadors. Unser Programm ist vollgepackt mit verschiedenen Touren. Hier im Amazonas liegt die Luftfeuchtigkeit bei fast 90%, die Niederschlagsmenge bei 4000mm. Unter diesen klimatischen Bedingungen erkunden wir praktisch alles vom Wasser aus, das sind hier die einzigen Transportverbindungen. Bei Sonnenuntergang baden wir in der Laguna Grande, welche zur Trockenzeit von Dezember bis März völlig ausgetrocknet ist. Zwei Stunden später erkunden wir im Dunkeln die Uferregionen nach Kaimanen. Tatsächlich werden wir auch fündig. Die Augen eines weissen Kaimans reflektieren unser Taschenlampenlicht. Gleichzeitig blinzeln die Sterne der Milchstrasse über unseren Köpfen, welche den Nachthimmel bis zum Horizont mit ihren Sternbildern dekoriert.
Am nächsten Morgen fahren wir auf einem Seitenast des Rio Cuyabeno, dem Quebrada la Hormiga, weiter. Plötzlich erspähen wir vor uns im trüben Wasser einen Ameisenbär. Er versucht gerade, das andere Flussufer zu erreichen. Wir sind über seine Schwimmkünste erstaunt, bei dieser Strömung nicht einfach. Unser Guide, Ronald, ist ganz aus dem Casita! Für ihn der erste Giant Antater im Fluss, und wir dürfen das miterleben!
Wir besuchen das indigene Dorf „Puerto Bolivar a Siona“. Die Community besteht aus 40-60 Mitgliedern. Die meisten sind Farmer (Zuckerrohr, Bananen, Yuca, Mais, Früchte) sowie Fischer. Sie leben aber auch vom lokalen Tourismus und dem Verkauf von Bambusholz. Hier bereiten wir unter der Regie von Olga frische Tortillas aus Yucamehl zu. Die „Casabes“ schmecken hervorragend! Olga hat auch „Arapaimas Gigas“ vorbereitet ein Stück des weltweit grössten Süsswasserfischs.
Der Arapaima kommt auch in den Gewässern Brasiliens, Guyanas und Perus vor und ist dort vor allem im Amazonas und den jeweiligen Nebenflüssen verbreitet.
In Gewässern mit Temperaturen von 25 °C bis 29 °C und pH-Werten von 6,0-6,5 fühlt er sich wohl.
Wie viele andere Fische, die in sauerstoffarmen Gewässern leben, ist auch dieser Fisch in der Lage, atmosphärische Luft zu atmen. Dafür muss er alle 10 bis 20 Minuten an die Wasseroberfläche auftauchen und mit einem lauten, charakteristischen Schmatzen, das weithin hörbar ist, nach Luft schnappen. Diese Luft gelangt über die Schwimmblase und weiter als Sauerstoff ins Blut.

Schon wieder gibts eine Belohnung im Wasser: diesmal in pink! Amazonasdelfine werden 2 bis 3 Meter lang und erreichen ein Gewicht von 85 bis 160 Kilogramm. Ihre Farbe verändert sich mit dem Alter: So sind Jungtiere silbergrau, ältere Amazonasdelfine werden rosa. Je nach Erregungszustand können sich die Kapillaren noch mehr mit Blut füllen, und den Delfin farblich noch mehr vom trüben Flusswasser abheben. Der Kopf ist rundlich, die lange Schnauze deutlich von ihm abgesetzt. Der Frontschädel zeigt eine deutliche Vorwölbung – Platz für die Hirnregion des Ortungssystems. Die Augen sind winzig und beinahe verkümmert. Einmalig unter allen Flussdelfinen ist die Behaarung der Schnauze, die mit steifen Borsten besetzt ist. Eine Besonderheit des Amazonasdelfins ist, dass sein Gebiss nicht aus homogenen Zähnen besteht, sondern im hinteren Bereich des Kiefers wesentlich breitere Zähne vorhanden sind. Diese ermöglichen das Zerkauen grosser Beutefische und das Brechen von Panzern.

Der Amazonasdelfin ist ein Einzelgänger und wird nur selten gemeinsam mit Artgenossen gesehen. Er meidet die grossen Ströme und hält sich bevorzugt in den sumpfigen und stehenden Nebenarmen auf. Hier braucht er seinen ohnehin verkümmerten Gesichtssinn nicht, sondern verlässt sich auf der Beutesuche ganz auf seinen Sinn der Echoortung. Amazonasdelfine tauchen nur kurz und kommen etwa alle dreissig Sekunden zum Luftholen an die Oberfläche. Sie sind weniger aktiv als ozeanische Delfine und vollführen so gut wie nie grosse Sprünge. Der Amazonas-Flussdelfin gehört zu den bedrohten Delfinarten und ist in der Roten Liste der IUCN als „gefährdet“ eingestuft.

Wir hatten grosses Glück einen kleinen Teil dieser Artenvielfalt hier im Amazonas beschnuppern zu können.

Ibarra 23.08.2023

Finca Sommerwind bei Hans, das ist ein Must für jeden Overlander. Sei es, um sich hierher eine Ersatzteillieferung oder eine Amazonlieferung schicken zu lassen, Reparaturen am Fahrzeug vorzunehmen oder, wie bei uns, die Standheizung zu reparieren. Nach der Sisyphus-Arbeit des Ausbaus der Heizung sehen wir das verrusste Übel. Kein Wunder, es kommt nur schwarzer Rauch, diverse Fehlermeldungen und dann Software-Abbruch. Nach der schmutzigen Reinigung, kommt der Einbau und die anschliessende Enttäuschung: Die Dieselpumpe funktioniert nicht. Das Kabel ist defekt. Nach zwei Tagen Arbeiten im und unter dem Fahrzeug funktioniert sie endlich wieder. Wir hoffen, für längere und höhere Zeit. Hier treffen wir auf viele Schweizer, man könnte meinen, die Schweiz sei dem Overlanding verfallen. Wir feiern ein ungeplantes Wiedersehen mit Franzi und Kay Roadfuxx und Maya und Adi. Auch Schöbis mit den beiden Kindern sind anwesend. Alle fahren wir auf den Kunsthandwerkermarkt nach Otavalo. Otavalo liegt rund 90 km nördlich der Hauptstadt Quito, liegt auf 2550 Metern Höhe und beherbergt ca. 40’000 Einwohnern. Der Grossteil der Bewohner Otavalos und der umliegenden Dörfer stellen die Indígenas Kichwas dar. Die Stadt ist umgeben von drei Vulkanen, dem Imbabura, Cotacachi und Mojanda. Auf dem Markt werden vor allem Alpaca-Bekleidung und Decken angeboten. Auch Silberschmuck mit Emaille und Perlmutt und diversen Steinen. Der Schmuck ist wunderschön, von der Alpaca-Qualität hingegen sind wir enttäuscht. Eher billige Serienproduktion mit Beimischung von Alpaca-Fasern. Aber die Stimmung mitten unter den Markthändlern muss man erlebt haben. Natürlich gehen wir nicht ganz leer aus.
Heute ist unser Weihnachtsgeschenk von Amazon angekommen: der Faltkübel und endlich ein neuer Beistelltisch, welchen ich jetzt gerade als Schreibtisch benutze. Wunderbar, nur fehlt mir der Schreibfluss, da wir fortlaufend alle beisammensitzen und über Erlebtes parlieren, statt schreiben.

 

Cuicocha Lagune 29.08.2023

Der Cuicocha, auch Kuykucha, „Meerschweinchensee“ oder Kuychikucha, „Regenbogensee“ genannt, ist eine Caldera mit Kratersee und hat einen Durchmesser von etwa drei Kilometern am Fusse des Cotacachis in den Ecuadorianischen Anden. Die Caldera entstand durch eine massive Eruption vor zirka 3100 Jahren, die ein Feststoff-Gasgemisch von etwa fünf Kubikkilometern Material ausspuckte, zu Tale floss und die umliegende Gegend bis zu 20cm tief damit bedeckte. Der Vulkan ruht seit dieser Zeit. Er ist, in Verbindung mit Vulkanausbrüchen von benachbarten Vulkanen wie dem Imbabura, dem Mojando, dem Cotacachi und dem Cayambe, verantwortlich für den fruchtbaren Boden des Otavalo-Tales. Unsere superschöne Wanderung rund um die Lagune weist eine Strecke von etwas mehr als 3 km X π auf, nämlich 12 km. Zusammen mit unseren Freunden Franzi und Kay und ihrem Hütehund Cita von Maya und Adi wird unsere Anstrengung durch unsere konstante 360 Grad-Aussicht auf die Lagune belohnt. Nur Cita hält nicht so viel von Aussichten. Ihre Aussichten sind Essen und Liegen. Leider endet unsere Wanderung direkt beim Eingang des Nationalparks mit grossem Schild: «Hunde verboten». Das war knapp. Wir reden uns, so gut es auf Spanisch geht, aus der Situation heraus. Etwas grimmig waren die Ranger schon. Cita ist das egal, nur noch ab ins Taxi, um ihr die Wanderung abzukürzen. Sam und ich halten noch eine Stunde durch, bis wir unser Ziel erreichen. Angekommen auf unserem Campground funktioniert unsere Standheizung auf 3300 Metern erneut nicht. Stattdessen kündigt sich Webasto wieder mit viel Rauch um Nichts und digital dekoriert mit diversen Fehlermeldungen an. Unsere Stimmung ist ein wenig getrübt. Aber die Galapagos-Inseln rücken näher, das heisst, unser Abflugdatum von Quito nach Baltra. Unser Credo: Nach Galapagos die Heizung!

 

Quito 31.08.2023

Wir lassen unser Fahrzeug bei Hans im Café Sommerwind stehen, wo übrigens viele andere Overlander-Fahrzeuge die Zeit ohne Fahrer überbrücken und ausruhen. Um 13.30 Uhr kommt unserer Taxi und bringt uns nach Quito, wo wir ein Airbnb im historischen Stadtteil gebucht haben.
Nach einer beinahe Drei-Stunden-Taxifahrt von Ibarra ins Historische Zentrum von Quito kommen wir in unserer Unterkunft an. Wir befinden uns ganz in der Nähe der Plaza Grande mit 24/7 Überwachung. In den letzten Wochen und Tagen mussten wir Vieles über Ecuador erfahren. Die politischen Präsidentschaft-Wahlen sind seit Wochen voll im Gange, Links gegen Rechts, Machtkämpfe der Kartelle, die grenzüberschreitend bis nach Kolumbien, ja sogar Albanien reichen. Präsidentschaftskandidaten, die nach Wahlveranstaltungen erschossen werden, Autobomben, die in Quito und Guayaquil Schrecken und Leid verbreiten, und trotzdem wagen wir uns für drei Tage in die Hauptstadt aller politischen, mafiösen und revolutionären Auseinandersetzungen. Warum eigentlich?
Quito, oder San Francisco de Quito, liegt 20 Kilometer südlich des Äquators in einem 2850 m hohen Becken der Anden und ist somit, noch vor der bolivianischen Hauptstadt Sucre, die höchstgelegene Hauptstadt der Welt (La Paz auf 3825 m.ü.M ist lediglich der Regierungssitz Boliviens). Sie ist mit rund 2,7 Millionen Einwohnern nach Guayaquil die zweitgrösste Stadt des Landes. Die Stadt wurde auf den Fundamenten einer alten Inka-Siedlung errichtet. Bekannt ist sie für ihre gut erhaltene Altstadt aus der Kolonialzeit mit vielen Kirchen aus dem 16. und 17. Jahrhundert sowie anderen Gebäuden, in denen europäische, maurische und indigene Baustile verschmolzen wurden. Dazu gehören die Basilika del Voto nicht weit der Plaza Grande und die besonders reich verzierte Jesuitenkirche La Compañia de Jesús.
Bekannt ist Quito auch für die Internationale Konferenz für Bärenforschung und -management, bei der Experten und Wissenschaftler aus aller Welt zusammenkommen. Quito ist nicht nur die Hauptstadt Ecuadors, sondern auch die „Hauptstadt der Schokolade“: Quito ist bekannt für seine herausragende Schokolade, die international schon viele Preise gewonnen hat.
Für uns ist Quito also in vielerlei Hinsicht eine unbedingt sehenswerte Stadt. Vor allem die Altstadt mit ihren Kirchen und Klöstern im kolonialen Barockstil, die als erste Stadt überhaupt in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde.
Schon während unseren ersten Schnupperstunden um die Plaza Grande sind wir begeistert. Die wunderschöne Altstadt, die uns tagsüber auch ziemlich sicher scheint, hat es uns angetan. Im Umfeld der Plaza Grande finden wir tolle Bars und Restaurants. Aber Vorsicht, die Nebenstrassen sind ab 20.00 Uhr leer gefegt von Autos und Passanten. Nachts, wir sprechen da von den frühen Abendstunden, sollte man alleine wohl eher nicht unterwegs sein. Alles erscheint uns einerseits sehr ruhig und entspannt, gleichzeitig aber doch eher zu ruhig und somit gefährlich. Lieber ein Taxi nehmen – wenn auch nur für 2 Minuten- zu unserem Airbnb sind es gerademal 119 Sekunden, aber, als der Schlüssel zum Eingangstor auf Anhieb nicht passt, werden wir trotzdem etwas nervös.
Tags drauf geht es ins kommerzielle Zentrum von Quito. Wir brauchen noch neue Wassersandalen fürs «Wetlandig» auf Galapagos. Die Warenhäuser ähneln hinsichtlich Sauberkeit, Angebot und Klientel (sowie Preisen) den unseren in der Schweiz. Wer «Jelmoli» noch kennt, weiss, wovon ich spreche. So bleibt es verständlicherweise nicht nur bei zwei Paaren Sandalen. Auch hier sind die Sicherheitsdienste omnipräsent, und wir unterscheiden schon zwischen Softkill- und Hardkillsysteme (Schlagstock oder Maschinengewehr). Jetzt müssen wir nur noch eine Ersatzbatterie für die GoPro auftreiben. Keine Chance, bis Sam einen Händler via WhatsApp kontaktiert (das ist mir immer noch ein Rätsel, wie er den gefunden hat). Mit dem Taxi geht’s also weiter in ein Wohnquartier, was mir etwas suspekt vorkommt (Diebesware?). Auch hier empfängt uns ein Sicherheitsbeamter am Eingangstor, und der Dealer kommt uns entgegen. Mit einem etwas überteuertem GoPro-11-Akku in Originalverpackung ziehen wir ab und bestellen uns ein Uber. Der Sicherheitsbeamte weist mich nochmals darauf hin, mein Handy einzustecken. Ist etwas schwierig, wenn man gleichzeitig App-Dienste in Anspruch nehmen muss. So eine Bedienungsbrille inkl. 360-Grad-Kamera wäre noch von Vorteil. Der Sicherheitsbeamte ist aber so nett und steht stramm neben uns, bis der Uberfahrer einfährt. Dieser Strassenabschnitt sei eben besonders gefährlich, klärt er uns auf. Wir sind überglücklich, dass überhaupt ein Uber-Fahrer unsere Fahrt angenommen hat. Klack, Zentralverriegelung zu, Fenster hoch. Für uns alles ziemlich surreal, denn alles erscheint uns sehr sauber, kontrolliert, offensichtlich keine komischen Gestalten, keine Drogen- oder Alkoholabhängigen, wie in anderen Städten, die wir gesehen haben. Auf den ersten Blick total ungefährlich, wie gewohnt in unserer Heimat, umso unheimlicher berührt uns die Tatsache, dass wir von allen Seiten gewarnt werden. Das fühlt sich wirklich ungewohnt an, wann man sich auf seine eigenen Intuitionen nicht mehr verlassen kann und sich selbst eine Art Ausgangssperre ab 20.00 Uhr auferlegen muss.

Basílica del Sagrado Voto Nacional 02.09.2023

Die Basílica del Sagrado Voto Nacional befindet sich im Stadtviertel Santa Prisca in der historischen Altstadt von Quito.
Diese grossartige, neugotische Attraktion besticht durch ihre Architektur, Wasserspeier in Form von ecuadorianischen Tieren und einen Panoramablick von den Türmen aus. Die Basílica del Sagrado Voto Nacional (Basilika des nationalen Gelübdes) ist ein beeindruckendes Kirchengebäude, welches der berühmten Kathedrale Notre-Dame de Paris ähnelt. Die römisch-katholische Basílica ist ein neugotisches Meisterwerk und das grösste seiner Art auf dem amerikanischen Kontinent. Wir besuchen diese Basilika und bewundern die atemberaubende Architektur sowie den wunderschönen Altarraum und die Kapellen. Der Bau der Basilika begann Ende des 19. Jahrhunderts und wurde im Jahre 1924 abgeschlossen. Er wurde vorwiegend aus Spenden der Gläubigen finanziert. Die Bewohner von Quito spendeten Steine für die Errichtung der Kirche und im Gegenzug wurden ihre Namen in den Fels eingraviert. Die Basilika ist auf dem steilen Hügel im Nordosten der Altstadt gelegen und ein markantes Wahrzeichen der Skyline von Quito und ist von fast jedem Ort der Stadt aus zu sehen. Wir staunen über die komplizierten Verzierungen und neugotischen Details der Basilika, über die ungewöhnlichen Wasserspeier, die die Bögen der Kirche schmücken. Es sind Darstellungen von ecuadorianischen Tieren, wie Gürteltiere, Leguane, Delfine und Galapagos-Schildkröten. Wir bestaunen die herrlichen Bildnisse der Apostel und Evangelisten in den Buntglasfenstern, durch welche warmes Licht in den prunkvollen, in Gold gekleideten Innenraum strömt. Sportlich erklimmen wir die 115 Meter hohen Türme über die Steintreppe, geniessen vom inneren Balkon aus den Blick auf das Kirchenschiff und die Steinbögen. Weiter gehts die Treppe hinauf zu dem nach Süden gerichteten Aussichtspunkt. in der Ferne erblicken wir die Statue der Madonna von Quito auf dem Hügel El Panecillo. Schwindelfrei steigen wir über eine Eisentreppe zur Turmspitze hoch, die uns mit einer atemberaubenden Aussicht über die Stadt und die umliegenden Berge belohnt. Für gutes Geld nehmen wir ein Stück Erinnerung des Rosenfensters mit, welches gerade restauriert wird.