Mesía 29.03.2023
Heute überfahren wir die Grenze México-Guatemala. Die Einreiseformalitäten am Zoll für Horu und uns nahmen rund zwei Stunden in Anspruch, also ein relativ schnittiges Procedere. Obwohl: unser FMM (Einreisebescheinigung für Mexiko) mussten wir ja bei unserer Heimreise nach Zürich letzten Monat am Flughafenzoll in Mexiko zur Ausreise abgeben. Nun wird diese bei unserer erneuten Ausreise über den Landweg in Las Champas erneut verlangt. Der Stempel von der Einreise am Flughafen von Mexico City zählt nicht, ist ja nur ein elektronisches FMM. Mist, zu aller klimabedingten Hitze (ich ganz natürlich und doppelt klimatisiert) kommen wir noch mehr ins Schwitzen. Wir müssen uns online noch einmal für Mexiko registrieren, damit wir ausreisen können, also Ein- und Ausreise am 29.03.2023, damit wir einen Strichcode für die die digitale Ausreise erhalten. Ob das wohl klappt? Die Dame scannt Pass und Code ein, und wir sind draussen. Jetzt geht’s auf der guatemaltekischen Seite in Mesía weiter. Wir holen das TIP-Formular für Horu’s Einreise, füllen das auf der Strasse aus, denn angemessene Schreibeinrichtungen stehen nicht zur Verfügung. Das Formular geben wir ab, warten, bis es erfasst wird, gehen ins nächste Office und bezahlen den TIP, gehen wieder zurück und nehmen unser abgestempeltes Formular entgegen, und alles schnell in die Clouds hochladen, obwohl heute ein heisser, wolkenfreier Tag ist. Weiter geht’s in den nächsten SIM-Karten-Shop. Wir entscheiden uns für «Tigo» und sind sofort wieder online und happy. Jetzt sind wir hungrig. Wir machen unsere erste Bekanntschaft mit einem gewissen Preisanstieg gegenüber México, aber auch vielfältigerem Angebot. Adee, geliebtes Mexiko, du hast uns sehr gefallen! Guatemala, wir freuen uns auf deine Darbietungen.
San Marcos La Laguna 30.03.2023
Nach einem Übernachtungsstopp in El Zapote, fahren wir über die Pan Americana CA01 weiter Richtung Huehuetenango. Heute ist Donnerstag, und einer der imposantesten Märkte in Guatemala findet in Chichicastenango statt. Die Strasse ist und bleibt über ca. 90 km sehr schlecht, nicht nur zahlreiche Topes – jetzt in Guatemala «Tumulos» genannt – nein, auch fehlende Strassenstücke machen das Fahren mühsam abenteuerlich. Manchmal muss die Gegenfahrbahn genutzt werden, weil einfach die Strasse fehlt. So muss auch umgekehrt immer mit Gegenverkehr auf der gleichen ‘imaginären Fahrspur’ gerechnet werden. Wir kommen nur mit ca. 30 km/h vorwärts. Das Überholen von Lastwagen ist ebenfalls herausfordernd, weiss man doch nie, was einen beim Überholen erwartet. Plötzlicher Gegenverkehr oder Strassen(fehl)belag? Zu allem Elend sind da Kurven bis zum Übelwerden. Landschaftlich werden wir aber durch eine wunderschön Schlucht geführt. Wir kommen in der Marktstadt an. Der Markt bewahrheitet sich aber als üblicher Markt. Bis sich herausstellt, dass wir in Quetzaltenango anstelle von Chichicastenango sind. Der Fauxpas geht auf meine Kappe! Wir haben uns irgendwie missverstanden, zudem lesen sich und klingen die Namen doch ziemlich ähnlich – oder nicht? Sam ist mir nicht böse und weiter geht’s halt früher nach San Marcos La Laguna. Jetzt müssen wir innert wenigen Kilometern 1000 Höhenmeter in X Haarnadelkurven vernichten. Mit 6 Metern Fahrzeug-Länge ist das gerade noch machbar. Die Bremsen glühen und lassen in der Leistung bedrohlich nach. Da hilft nur noch der 1. Gang als Motorenbremse. Hört sich etwas hochtourig an, aber Horu muss kompromissfähig sein, um seine 4 Tonnen abzubremsen. Wir kommen im Paradis an. Vor uns präsentiert sich der herrliche Lake Atitlàn, der schönste See in Guatemala. Hier liegen San Marcos La Laguna, zusammen mit San Pablo de Laguna, San Pedro La Laguna und Santiago. Ein Bild, das mich an unseren wunderschönen Tessin erinnert. Die Dörfer verbinden sich mit Lanchas públicas über den reizvollen Lake Atitlán, umrahmt von der Szenerie von Vulkanen bis 3200 Metern Höhe. Die farbenfrohen Dörfer scheinen indigene Völker, Spanier und Hippies vereint zu haben; ein guatemaltekisches Ibiza, nur ruhiger, schöner und kultureller. Hier gibt es keinen Massentourismus. Man taucht ein in die ursprüngliche Seite Guatemalas voller Kultur, chilliger & spiritueller Vibes, aber auch voller Abenteuer und unzähliger Aktivitäten. Ich persönlich könnte hier lange Zeit verweilen, würde dann wahrscheinlich auch zum «wilde Hippie mit gflickte Hosebei» mutieren.
Volcán Tolimán 01.04.2023
Um 06.00 Uhr in der Früh starten wir von unserem privatem Bootssteg vom Campground neben San Marcos zur Überfahrt nach Santiago, wo wir Alvaro, unsern Guide treffen. Mit dem Tuktuk fahren wir zum Fusse des Volcán Tolimán, der sich mit 3150 müM über unseren Köpfen präsentiert. Ab jetzt heisst es, 1500 hm aufwärts, und zwar steil, sehr steil! Alvaro ist erst 24 Jahre alt und hat einen respektablen Pace in den Beinen. Die Aussicht auf dem Top of Lake Atitlán ist phänomenal! Die Temperaturen sehr angenehm, geht es doch meistens durch den Jungle, das Wetter ist bombastisch. Sein Nachbarvulkan, der Volcán San Pedro, hätte uns auch gereizt, nur leider hört man immer wieder ‚bad news’ von Überfällen. Robberies, bei denen man am Schluss in den Unterhosen dasteht. Nie und nimmer wollten wir und die Blösse geben und nur mit Unterhosen bekleidet, in die Zivilisation zurückkehren. Manche gehen sogar nur mir Polizeischutz hoch. Der Volcán Tolimán hat da einen besseren Ruf, die umliegenden Dörfer gehören einer anderen Community an, als die Dörfer um San Pedro. Trotzdem – eine Machete dabei hilft nicht nur, den Pfad zu befreien. Unglaublich, wie weit in die Höhe die Einheimischen vordringen, um ihren Mais anzupflanzen, Kaffee zu kultivieren und Brennholz ins Dorf zu tragen. Ca. 80 kg wiegt so ein Holzbündel, fixiert an der Stirn, getragen von Hals- und Rückenmuskulatur. Das Schuhwerk: Flipflops oder Gummistiefel! Mehrheitlich zierliche, ältere Männer, deren Gewicht wohl weniger, als die Last wiegt. Mir schmerzt der Nacken schon von der Last meines Rucksackes. Seit Langem haben wir auch wieder einmal einen Kater (muskulär), aber ein wunderschönes Erlebnis mehr in unserem Reiserucksack!
Volcán Acatenango 03.04.2023
Nach einem königlichen Frühstück mit Croissants, Fruchtsalat und 3-Eier-Tortillas in San Marcos machen wir uns gestärkt auf den Weg nach San José Calderas, nahe von Antigua. Die Strasse führt uns durch geschäftige Dörfer bis sie plötzlich in eine Naturstrasse übergeht, mit Flussdurchfahrt, ob wir da wohl richtig sind? Dann geht’s wieder bergwärts in die Höhe. Ein Alpabzug, welcher heimatliche Gefühle in uns weckt, kommt uns plötzlich entgegen. Das Navi ist mit dieser Route aber einverstanden. Wahrscheinlich habe ich wieder die Option «Kürzeste Route» gewählt, welche halt immer wieder für Überraschungen sorgen kann. Wir kommen noch bei Tageslicht an und erkundigen uns bei der lokalen «Guía al Volcán Acatenango» ASOAVA, einem Familienbetrieb über eine Vulkantour. Catalino, der Chef, begrüsst uns und weist uns auch gleich auf den Fussballplatz ein, wo wir übernachten können (wir sind leider zu hoch gebaut für sein Eingangstor). Wir haben Glück und können gleich für den morgigen Tag buchen. Nachdem wir bei Catalino und seiner Familie (14 Familienmitglieder!) unser Nachtessen zusammen mit 4 Französinnen eingenommen haben, gehen wir schlafen. Wir träumen vom Gebiet um den Acatenango, welches bereits vor 200’000 Jahren vulkanisch aktiv war. Dem mächtigen Vulkanmassiv, welches sich mehr als 3500 Meter über die südlich gelegene Pazifikküste sowie 2000 Meter über das Hochland von Guatemala erstreckt. Die einzigen belegten Eruptionen des Acatenango, welche von 1924 bis 1927 erfolgten, sowie im Dezember 1972, sind Ausbrüche, welche zu einem Aschefall bis in 25 Kilometer Entfernung führten. In den vergangenen 80’000 Jahren müssen sich zahlreiche, starke und explosive Ausbrüche ereignet haben. Und, wie er heutzutage ruhig ist, so ruhig, dass wir an seinem Fusse tief und fest schlafen. Um 10:00 Uhr werden wir, zusammen mit 4 Guides zum Trailhead gefahren. Der Anstieg fängt genau so an, wie er es für die nächsten Kilometer auch weiter verspricht, nämlich steil, sehr steil und sandig. Obschon wir auf einer Höhe von 2400 Metern starten, ist es bereits ziemlich warm. Und trotzdem, Handschuhe, Mütze, lange Unterhosen, Daunenjacke und Fasi für die Höhe auf über 3700 Metern, legen unserem Rucksack noch an Gewicht zu. Wir sind die Ältesten, die Allerältesten! Ich würde sagen, wir steigern den Altersdurchschnitt unserer Gruppe auf von 26 Jahren auf 28 Jahre. Jetzt sind wir natürlich gefordert. Zum Glück sind wir im Durchhaltewillen und Ehrgeiz gut trainiert und bewegen uns so ziemlich im vordersten Drittel. Nach vier Stunden Aufstieg, erreichen wir unser Camp auf 3700 Metern Höhe. Eine spartanische 4-er-Suite gleichend einem Holzgestell, umrahmt von einer Plache und gedeckt von einem Wellblech mit zwei Kajütenbetten. Wir teilen uns das Gemach mit einem israelischen Pärchen. Wer jetzt meint, wir essen gleich und gehen dann schlafen, der irrt sich. Der Vulkannachbar «Fuego» macht seinem Namen alle Ehre und verspricht uns aus der Nähe noch ein grösseres Spektakel. So nehmen wir um 19.00 Uhr nochmals 3h Auf und Ab in die bereits ermüdeten Beinen. Im Vollmondlicht und mit Unterstützung der Stirnlampen, erreichen wir den Vulkangrat des Fuegos. Es hat sich gelohnt, obwohl sich aufziehende Nebelschaden mächtig mit den Eruptionen vor unserer Linse konkurrenzieren und das Stativ auch noch vergessen ging. Um 22.00 Uhr sitzen wir vor dem Lagerfeuer, wärmen uns am stark rauchenden Feuer, essen Nachos mit Nudeln und Bohnensauce. Zum Dessert grillen wir Marshmallows und fallen um 23.15 Uhr müde ins Bett. Wobei Bett etwas übertrieben ist. Meine Kajüte über Sam fühlt sich an, wie eine Scheiterbeige. An Schlaf ist nicht zu denken. Die Hüften schmerzen, die Füsse frieren, das Schnarchen nervt, der Hals schmerzt, und zu allem Übel hadere ich Stunden, ob ich den Aufwand mit dem «Toilettengang» auf mich nehmen soll oder nicht. Eher nicht! Um 06.30 Uhr werden wir aus den Federn gerupft, wobei eigentlich gar nichts gefedert ist. Das Frühstück besteht aus einem Dafalgan, einem Nescafe und Cornflakes. Jetzt kommt der Abstieg, wobei wir eigentlich mehr rutschen als steigen. Im sandigen Steilhang ist es einfacher, den Hang runter zu surfen, und das macht zudem noch Spass. Als Schweizer Skifahrer sind Sam und ich einsame Spitze, d.h. immer an der Spitze, zusammen mit Antonio, einem der Führer. So kommen wir doch tatsächlich eine Stunde zu früh unten an.
Es hat uns riesig Spass gemacht. Der Fuego by Night war einsame Spitze mit seinem ununterbrochenen Naturschauspiel. Die Nacht der schlechtesten Nächte vergesse ich lieber, sie war zum Glück auch kurz.
Antigua 06.04.2023
Eines der Highlights in Guatemalas ist sicherlich die wunderschöne Kolonialstadt Antigua. Die Stadt liegt im zentralen Hochland Guatemalas, beheimatet knapp 35.000 Einwohner und gehört seit 1979 auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Der kleine Ort bietet jede Menge Sehenswürdigkeiten und sollte zu jeder Reiseroute durch Guatemala gehören. Antigua ist ein kleines, pittoreskes Örtchen, das mit seinen Gassen voller bunter Häuser und dem holprigen Kopfsteinpflaster besticht. Eine beliebte Aktivität in Antigua ist es an einem Spanisch Sprachkurs teilzunehmen. Einmal mehr verzichten wir schon wieder auf unseren Sprachkurs, welcher eigentlich schon längst fällig gewesen wäre. Leider ist unser Zeitplan für Mittelamerika etwas eng, da wir ja am 20.05.2023 unsere Fähre Panama-Kolumbien gebucht haben. Antigua zieht mit seiner Kolonialarchitektur nicht nur Sprachschüler an, sondern auch zahlreiche Reisende. Heute ist Gründonnerstag, und Ostern in Guatemala wollen wir nicht verpassen. Semana Santa, die Osterprozession. Es sind die wichtigsten Feiertage in Guatemala und diese werden in Antigua richtig gross gefeiert und zwar auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise – und das tagelang.
Wir lassen unser Fahrzeug ausserhalb Antiguas, immer noch am Fusse des Acatenangos, denn von überall wir uns abgeraten, uns mit dem Fahrzeug in das Gedränge zu begeben. Das Gedränge beginnt für uns aber schon um 08.30 Uhr, als wir den Chicken Bus von San José Calderas über Parramos nach Antigua besteigen. Jetzt wissen wir, warum der Bus so genannt wird. Die Zweierplätze sind jeweils mit vier Personen besetzt. Ich stehe irgendwie dort, wo der Gang sein sollte, mein Oberkörper wird von zwei breiten, nach rückwärts lehnenden Schultern nach hinten gedrängt. Jedes Beschleunigen und jedes Stoppen nehmen mir beinahe den Boden unter den Füssen. Ich versuche mich mit Klimmzügen an den Deckenstangen vor dem Umfallen zu retten, obwohl dafür ja gar kein Platz wäre. Rein schon diese Fahrt ist ein Erlebnis der besonderen Art. Wir erreichen den Busbahnhof in Antigua. Der Vorhang öffnet sich. Was wir während der Semana Santa in Antigua erleben, ist ein reines Theaterstück auf einer riesigen Bühne in den alten Strassen, voller Menschen, Musik und Mystik mit einer gespenstischen Atmosphäre.
Rauch schwebt durch die Luft, Menschen in lila «Ku-Klux-Klan“-Gewändern tragen schwere Jesusstatuen auf Sänften durch bunt dekorierte Strassen, welche mit unzähligen Blumen-Teppichen (Alfombras) geschmückt sind. Diese einzigartigen Teppiche werden von den Bürgern täglich vor der Feier selbst auf einer Sandschicht über dem Kopfsteinpflaster gemacht und mit buntem Sägemehl, typischen guatemaltekischen Dekorationen, z.T. mit Schablonen und auch Piniennadeln, Blumen und anderen Pflanzen bedeckt. Alfombras werden als Zeichen des Opfers geschaffen, und obwohl der Schöpfungsprozess ziemlich mühsam und zeitaufwendig ist, werden die Teppiche direkt nach den Zeremonien wieder zerstört. Über 40 Tage und mehrmals pro Woche finden die Prozessionen von Neuem statt; die grösste davon am Karfreitag.
Zwischen diesen Prozessionen, die von Blaskapellen und tausenden Menschen begleitet werden, hängt Weihrauch in der Luft. Dieser verleiht dem ganzen Spektakel einen mystischen Touch. Wir sind dankbar, dass wir in dieser wunderschönen Stadt das grösste Fest des Jahres miterleben dürfen. Wir besuchen noch etliche Kirchen, Orte für jeden aus der ganzen Welt, Orte, wo jeder das Gefühl erfährt, von der hektischen Aussenwelt, ausserhalb der Mauern, in die Ruhe und in sich selbst einkehren zu können. Plötzlich verspürt man für einen Moment einen tiefen Glauben. Mit ein Grund, weshalb wir uns gerne einmal in eine Kirche verkriechen.
Die Musik der Prozession klingt uns noch bis in die Nacht hinein in den Ohren, der Weihrauch hat sich tief in unser limbisches System eingenistet.
Tikal 07.04.2023
Es ist Karfreitag, und unser Vorankommen auf den Weg nach Tikal wird schon im ersten Dorf mitten auf der Durchfahrtsstrasse gestoppt. Klar doch, die Prozessionen finden in allen Dörfern ganz Guatemalas statt; der Glauben steht über den durchfahrenden Touristen. Also müssen wir beide die Navis neu programmieren! Leider gibt es keine Option «Prozessionen vermeiden». Hilfeeee! Wir finden beinahe keinen Ausweg mehr aus dem Dorf. Sackgassen, Einbahnstrassen, Sperrungen etc. Aber die Einheimischen sind sehr hilfsbereit, da klammert sich einer von aussen an unser Fahrzeug und führt uns als Aussenboardguide durchs Getümmel. Trotzdem fahren wir dann 300 Meter in falscher Richtung durch die Einbahnstrasse, heute ist ja ein heiliger Tag! Nach dieser Prozedur entscheiden wir uns deshalb, die Panamericana CA1 zu nehmen, um später auf die CA9 abzuzweigen. Zwar ein Umweg, aber bekanntlich führen alle Wege nach Tikal. Dass wir immer ein Drittel der Ankunftszeit anhängen müssen, wissen wir inzwischen. Das Mass an Bergen, Kurven, Dörfern ist stärker zu werten, als die Distanz. Die Maya-Stadt Tikal liegt in den Regenwäldern des Departamentos Petén im Norden des Landes.
Wir kommen in Tikal an und quartieren uns auf dem Parking Lot des Hotels Jaguar Inn ein. Tönt besser, als es ist, Toiletten und Kaltduschen sind aber vorhanden. Unser Vorteil: Wir stehen direkt am Parkeingang, vor den Toren von Tikal!
Wieder richten wir den Wecker auf «der frühe Vogel fängt den Wurm». Um 06:00 Uhr machen wir uns auf die Erkundungsreise durch den Dschungel, jeder für sich alleine.
Unendlich scheinender Regenwald, Brüllaffen, Tukane und die beeindruckenden Ruinen einer der einst bedeutendsten Städte im Königreich der Maya liegen vor uns. Das gesamte Gebiet, das insgesamt über 10’000 Bauten umfasst, misst ganze 65 Quadratkilometer. Allein der zentrale, zu besichtigende Teil erstreckt sich über 16 Quadratkilometer, auf denen 3’000 Gebäude mehr oder weniger freigelegt wurden.
Bereits im 10. Jahrhundert vor Christus sollen sich in Tikal die ersten Menschen angesiedelt haben. Ihre Blütezeit verbunden mit einem grossen Bevölkerungswachstum erlebte die Stadt jedoch in der klassischen Maya-Periode vom 3. bis 9. Jahrhundert nach Christus. Die Macht der Stadt wurde immer wieder von Kriegen mit der Nachbarkultur Calakmul geschwächt, welche jedoch im 8. Jahrhundert endgültig besiegt wurde. Zwischenzeitlich sollen in der Stadt bis zu 50’000 Bewohner sowie weitere 150’000 Menschen im Einzugsgebiet gelebt haben. Bereits im 10. Jahrhundert nach Christus war die Stadt allerdings komplett verlassen, wobei der Grund dafür umstritten ist. Wissenschaftler führen eine Hungersnot und Massensterben aufgrund einer langjährigen Dürreperiode und damit verbundene Abwanderungen aus dem Gebiet als mögliche Ursachen an. Im Laufe der Jahre nach dem Rückzug der Mayas aus der Stadt wurden die architektonischen Meisterwerke Tikals vom Dschungel zurückerobert und so vor den spanischen Eroberern in den 1500er-Jahren versteckt. Erst 1848 wurden die Ruinen von einer Expedition, die von der guatemaltekischen Regierung entsandt wurde, wiederentdeckt und in den folgenden Jahrzehnten intensiv erforscht. 1979 wurde die Anlage sowie der 575 km² umfassende Nationalpark Tikal zum UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbe erklärt.
Bei jedem Kegel und Hügel vermute ich einen, von Wurzeln umklammerten, gefangenen Tempel. Herrlich und mystisch zugleich, wenn man die vergessene Kultur, eingebettet im tiefsten Urwald für sich alleine erkunden kann, ganz gleich, welche Geschichten sich dahinter verbergen, meine Fantasie ist unendlich. Ganze 14 km und über vier Stunden geht die Erkundungstour, manchmal im Kreis, was ich erst realisiere, wenn ich den schon bestiegenen Tempel V von der Nordseite betrachte, anstelle beim Tempel VI angekommen zu sein. Ah ja, und 450 Höhenmeter hat meine Uhr zusätzlich dokumentiert, diese gehen auf das Konto der hohen und steilen Tempelaufstiege. Um 11:00 Uhr treffe ich mich mit Sam, und wir entscheiden uns, in Richtung Lake Izabal zu fahren, um uns langsam der Grenze zu El Salvador zu nähern. Hier landen wir am wunderschönen Ort San Felipe. Der Campground gehört Markus. Er hat deutsche Wurzel, ist aber nur an Wochenenden hier. Der Fischer Mario kontrolliert sein Grundstück und seine sehr geschäftigen Kinder Tania, Isaac und Maybelin sorgen dafür, dass es uns gut geht. Wir sind ganz alleine hier und geniessen unser eigenes Bootshaus mit Bootssteg und Lounge. Nur der Schlüssel zum Boot fehlt uns noch.