Halifax Ankunft 07.06.2022
Der Countown auf unserer Website neigt sich dem Ende zu. Ich mache mein letztes Windows-Update auf meinem Laptop und, siehe da, mein Betriebssystem kann ‚Windoofs‘ nicht mehr finden, wirklich doof und vom Winde verweht! So verbringe ich meine 24h vor Abreise mit den Tastenkombinationen F8/F12/Windows-Taste, unzähligen Boot-Versuchen, Überprüfungen, Rettungsversuchen u.v.m. Es hilft leider alles nichts, nur die wirklich letzte Instanz: ,Wollen Sie wirklich? Ich: ‚ja, ich will!‘, verspricht mir eine Fortsetzung, und wird mein System wieder auf jungfräuliche Werkeinstellungen back to the roots setzen. Anschliessend setze ich gefühlte 24h meinen Laptop neu auf. Tags darauf geht’s endlich los. Unsere Jungs haben wir bereits einige Tage zuvor nach Barcelona verabschiedet, d.h., sie uns. WIR durften SIE an den Flughafen bringen, was mir bedeutend einfacher fiel; trotzdem konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten.
Nun sitzen wir also in der Condor-Maschine welche gerade den Atlantik überfliegt, im Wissen, dass unser Horu uns bereits am Hafen von Halifax erwartet. Unser Tracker sendete jedenfalls wieder seine Überwachungssignale mit den richtigen Koordinaten. Wir werden diese Nacht noch in einem Hotel in Halifax übernachten. Tags darauf fahren wir zum Zoll, wo wir innert 15 Minuten unsere Dokumente abgestempelt erhalten. Vorsicht: Es werden nur Originaldokumente akzeptiert, keine Kopien. Dann ab zum Hafen, wo wir unser Zuhause abholen. Wir können Horu unversehrt und mit komplettem Inventar entgegennehmen. Das Ganze verlief vollkommen reibungslos, wir durften auch immer wieder bekannte Gesichter mit gleichem Vorhaben treffen, sowohl Uber als auch unsere Kontakten teilen.
Als erstes erledigen wir unsere Einkäufe, denn: Kühlschrank leer, Wasser leer, Gas leer.
Den Tag danach verbringen wir mit der Suche eines Adapters zum Nachfüllen unserer Gasflaschen, da die EU-Flaschen nicht Kanada-konform auffüllbar sind. Wir fahren von Pontius bis zu Pilatus – vergeblich. Trotz leichtem Frustrationsfeeling im Hinblick auf kalte Nahrungsaufnahme (bei noch kälteren Temperaturen), sind unsere Erlebnisse mit den hilfsbereiten Kanadiern weit über unseren Erwartungen, völlig unkompliziert, humorvoll und immer zu einem Schwatz bereit. Schon am Flughafen wurden wir sehr gastfreundlich empfangen. Sogar das Frauchen mit ihrem Drogenspürhund spielte im baggage claim Laufbandkontrolle und unterhielt das passagere Publikum mit einem herzlichen Lächeln quasi am laufenden Band. Auf dem Hotel-Parking wird unser Horu bewundert und als Belohnung wird uns von einem groovy Kanadier sogleich eine kleine Portion Marihuana inkl. Paper in die Hand gedrückt – wir sollten doch unseren amazing Camper bei einem Joint geniessen. Sogar einen Talisman fürs Auto hat er uns geschenkt, dieser hängt nun in unserer Kabine (Marihuana in der Fahrertür, für alle Fälle). Unglaublich, wie die Kanadier Gefallen an unserem Gefährt finden, von Doppelgängern wie Bud Spencer über Billy Gibbons von ZZ Top bis zu Jamie Lee Curtis mit ihrem Hündchen ‚Blue‘. Diese Freude lässt unseren Adapter-Frust in den Hintergrund treten, und wir kaufen uns einfach eine Puppenstuben-Variante eines Kochers. Eine Agentin unserer Verschiffungsfirma Seabridge ist so hilfsbereit und bringt uns einen Adapter aus Deutschland mit. Sie wird ebenfalls nach Boston fahren, so können wir irgendwo unterwegs die geheime Übergabe vollbringen, puahhhh, dann gibt’s ein Festmenü mit 2 x 2 Kochstellen und dieser Puppenstubenvariante.
Weil alles so gut läuft (im Moment auch das Wasser vom Himmel) fahren wir über einen kleinen Umweg nach Preggy’s Cove weiter Richtung Süden, wo uns in Bosten unsere Freunde Susy und Peter erwarten. (Wir sind gespannt, wo wir das Festmal kochen werden).
Halifax – St. Andrew 10.06.2022
Am 10.06.2022 starten wir unsere Fahrt von Halifax Richtung Boston (unterwegs immer noch ein bisschen auf der Suche nach einem 20 Ampere Plugadapter und einem Gasflaschenadapter). Das Glück steht auf unserer Seite, die Sonne scheint, und wir stehen unter Strom. Unseren Camp-Platz haben wir in St. Andrews, von wo aus die US Küste von Maine schon sichtbar ist, bereits gebucht. Wir tanken nochmals Diesel nach, schalten für die letzten 150 km auf den hinteren Zusatztank um (das erste Mal nach der Verschiffung), da der Diesel im Haupttank zur Neige geht. Plötzlich verspürt der rechte Fuss ein feines Ruckeln in der Fusssohle. Ich bin immer noch positive thinking, und hoffe, es sei der starke frontale Wind, welcher unser Feingefühl etwas irre führt. Aber die Aussetzer werden immer deutlicher, vor allem, wenn Power gefordert ist, im weiteren Verlauf aber auch im Leerlauf. Für 100 km fahren wir so, immer wieder mit gegenseitigen fragenden, erwartungsgeladenen Blicken zueinander. Temperatur ok. Öldruckanzeige ok. Sam bleibt weiterhin am Steuern, das ist nichts für zarte Füsse. Die Adrenalinkonzentration steigt, linear mit der Zeit. Es scheint, als ob der Motor mit zu wenig Treibstoff versorgt wird, der Arme. Kurz vor dem Campground ist Schluss. Unser Horu will nicht mehr. 500 Meter fehlen noch zum Ziel und nichts geht mehr. Warnblinker einschalten und aussteigen. Kaum ausgestiegen, hören wir schon die erlösende Frage: ‚do you need help‘.
Fortsetzung folgt . . .
St. Andrew – St. John 13.06.2022
Es ist Montag, und wir stehen um 09.00 Uhr vor der Garage in St. Andrews, welche sich aber leider überhaupt nicht gut mit Dieselmotoren versteht. Es scheint, als hätten wir ein grösseres Problem, hier jemanden zu finden, der sich mit Dieselmotoren auskennt. Zweite Enttäuschung: Unsere Versicherung meint, wir hätten keine Abschlepp-Deckung in Kanada, obschon dies in unserer Police so festgehalten ist – wir werden später weiter streiten. Gut versichert, organisieren wir nun selbst. Nach ca. 4 Anrufen finden wir endlich einen Abschleppdienst und warten an der Waterfront auf Hilfe, mit dem Ziel, in St. John einen entsprechenden Garagisten zu finden. Auf der Fahrt nach St. John haben wir nun 100 km Zeit, das Problem zu lösen. Unser Fahrer hat dann die rettende Idee und lädt uns bei einer kleinen Ein-Mann-Garage ab. Gerry, ein Iraner und der Besitzer der Garage, lässt all seine Arbeit für uns liegen und nimmt sich uns und unserem Horu voller Begeisterung an.
Zuerst einmal langer Small-Talk, sehr freundlich und easy going, wie es sich hier in Kanada gehört. Dann Inspektion des Motors, Kontrollen bei laufendem Motor, beissender Rauch, dass uns die Tränen kommen – wieder Small-Talk übers Reisen, Fahrzeugumbau, Familie, eine Zigarette mehr, wieder beissender Rauch, Kaffee. Die Spürnase des Iraners riecht dann, dass etwas mit dem Fuel-Gemisch nicht stimmen kann. Was das heisst? Beide Tanks leeren. Ich glaube, er wird den kommenden kanadischen Winter in gut beheizter Stube sitzen können, denn er wird den abgelassenen Treibstoff für seinen Ofen verwenden. Nach 4 Stunden Arbeit läuft der Motor mit frischem Diesel von einer in der ‹Nähe› liegenden Tankstelle wieder ruhig und kraftvoll. Nun heisst es, die Rechnung zu begleichen und Abschied zu nehmen. Uns haut es beinahe aus den Diesel-Turnschuhen! Nein, nicht wie ihr jetzt glaubt, es kommt ganz anders – wir dürfen für seine Hilfe nichts bezahlen!
The next couple of lines will be in English so that Gerry and his friends will be able to understand, in case they visit our website.
For Gerry it’s an honor to help visitors coming from Europe, bringing their fancy vehicle from Germany to his country and travel across America. He likes our vehicle, likes to fix our issues. Not an every day’s job, may be a bit more challenging. He did a great job analyzing the problem. Once the origin of the problem was found, it took 2 hours to drain the tanks and refill one of them with new Diesel. We were so happy that Gerry could repair our motorhome and that we can now continue our journey. A fortiori as we never expected such a big, generous gift. There were some sentimental tears running down Karin’s face. Gerry looked happy and proud when we left him.
His friend, Mohamad from Syria, took us to a campground in St. John and invited us to meet his family. Together, we eat pizza, drank tea and were chatting. The next day we were invited for a Syrian style lunch at their house. We really appreciated their hospitality and generosity. Thank you so much. All the best for all our friends in St. John.
Wir fahren südwärts und überqueren in St. Stephen die Grenze in die USA. Pass- und Visakontrolle, Fragen über unser Reisevorhaben, kurze Inspektion des Fahrzeuges. Any weapons? (Mist! Der Bear-Attack-Deterrent!), Any drugs? (Mist! Die Fahrertür mit dem geschenkten Marihuana!). Glück! Wir bekommen den Stempel für 6 Monate in den Pass und weiter geht die Fahrt in Richtung unbegrenzte Möglichkeiten.
Ihr Lieben wir hoffen für Euch, dass dies nur anfängerpech ist. Wunderschöne Föteli tolle Eindrücke auch von zu Hause aus😊
Weiter viel Energie
herzliche Grüsse Ursula
… einfach nur Pech, jetzt fährt es sich wieder rund. Liebe Grüsse nach Züri
Liebe Ursula und Benno!
Ja, Energie brauchen wir viel, vor allem Diesel, der schluckt am meisten Dollars! Grüsse in die Schhweiz.
Sam und Karin