El Fuerte 27.12.2022

Am Hafen in La Paz haben wir noch genügend Zeit, von unserem Fahrzeug aus das lebendige Treiben während der Beladung unserer Fähre zu beobachten. Phänomenal, wie die Hafenarbeiter die meterlangen Lastenwagencontainer rückwärts die Rampe hochfahren, um dann präzise und zentimetergenau parallel einzuparken. Lichter in allen Farben blinken wie am Weihnachtsbaum, zusammen mit den Warnhupen der Rückwärtsfahrgänge geben diese ein ganz besonderes Hafenfeeling ab. Nach einer ruhigen und gut verschlafenen Nacht erreichen wir das Festland mit dem Hafen beim Städtchen Topolobampo, welches uns mit seinen farbigen Gebäuden am Hang etwas an eine in Legosteinen erbaute Stadt erinnert. Wir verabschieden uns von Franzi und Kay. Mit ihnen haben wir immerhin drei wunderschöne Wochen auf der Baja verbracht. Wie immer, ein etwas trauriger Moment; ein neuer Reiseabschnitt beginnt. Sag niemals nie, wir hoffen auf ein Wiedersehen. Unser erstes Ziel: die Bahnreise von Los Mochis an der mexikanischen Pazifikküste durch die Kupferschlucht in die Hochebene der Sierra Madre nach Chihuahua. Die Fahrt zählt zweifellos zu den aussergewöhnlichsten Eisenbahnreisen der Welt. Die Landschaft des Schluchtensystems der Barranca del Cobre soll einiges grösser und spektakulär sein, als der Grand Canyon in den USA, jedoch nicht halb so bekannt. Nach der amerikanisch-mexikanischen Baja genau das Richtige für uns. Beim Bau der Eisenbahnstrecke durch weitgehend unzugängliches Gebiet stand der Gütertransport quer durch Mexiko und die Erschliessung reicher Minenvorkommen im Vordergrund. Fast ein Jahrhundert dauerte die Fertigstellung der Chihuahua al Pacifico Bahn. Sie gilt mit ihren 86 Tunneln und 37 Brücken weltweit als technische Meisterleistung. Heutzutage ist die 653 km lange Kupferschluchtbahn eine touristische Hauptattraktion in Mexiko. Und doch ist die Bahnfahrt mit dem liebevoll ‚Chepe‘ genannten Zug wegen der relativen Abgeschiedenheit im Norden des Landes ein Geheimtipp geblieben.
Die grosse Herausforderung stellt sich erst jetzt vor Ort: wie lösen wir die Tickets? Es gibt zwei verschiedene Züge, welche jeweils 2-3 Mal/Woche die Strecke bedienen. Die nächste Möglichkeit wäre gleich morgen, leider ist diese nur online buchbar. Entweder funktioniert die Buchungsseite nicht, wir haben zu wenig Netz oder die Sitze sind tatsächlich schon ausgebucht. Uns bleibt nur die Möglichkeit, den Regio-Donnerstagszug zu nehmen und zu hoffen, dass noch Tickets vor Ort im Zug lösbar sind. Wir können unseren Horu gegenüber des Bahnhofes in einem privaten Innenhof mit abschliessbarem Tor sicher unterstellen. Unsere Hoffnung stirbt, als uns kein einziger Zugführer ein Ticket verkaufen kann/möchte/wollte, mit Bestechung ging auch nichts. Der Zug war voll und alle Reisenden hatten bereits ein Ticket in der Hand, woher auch immer. Wir sind riesig enttäuscht. Ein Busfahrer macht uns ein Angebot, uns nach Creel hochzufahren, er hätte noch Platz. Warum eigentlich nicht, wir waren ja bereits abfahrbereit. Trotzdem sind wir völlig unwissend in den Bus eingestiegen. Erst als ich auf google maps sehe, wo der Bus durchfährt, realisieren wir, dass dies natürlich nicht der Fahrstrecke im Canyon entspricht. Logo! Wir bereiten uns auf 800 km übelste Fahrt über das Gebirge vor. Gefühlte 3000 Serpentinen, nach den ersten 100 wird es Sam höllisch übel. Ich sammle diverse leere Chipssäcke, welche die übrigen 14 Fahrgäste interlassen haben. Sam muss 10 von 14 Stunden leiden. Als ob das nicht genug wäre, liegt jetzt plötzlich Schnee auf der Strasse, und zwar richtig Schnee, wie ihn Swiss Ski bei uns zu Hause wünschte. Wir sind auf 2700 m.ü.M., die Kurven lassen nicht nach, der Schneefall auch nicht, und wir fragen uns, wie wohl die Bereifung unter uns aussieht. Hundemüde erreichen wir um 23.00 Uhr bei Kälte und dunkelster Dunkelheit Creel. Zum Glück haben wir von unterwegs aus ein Hostel gebucht, nur lagen bei unserer späten Ankunft alle schon in ihren Träumen. Etwas Lärm unsererseits, und das Tor wurde uns verschlafen geöffnet. Am nächsten Tag sind wir guter Dinge und wollen unsere Rückfahr-Tickets am Bahnschalter von Creel lösen. Denkste! Der Schalter war zwar offen, aber wegen Krankheit eben doch geschlossen. Zum Glück haben wir im Vorfeld per Mail zwei Retourtickets für Sonntag reserviert, jetzt wäre es aber an der Zeit, diese befristete Reservation zu bezahlen, sonst können wir diese auch an den Nagel hängen. Auch das gestaltet sich äusserst schwierig, unserer beiden Powerbanks sind total tot, die Netzteile, welche wir im Telcel kauft haben, erweisen sich als China-Schrott, Stromausfall im ganzen Hotel, Kreditkarten-3D-Secure funktioniert nicht, und die Internetleistung lässt auch zu wünschen übrig. Eine Odyssee mit zwei schwächelnden Handys! Zusammen mit der Grossmutter der Hostelführer und ihrer Kreditkarte haben wir die Zahlung dann innert nützlicher Frist auf den letzten Drücker geschafft. Jetzt endlich können wir geniessen. Creel befindet sich in der prachtvollen westlichen Sierra Madre, südwestlich der Hauptstadt Chihuahua. Mutter Natur hat diesen Ort mit gigantischen Felsformationen, romantischen Seen, einladenden Thermalquellen, unendlichen Wäldern und faszinierenden Wasserfällen gesegnet. Durch einen Fahrer lassen wir uns die Umgebung von Creel näher bringen. Wir besuchen diverse Gesteinsformationen, wie das Valle de los Monjes, Valle de los Hongos und den wunderschönen Lago de Arareco.
Nur schon die Gesamtathmosphare am Bahnhof von Creel hat sich gelohnt. Mit hunderten Passagieren warten wir auf den langersehnten Zug, welcher dann auch ätzend und schnaubend einfährt. Unsere Fahrt dauert zehn Stunden. Flüsse haben hier stattliche Schluchten in die Felsen der Sierra Madre Occidental gegraben. Es ist eine sehr entlegene, einsame Bergregion – geschaffen durch die Gewalt der Natur in Millionen von Jahren. Der geheimnisvolle Schatz der Sierra Madre wurde zwar nie gefunden, oder ist die schlichte Schönheit des Kupfer Canyon der eigentliche Schatz?

 

San Blas 03.01.2023

Unser nächstes grosses Ziel wird Guadalajara sein. Vorerst wollen wir auf dem Weg dorthin aber noch die wunderschönen Küsten am Pazifik auskosten. In Las Blas machen wir einen zweitägigen Zwischenstopp, auch, damit ich meinen Brech-Durchfall besser auskurieren kann. Da ist einem eine Spültoilette in Porzellan schon lieber. Zwischenzeitlich habe ich auch schon gelernt, während der Fahrt in ein Chipssäckli retour zu essen, und das, ohne grosses Aufsehen meines Fahrers zu erregen (von ihm habe ich das kurz zuvor gelernt). Immer noch etwas reduziert, verbringen wir zwei weitere Erholungstage an der Küste weiter südlich, was sich auch wirklich lohnt. Auf der Fahrt entdecken wir Flusskrokodile, welche sich im trüben Gewässer direkt neben der Durchfahrtstrasse sonnen. Schwerfällig, träge und langsam an Land, blitzschnell, flink und beweglich im Wasser, das demonstrieren sie direkt vor unsren Augen. Heute, am 05.01.2023 erhalten wir mehrere Anrufe von Overlander-Freunden aus der Baja; wo wir gerade seien. Am friedlichen Strand von Chacala im Staate Jalisco ist uns entgangen, dass heute Morgen der Sohn von «El Capo» in Culiacán, Sinaloa, festgenommen wurde. Da, wo wir vor drei Tagen die Strecke zwischen El Fuerte und Mazatlán durchfuhren. Die mexikanischen Behörden und das Sinaloa Kartell liefern sich ein feuriges Gefecht. Strassenblockaden mit brennenden Autos, Schiessereien gegen Armee-Helikopter und Armee-Flugzeugen bringen die ganze Stadt in Aufruhr und Caos. Die Gefechte halten auch einige Stunden nach der Festnahme von Ovidio Guzmán morgens um 04.00 Uhr an. Und das alles ein paar Tage vor dem nordamerikanischen Gipfeltreffen mit Joe Biden, welches in Mexico City stattfinden wird. Wir werden Augen und Ohren offenhalten und heute Abend Teil 9/Staffel 2 von Narcos Mexico weiterschauen.

 

Los Ayala-Playa del Toro 05.01.2023

Wir fahren weiter südlich der Pazifikküste entlang, um eine kleine Wanderung durch den Urwald zu machen, damit wir den jungfräulichen und abgelegenen Strand Playa del Toro erreichen. Unser Ausgangsort für die Wanderung soll Los Ayala sein. Los Ayala zeichnet sich durch einen sehr touristischen Strand aus, fast ein kleines Acapulco. Hier geniessen mexikanische Familien das Strandleben, die hohen Wellen und die Fressstände. Zehn Mal Camarones, 10 Mal Kokosnüsse, 10 Mal Donuts, 10 Mal Cheesecakes etc. Dieses Überangebot an Kalorien widerspiegelt sich auch optisch in den Badeoutfits. Aber es ist ganz amüsant, das bunte Treiben auf den Mexican way of life zu erleben. Komischerweise sind alle Strandrestaurants bestuhlt, aber nicht bedient. Die Küchen sind geschlossen, und die Badegäste bedienen sich bei den mobilen Strandküchen oder von ihrem Mitgebrachten. Das Essen findet aber dann doch in den Restaurants statt. Wir realisieren das erst, als wir nach 15 Minuten nicht bedient werden, und wir rundherum komisch angekuckt werden. Für mich ist es wieder einmal schwierig, mich hier am Meer vegetarisch zu ernähren. Ich mache mir ein Sandwich und esse halt auch mein Mitgebrachtes. Wir übernachten auf dem Parkplatz eines dieser nicht funktionierenden Strandrestaurants gegen Bezahlung. So fühlen wir uns sicher in der Nacht. Es wird eine schreckliche Nacht! Laute Musik trällert gleich neben unserem Dachzelt aus den Lautsprechern, obwohl der ganze Strand gespenstisch verlassen scheint. Die Musik wird immer lauter, so dass wir unsere heutige Narcos-Serie dementsprechend auf Lautstärke 10 schauen müssen. Um 00:30 drehen wir fast im Roten. Mexikanische Musik vom Schlimmsten: Eine Art Guggenmusik, ein Mix zwischen Bassgeige, Schrillertrompete und Blechschlagzeug, unkoordiniert, untaktiert, ein mexikanischer Jazz? Noch schlimmer: jedes Stück wird 10 Sekunden angehört, dann aufs nächste gewechselt, über Stunden, bis zum Exzess. Ich steige mal aus, flüchte dann aber sofort wieder in unser Fahrzeug. Kein Mensch! Entweder ein betrunkener Wächter, der im Affekt auf jede Bewegung gleich schiesst, oder ein Tonband, welches die Anwesenheit von Menschen vorgaukeln soll. Uns bleibt nichts anderes übrig, als diese Folter zu erdulden. Nach einer schlaflosen Nacht begeben wir uns auf unsere Wanderung. Zuerst der Küste entlang, dann aufsteigend durch dichten Palmenwald. Die schwüle Feuchtigkeit macht es uns nicht leicht (oder, ist es der fehlende Schlaf?). Der Pfad ist wunderschön und gut begehbar. Wir erreichen den Mirador oberhalb der Playa de Toro. Eine atemberaubende Aussicht eröffnet sich uns. Zwischen den saftig grünen Palmenwedeln überrascht uns das türkisfarbene Meer im Abgrund. Da müssen wir uns gleich auf den Felsen über der Brandung posieren. Ein bisschen Mut brauche ich schon, die Steine sind etwas nass und rutschig. Und, ob sie auch wirklich halten? Nach unserem Fotoshooting steigen wir ab an den Strand. Ausser einer Gruppe Jugendlichen sind wir ganz alleine. Wir hätten mehr Besucher erwartet, dieser Strand ist auch per Bootsausflug erreichbar. Zum Glück sind wir mit dieser Idylle so alleine. Wenn die Wellen auf den flachen Strand aufschlagen und an den Klippen ihre Gischt versprühen, verbreitet sich ein ganz besonderer Geruch in die Bucht aus, anders als gewohnt. Ich muss tief in meine Geruchserinnerungen tauchen, finde aber kein Aha-Erlebnis. Es riecht einfach voller Leben. Zurück an unserem belebten Strand mit seinen Restaurants ohne Küchen trinken wir Margarita und Beer und lassen unseren Tag Revue passieren. Das Strandleben zieht weiter nach Lo de Marcos, von wo aus wir unsere nächsten Abenteuer planen werden.

 

Rancho los Izotes 10.01.23

Nach zwei Tagen in Lo de Marcos, befolgen wir den Geheimtipp eines Kanadiers, welcher hier in Lo De Marcos den Winter verbringt (mit gaaaaanz vielen anderen Kanadiern). Die Spur soll uns zur Rancho los Izotes führen, ca. 17 km von der Carretera 200 in Richtung Landesinneres. Die Strasse, oder besser gesagt, der Pfad für 4 Räder, finden wir weder auf Google Map, noch auf Maps.me. Auch keine Koordinaten sind bekannt. So kommt Silvain, oder Silvano, wie ihn die Mexikaner nennen, mit auf den Weg zur Rancho. Er verfährt sich zwar auch zwei Mal, bis der Weg dann nur noch in eine Richtung führt, nämlich dem ausgetrockneten Flussbett ohne Namen entlang. Die Fahrt durch den Palmenwald ist wunderschön, doch manchmal hat man das Gefühl, es gibt kein Vorwärtskommen mehr, und der Gedanke, dass da am Ende noch jemand ein Zuhause hat, lässt einem Zweifel aufkommen. Horu muss wieder einmal alles geben. In den zwei kleinsten Gängen und in Untersetzung krabbelt er auf und ab und zwar sehr steil. Auch seine Höhe dürfen wir nicht vergessen. So heisst es, hie und da die Machete zur Hand zu nehmen, damit unsere Dachplache nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Silvano erledigt das für uns gerne. In der letzten, steilen Rechtskurve bleiben wir stehen. Ein verlassenes Auto steht uns im Weg, und für unsere Breite und just in der Kurve, gibt es kein Vorbeikommen. Als wir aussteigen, realisieren wir, weshalb das Fahrzeug so blöde steht. Seine Vorderräder stehen nicht mehr parallel, sie schielen! Es handelt sich um das Auto von Ibrahim, dem Ranger. Er kommt uns zu Hilfe. Mit der Seilwinde und der Hilfe einer kräftigen Palme versuchen wir zuerst, das Fahrzeug etwas weiter aus der Kurve hochzuziehen. Leider blockiert der Pneu des eingedrehten Rades im Kotflügel und steht still. Meine glorreiche Idee: Luft ablassen; tja, manchmal haben auch Frauen gute Ideen und Männer folgen. Das Rad kann so durch seitliche Schläge immerhin in die gewünschte Richtung gebracht werden. Jetzt fehlt nur noch, hinten das Fahrzeug ein Stücken zur Seite zu bringen. Mit vier vereinten Kräften und einem Wagenheber schaukeln wir das Heck Hüpfer für Hüpfer zur Seite. Jetzt ebenen wir noch die tiefe Strassenrinne mit Steinen aus, damit wir in der Kurve nicht zu sehr in Seitenlage geraten, und dann zwei Pannen die Strasse blockieren. Der letzte Abschnitt steil hoch über hohe Steine lässt den Adrenalinspiegel nochmals kurz ansteigen. Wir kommen dankbar im Paradies an. Zuerst gibt es einen Kaffee, welcher auf der Ranch gewachsen ist, alles ‘natural’. Er schmeckt uns aber nicht so toll, könnte irgend ein Tee sein. Egal! Jetzt haben wir endlich Zeit, Alba und Ibrahim näher kennen zu lernen. Alba kocht und Ibrahim pflegt hier seine 36 Hektaren gepachtetes Land in der Naturschutzzone. Er zeigt uns seinen ganzen Stolz. Wir geniessen den Wanderweg zum Aussichtpunkt, den Weg hierhin hat er selbst von Hand angelegt. Wir bewundern seine 70’000 selbst gepflanzten Palmen in den verschiedensten Sorten. Vor Covid haben die beiden wohl eher noch Besuch erhalten. Sie betrieben zusätzlich noch zwei Cabins. Jetzt ist aber alles verfallen. Wohl kaum jemand findet noch den Weg hierher. Alba macht uns Tacos, selbst gemachte, und zwar von Anfang an. Die Maiskörner entfernt Ibrahim mit viel Muse am Nachmittag bei unserem gemütlichen Zusammensitzen. Alba kocht die Körner auf dem Holzfeuer mit Zugabe von Kalk, damit sich die Schalen vom Korn trennen. Zum Nachtessen macht sie uns einen Kürbis im Holzfeuer, ohne jegliche Zutaten von Gewürz. Der Kürbis schmeckt hervorragend und könnte als ‘Calabaza natural langsam und mit Liebe in eigener Schale gegart im Palmenholzfeuer’ bei uns zu Hause teuer verkauft werden. Am nächsten Morgen wird mit dem Generator die Eigenkonstruktion der Mühle betrieben (und der Mixer für den Fruchtdrink). Eine Tortilla macht uns für den ganzen Tag satt und der Randen-Rüebli-Bananen-Milchshake für den nächsten. Wir dürfen heute auch mit gutem Gewissen unsere Babbel-Lektion streichen, heute haben wir Intensivsprachlabor im Urwald gemacht. Es ist nicht einfach, und nach dem gemeinsamen Genuss von Wein, spreche ich nur noch italienisch, obwohl ich das ja eigentlich auch nicht kann. Wir verbringen eine ruhige Nacht im Palmenwald und fahren am nächsten Morgen wieder zurück. Die Durchfahrt ist immer noch offen. Wir fahren bis Puerto Vallarta, hier haben wir für Donnerstag eine Tour zu der Playa Escondida auf Marieta Island gebucht, einem Tipp folgend, den wir im Chepe-Zug von Oskar erhalten haben. Wir müssen nur noch Platz auf dem Campground finden, von welchem wir auf unsere E-Mail-Anfrage nichts gehört haben. Mexiko!

 

 

Marieta Island-Hidden Island 12.02.2023

Wir kommen in Puerto Vallarta an und finden einen RV-Park in der Nähe des Hafens, wo uns auch schon zwei riesige Kreuzschiffe empfangen und uns vom Urwald in die Realität der Zivilisation zurückholen. Wir essen am Puerto Magico und schnuppern etwas an den touristischen Ständen herum, es scheint, als seien diese eigens für den Ansturm der Kreuzfahrtschiff-Passagiere geschaffen. Alles in USD angeschrieben. Wir freuen uns auf den kommenden Tag, unseren Ausflug auf die Marieta Islands. Diese kleine Inselgruppe liegt ca. 36 km der Küste von Puerto Vallarta vorgelagert und ist ein Naturschutzgebiet. Die Besucherzahl wird nur in einer beschränkten Anzahl eingelassen. Der Strand wird oft auch ‘Beach of Love’ genannt, da er sicher, ruhig und einfach wunderschön ist. Hier fühlt man sich wie Jacques Cousteau, der die Inseln zu einem UNESCO Biosphärenreservat machte. Der Besuch der Inseln bietet eine fantastische Möglichkeit für Taucher und Schnorchler. Sie ist ein Teil eines unter Wasser liegenden Berges, der aus der Wasseroberfläche herausragt und dadurch die Insel bildet, die sowohl über, als auch unter Wasser wunderschön anzuschauen ist.
Morgens um 07.00 Uhr machen wir uns im Dunkeln erneut auf den Weg zum Puerto Magico, wo wir unsere Tour auf die Marieta Islands gebucht haben. Nach 40 Minuten entdecken wir schon die Felswände, welche den Strand der Hidden Beach umrahmen und wunderschöne Farben verkleiden. Ein klarer, blauer Himmel öffnet sich nach oben und feiner weisser Sand liegt unter den Füssen. Grüne Grasbüschel rahmen die rund geformte Felswand ab. Die tropischen Meeresvögel überpunkten die Szenerie mit ihren türkisblauen Flossen – der Blaufusstölpel. Diese wunderschöne Region um die offenen Felshöhlen wurde im 20. Jahrhundert für ein Bomben-Testing des Mexikanischen Militärs benutzt. Im Jahr 2005 hat der Wissenschaftler, Jacques Cousteau mit seinem Team einen erfolgreichen Protest gegen diese Bombentests gestartet, mit der Begründung, dass diese Art von Tests das wunderschöne Ökosystem der Hidden Beach zerstören würden. Glücklicherweise war er in seinen zähen Auseinandersetzungen erfolgreich, und die mexikanische Regierung liess die Versuche stoppen. Der jetzige Nationalpark lässt nur 116 Besucher pro Tag in das wieder gewonnene Paradies. Wir werden ca. 200 Meter vor der Insel aus dem Boot gelassen, d.h. wir springen mit Helmen auf dem Kopf ins Wasser und schwimmen unter der Höhle in die Öffnung der Felsformation. Wir erblicken ein kleines Juwel, ähnlich einer Weitwinkel-Fotographie. Wir dürfen hier nur 30 Minuten verweilen, dies auch aufgrund der Vorgaben des Nationalparks. Auf der Rückseite der Insel können wir noch die tellergrossen Einschusslöcher der Kanonentests ausmachen. Wir fahren an der Felsformation vorbei, wo der High-Diving-Sprung im Film «Limitless» mit Bradley Cooper und Robert de Niro aufgenommen wurde. (Weitere Filme, welche in Puerto Vallarta gedreht wurden: Movies in Puerto Vallarta). Wir verbringen noch eine wunderschöne Schnorchelstunde vor der Isla Marieta, bis wir wieder ins Boot zurücksteigen. Auf dem Rückweg werden wir noch von mehreren Buckelwalen überrascht, welche wir aber nicht gebucht haben. Der erste taucht direkt neben uns auf, wir hätten ihn beinahe anfassen können. Leider war unser Handy nicht griffbereit. Wir haben diesen schönen Anblick so genossen, dass uns ein Foto für immer und ewig im Gedächtnis bleiben wird. Es tauchen noch weitere Wale in ganzen Familien auf. Sanft und geschmeidig, ohne grossen Wasserturbulenzen, schwimmen sie um die Boote herum, nur ihre Luftausstösse lassen sie hörbar werden.

Am Nachmittag schlendern wir noch durch das wunderschöne Puerto Vallarta; ein farbenfrohes kleines Acapulco. Wir geniessen die vielen schönen Verkaufsstände in allen Farben, die tolle Restaurants und Bars, den Malecón dem Pazifik entlang mit dem wunderschönen Strandsaum. Viele übergrosse Metallkunstwerke schmücken die Fussgängerzone. Wir sind total überrascht von dieser schmucken Stadt. Am Malecón sehr touristisch, eine Strasse dahinter pures Mexiko. Wunderschön, von allem, für alle etwas.

 

 

Guadalajara 14.01.2023

Wir steuern einen einfachen Campground vor Guadalajara an. La Primavera heisst das Dörfchen, wo eine kleine Strasse zum Schutzgebiet Bosque de la Primavera führt. Wir platzieren uns unter den Nadelbäumen und sind umkreist von Pferden. Dieser «Wald des Frühlings» befindet sich im Westen der Stadt Guadalajara und stellt die Lunge der Stadtregion und Umgebung dar. Wir freuen uns auf unser morgiges Wiedersehen mit Lili und Oscar, welche wir im Chepe-Tren kennen lernen durften. Sie haben uns damals eingeladen, um uns ihre Stadt zu zeigen. Wir haben uns mitten in der Stadt verabredet und später realisiert, dass wir hier draussen in der «Lunge» von Guadalajara gar kein Taxi finden werden. In die Stadt wollen wir, wenn immer möglich, nicht mit Horu hineinfahren. Lili und Oscar nehmen die 15 km unter ihre Räder und holen uns vor Ort ab. Was für ein liebenswürdiger Service schon zu früher Stunde. Lily fährt uns sicher und routiniert in die Stadt, Unterführungen, Überführungen, Aus- und Einfahrten, gesperrte Innenstadt und sicherere Parkplätze. Guadalajara ist die Hauptstadt des westmexikanischen Bundesstaates Jalisco und bekannt für Tequila und Mariachi-Musik. In der historischen Hauptstadt befinden sich mehrere Plätze und Wahrzeichen aus der Kolonialzeit. Lili und Oskar starten mit uns im Stadtteil Tlaquepaque. Tlaquepaque gehört auch zu den bekannten Pueblos Magicos von Mexiko, Ortschaften, die wegen ihres sehenswerten Charakters als besonders interessant ausgezeichnet sind. (link). Natürlich gehört zu einer Stadtbesichtigung auch das ortstypische Essen. Wir haben zwar kurz zuvor typisch schweizerisch gefrühstückt, ein deftiges Birchermüesli und Konfibrötli. Lily und Oskar sind aber noch nüchtern. So bleibt uns nichts anderes übrig, als den Tag mit einer doppelten Portion, nein, einer dreifachen Portion zu beginnen. Hier ist das Frühstück die Hauptmalzeit und ähnelt eigentlich eher unserem Abendessen. Mais, Bohnen, Käse, Eier, Salsas, das alles muss einfach und irgendwie noch Platz finden. Kugelrund machen wir uns dann auf ins Magische Pueblo. Wir sind wirklich verzaubert von diesem Ort. Besonders eindrücklich sind die vielen Kunstgalerien. Schon zuvor, in Puerto Vallarta, auf dem Malecon, durften wir Bekanntschaft mit dem Künstler «Sergio Bustamante» machen. In seiner Galerie finden wir kleineren Skulpturen, von denen einige auch in unserem Zuhause Platz gefunden hätten. Leider konnten wir keine Fotos machen, deshalb hier ganz surreal der Link dazu: Sergio Bustamante. Nach einigen farbenfrohen Kilometern, und abermals ein typisches Strassen-Eis gegen den Hunger (den wir noch lange nicht verspürten), fahren wir weiter nach Guadalajara, zuerst ins Museo Cabañas, welches 1997 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. 1805 beauftragte Bischof Juan Cruz Ruiz de Cabañas y Crespo diesen Bau für Waisen, Alte, Kranke und Gebrechliche der Stadt als Hospiz erbaut. Vorerst wurde der Bau aber nur als Kaserne benutzt, erst im Jahre 1829 wurde der Hospicio Cabañas seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Im Jahre 1937 begann der aus Jalisco stammende Maler José Clemente Orozco mit der Ausmalung der Kapelle. Insgesamt 57 Einzelbilder umfassen den Freskenzyklus, der grosse Teile der Deckengewölbe und der Wände einnimmt. Der Zyklus wird oft als Kritik an der Technisierung der Welt angesehen, mit dem Höhepunkt «Hombre en Llamas» (Mensch in Flammen). Orozco verzichtet auf hell leuchtende Farben und sein gradliniger Malstil verpasst dem Ganzen einen äusserst beeindruckenden Zyklus der kargen Architektur des Bauwerks. Hier sind auch die Werke der Malerin Marí Izquierdo ausgestellt. Sie war die erste mexikanische Frau, die in den USA, Tokio und Paris Ausstellungen hatte und so die Kunst Mexikos weltweit bekannt machte. Ihr Stil ist die andere mexikanische Malerei, welche grossen Einfluss auf andere Künstler, wie z.B. Diego Rivera (der Ehemann von Frida Kahlo) hatte. Eine Mischung aus Primitivismus und populären Elementen, oft in einem Traumland mit kräftigen Farben, meist in Grün, Dunkel und Gelb. Als Kulturwechsel besuchen wir den öffentlichen Mercado San Juan de Dios, den grössten, überdachten Markt Lateinamerikas, mit einer Fläche von 40’000 m2 und ca. 2900 Verkaufsständen auf drei Ebenen. Bald haben wir unsere Kalorien abgelaufen, denn wir verpflegen uns nur mit Früchten auf dem Marktplatz. Unsere Reise geht weiter nach Zapopan, dem wohlhabenderen Stadtteil. Markant, der Arco de Zapopan, welcher den historischen Eingang von Zapopan mit seinem 20 Meter hohen Bogen markiert. Die Fussgängerzone wird von vielen Restaurants, Cafés und Bars gesäumt. Der ganze Stolz der Bewohner ist jedoch die Pilgerkirche Basílica de la Virgen de Zapopan. Jeweils am 12. Oktober findet eine riesige Prozession zu Ehren der Jungfrau statt. Es ist bereits dunkel, und wir essen unsere letzte Mahlzeit für heute in einem der Strassenrestaurants. Für uns gibt es heute Flaudas und Sangria (wobei Sangria Rotwein mit Wasser und Eis ist). Lily und Oscar fahren uns den weiten Weg wieder nach Hause zu Horu. Wir beenden einen anstrengenden aber eindrücklichen Tag mit neu gewonnenen Freunden hier in Mexico.
Wir verbleiben noch einen Tag im Waldcamping, denn 4 km von hier befindet sich der Rio Caliente. Da wir noch etwas Ressourcen in den Beinen haben, gehen wir zu Fuss dorthin. Ein verträumtes Flüsschen zwischen Felsen und Fichtenwald empfängt uns. Es überwindet das Gefälle in einigen Kaskaden mit Pools. Wir sind überrascht, als wir das Wasser betreten. Es fühlt sich zu Anfang fast ein bisschen zu heiss an. Wir verweilen einige Zeit im warmen Wasser, eine Art Muskelentspannung für die überbeanspruchte Beinmuskulatur tut gut. Geschmeidig und entspannt laufen wir den Weg zurück.

Guanajuato 17.01.2023

Wir starten, wie meistens, viel zu spät. Die Fahrt durch die zweitgrösste Stadt Mexikos, Guadalajara, nimmt uns alleine schon beinahe eine Stunde unserer gesamten Fahrzeit für die bevorstehende 300 Kilometer-Strecke weg. Wir durchfahren weitere kleinere Städte mit Staus, welche unsere Fahrzeit etwas aus der Planung bringen. Dann entdeckt Sam noch eine Schraube mit einem Kopf von der Grösse eines Pesos im Reifenprofil. Mist, die muss raus, und somit natürlich auch die Luft. Wir haben zwar unser Reifenreparatur-Set dabei für allfällige Reifenreparaturen. Wir sind aber nur 100 Meter von einer Garage entfernt. Ein hilfsbereiter Garagist organisiert uns einen mobilen Dienst (Llantera Móvil), welcher nach zehn Minuten im gekonnten Ruck-Zuck-Verfahren das Loch schliesst. Ein bisschen Unbehagen verspüre ich anfangs beim Fahren schon. Der Druck hält aber das Versprechen «lebenslänglich». Kosten: 200 Pesos. Gelernt: das Fahrzeug muss vorab gar nicht aufgebockt werden, dafür einfach Ruck-Zuck! Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Guanajuato und unser gut versteckter Campground am farbigen Hang der Stadt. Auf Kopfsteinpflaster im ersten Gang up und down kämpfen wir uns durch die engen Gassen. Ich schicke Sam von seinem Beifahrersitz, um mir ein runterhängendes Elektrokabel hochzuhalten. Dann geht es weiter um enge Kurven. Tatsächlich, da gibt’s noch ein Plätzchen in einem Innenhof, eng platziert, aber mit wundervoller Aussicht und warmer Dusche! Eine aussergewöhnliche Stadt. Keine einzige Strasse führt geradeaus, sondern sie kurven die steilen Hänge bergauf und bergab, winden sich um Hügel, verschwinden in Tunnels, um dann plötzlich wieder an einer anderen Ecke aufzutauchen. Ein grosser Teil des Strassenverkehrs wird unterirdisch geführt.
Reiche Silber- und Goldvorkommen machten Guanajuato zum städtebaulichen Juwel. Am nächsten Morgen offenbart uns das Sonnenlicht die schmucke Architektur mit den in kräftigen Farben gestrichenen Bauwerken, welche das Stadtbild prägen. Die historische Altstadt und die Bergwerkanlagen wurden 1989 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Wir laufen wieder einige Kilometer auf und ab. Gegen Tagesende steigen wir in einen Touristenbus ein. Zum Glück! Die Fahrt lohnt sich; wir fahren durch die unterirdische Stadt. Verrückt, wir haben so etwas noch nie gesehen. Ein Tunnelsystem mit Autofahrbahnen, Bus-Haltestellen, Gehsteigen mit Treppen noch oben. Autoparkplätze, Kreuzungen mit Richtungstafeln, die man im Dunkeln aber beinahe übersieht. Diese Tunnels wurden vor über 100 Jahren gebaut und waren ursprünglich für das Abflusssystem der Flüsse gedacht, um Überflutungen zu vermeiden. Es ist spannend, zu Fuss durch die Tunnels zu gehen, eine Treppe hoch zu steigen, und sich einfach überraschen zu lassen, in welchem Viertel der Stadt man seinen Kopf rausstreckt. Wir laufen jeden Tag an die 10 Kilometer Kopfsteinpflaster ab und verbringen Stunden in Museen. Ein traumhafter Kultursport.

Unser Besuch gilt Diego Rivera, welcher hier in Guanajuato geboren wurde. Rivera zählt gemeinhin als der bedeutendste mexikanische Maler des 20. Jahrhunderts, war eine grosse Persönlichkeit, die grosse Teile seiner Karriere ausserhalb Mexikos, in Europa und den Vereinigten Staaten verbrachte. Diego Rivera galt als eine der wichtigsten Figuren der muralistischen Kunstbewegung in Mexiko und war einer ihrer Pioniere. Diego Riveras Kunstwerke wurden von einer Vielzahl von Einflüssen geprägt, unter anderem von den zeitgenössischen europäischen Meistern und der präkolumbianischen Geschichte Mexikos. Diego Riveras Gemälde, die im Stil der italienischen Freskomalerei entstanden, behandeln grosse Themen, die auch zur Grösse seiner bevorzugten Kunstform passten: sozioökonomische Ungerechtigkeit, die Wechselwirkung zwischen Umwelt, Handel und Innovation, sowie Mexikos Erbe und Schicksal. Diego Rivera wird gegen Ende des 19. Jahrhunderts geboren. Zu seiner Generation gehören etwa Theodor Heuss und Marc Chagall. Zu seiner Lebenszeit wirken u.a. Zeitgenossen wie Pablo Picasso und Friedensreich Hundertwasser. In seinen Gemälden sehen wir deutlich den europäischen Einfluss dieser Künstler. Er stirbt 1957 in der Zeit des Kalten Krieges. Diego Rivera war mit der bekannten Malerin, Frida Kahlo verheiratet. Unsere Tickets für das Kahlo-Museum in Mexiko City sind bereits gebucht.
Am nächsten Tag besuchen wir das «Museo de las Mumias». Diese Mumien von Guanajuato bestehen aus einer Reihe von natürlich mumifizierten Körpern, welche im Jahre 1833, im Jahr des Ausbruchs der Cholera in Guanajuato, beigesetzt wurden. Diese Mumien wurden später auf dem Friedhof in Guanajuato entdeckt. Das Museum steht im Zusammenhang mit der hier landestypischen Totenkultur der Mexikaner, die dem Thema «Tod» immer auch eine humorvolle Seite abgewinnt. Allerdings ist das Ausstellen von Mumien in Mexiko nicht unumstritten. All diese Mumien wurden zwischen 1865 und 1958 aus den Grabstätten entfernt oder ausgegraben. Grund dafür war, dass von Gesetzes wegen eine Steuer den Angehörigen abverlangt wurde, falls die Toten auf dem Friedhof bleiben sollten. 90% der Leichen wurden somit aus den Grabstätten entfernt, da die Steuer für den Begräbnisplatz nicht bezahlt werden konnte, und dadurch das Recht auf den Begräbnisplatz verloren ging. Die meisten dieser freigelegten Leichen waren auf natürliche Weise mumifiziert. Da die Körper der Toten nicht im Erdboden sondern in einer Steinmauer in trockener und sauerstoffarmer Atmosphäre beerdigt wurden, wurden ihre Körper auf natürliche Art und Weise mumifiziert. Die mumifizierten Körper wurden in einem Gebäude gelagert und seit Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Touristen, die diese sehen wollten. Friedhofsarbeiter fingen an, von den Besuchern ein paar Pesos zu verlangen, wenn sie das Gebäude betreten wollten, wo Knochen und Mumien aufbewahrt wurden. Dieser Ort wurde so zu einem Museum, das «El Museo De Las Momias». Ein Gesetz verbietet seit 1958, weitere Tote zu exhumieren, aber das Museum zeigt weiterhin die ursprünglichen Mumien. Insgesamt sind 119 Mumien ausgestellt. Einige haben äusserst seltsame Gesichtsausdrücke, denn es kam auch vor, dass Sterbende und Scheintote begraben wurden. Einige sind bekleidet, andere tragen nur Schuhe. Das Alter reicht von Kindern bis zu alten Menschen. Ein mumifizierter Fötus gilt als kleinste (5-6 Monate) und am besten erhaltene Mumie der Welt.

San Miguel de Allende 20.01.2023

Eine weitere Kulturstadt empfängt uns. Leider ist der einzige Campingplatz ausgebucht, und wir müssen eine Alternative suchen. Ein bewachter Parkplatz tut es auch, wenn Not ist. Das Pueblo Magico lädt uns mit seinem Flair sowieso ganzzeitig auf Entdeckungsreise ein. Ausserordentliche Sehenswürdigkeiten? Fehlanzeige! San Miguel selbst ist die Sehenswürdigkeit! Der Jardin Allende bildet das Herz der Stadt mit einem wunderschönen, grünen Dach aus den Kronen von Lorbeerbäumen, ein perfekter Ort, um auf einer der zahlreichen Parkbänken einfach zu entspannen. Die hoch aufragende Kirche San Miguel Arcangel ist das Identitätsmerkmal von San Miguel de Allende. Die Parroquia lässt sich bestimmt auf jedem Foto ausmachen. Mariachi-Bands trumpfen hier mit ihren klassischen, mexikanischen Liedern auf. Die Stadt verströmt mit seinem herrlichen, anachronistischen Stadtbild einen kolonialen Charme des alten Mexikos aus. Die Architektur leuchtet bunt, wenn die Sonne über dem zentralmexikanischen Hochland untergeht. Hunderte von bunten Türen führen zu grosszügigen Innenhöfen. Unser Spaziergang führt über kopfsteingepflästerte Strassen, und wir erkunden mit Bewunderung die barocke Architektur der Kolonialzeit. Im Zentrum reihen sich restaurierte Herrenhäuser, Kirchen, Galerien, Boutiquen, Cafés und Restaurants aneinander. Ein Eldorado für kauflustige mit Geschmack – ich könnte ein ganzes Haus in einem Tag einrichten. Wir kommen zurück auf unseren Parkplatz, um uns umzuziehen und bekommen Besuch. Ein mexikanischer Pizzaiolo ist so entzückt von unserem Fahrzeug. «That’s the way of life!», meint er, als er uns mit seiner hauseigenen Pizza beschenkt. Wir öffnen einen Wein und geniessen die Überraschung, die aber nach mehr schmeckt. Ich will noch eine zweite holen, er meint, es wäre nicht seine Absicht gewesen, uns anzumachen, er mache diese for free, Eine wirklich gastfreundliche Geste, welche wir anständigen Schweizer aber nicht annehmen werden.

Las Grutas de Tolantngo 22.01.2023

Gerade einmal vier Autostunden von Mexico City entfernt, im Staat Hidalgo, entführt einen das Paradies von Tolantongo in eine andere Welt. Gerade das Richtige nach unseren kulturellen Städtebesuchen. Tolantongo ist ein kastenförmieger Wasserlauf, der an drei Seiten steile Wände dem Himmel empor aufweist und nur von seiner Mündung her zugänglich ist. Es ist eine Landschaft mit seltenen Felsformationen. Aus ihnen wurden natürliche Becken inmitten von Kakteen und halbtropischer Vegetation geformt. Der Fluss namens Tolantongo fliesst hier durch den Canyon, das Wasser erscheint türkisfarben aufgrund seines Mineralsalzgehalts und weist eine angenehme Temperatur von über 30 Grad auf. Es gibt zwei Arten von Höhlen. Aus den grösseren Höhlen entspringt der Fluss. Die Karsthöhle erreicht man durch einen 15 Meter langen Tunnel. Hier drinnen entdeckt man Stalaktiten und Stalagmiten, und die Temperatur ist sehr warm. Wir finden den Weg durch den Tunnel, und es ist fast so, als würde man eine Dusche nehmen. Hier verdampfen wir beinahe. Das warme Wasser kommt sowohl von den Wänden, als auch von der Decke herunter. In einem Sektor, verlässt uns der Boden unter den Füssen und man muss schwimmen. Wir entspannen uns sowohl im Fluss direkt an unserem Schlafplatz, als auch in den künstlich angelegten Becken in der Canyonwand. Etwas Körperkultur muss auch sein im heissen Wunder Mexikos!

Theotihuacán 24.01.2023

Wir fahren weiter Richtung Mexico Stadt, wo wir bereits unseren Campground ausgelesen haben. Hier wollen wir bis zu unserem Rückflug in die Schweiz die eine Woche verbringen. Nein, keine Angst, wir brechen unsere Reise nicht ab. Wir haben für den 1. Februar einen Flug nach Zürich gebucht (hin und zurück nach Mexiko). Wir wollen für gut vier Wochen Urlaub in unserer Heimat machen, unsere Jungs wieder sehen, Steuererklärung erledigen, einige Vorsorgeuntersuchungen hinter uns bringen, Freunde wieder sehen und vieles mehr. Auf unserem Campground können wir auch unseren Horu für die vier Wochen in Pension geben, der hat nach acht Monaten auch eine Auszeit verdient. Es bleibt uns hier also eine Woche Zeit, um eine der grössten Städte der Welt zu erkunden (das heisst, nicht viel). Unser Hotel an zentraler Lage haben wir heute gebucht, denn in die Stadt fährt niemand freiwillig. Auf der Fahrt durch Hidalgo hierher fällt uns schon auf, wie viel dichter die Flächen besiedelt sind. Wir fahren an 2-Millionen-Städten, wie z.B. Pachuca vorbei, die Luft fühlt sich schon schlechter an, die Nasenschleimhäute trocknen aus, die Sicht ist schon leicht getrübt. Die Kulturböden sind grün, künstlich grün durch Bewässerung; hier findet grossflächiger Gemüse- und Obstanbau statt. Endlich finden wir einen Auto Lavado, seit der Baja hat Horu weder eine Wäsche noch eine natürliche Dusche erhalten, und er hat seine Farbe wieder Richtung Braunton geändert, wir tragen noch Sand von der Baja mit uns. Also, höchste Zeit! Für 200 Pesos lassen wir Horu gründlich reinigen und trinken unterdessen einen Saft. Wahnsinn, sogar die Pneus werden auf Hochglanz geölt, wie bei einem schnittigen Sportwagen. Horu strahlt uns wieder richtig neu entgegen. Auch auf der Strasse kommt er wieder auffallend gut an. Passanten winken uns wieder entgegen und machen den Daumen hoch. Ein Rollerfahrer überholt uns mal links, mal rechts und macht beide Daumen hoch. Er spricht uns bei der Ampel an, Fazit: wir essen mit ihm Lunch. So einfach und schnell kann das gehen. Ein Deutsch-Schweizer, der sich seit einigen Jahren in Pachuca niedergelassen hat. Renato erzählt uns über die behördlichen Freiheiten in Mexiko, wie einfach alles sei, bald erlange er die Staatsbürgerschaft, dann wolle er in die Politik gehen, Gouverneur von Hidalgo ist sein Ziel, ohne Korruption. Tja, wir wünschen ihm das Allerbeste und bleiben sicherlich in Kontakt mit ihm.
Von unserem Campground nehmen wir rund 3 km unter die Füsse, um die berühmten Pyramiden von Teotihuacán zu besichtigen. Eine der beeindruckendsten, archäologischen Stätten der Welt. Die Pyramidenstadt wurde von etwa 100 v. Chr. bis 650 n. Chr bewohnt und befindet sich im weiten Tal Zentralamerikas, 50 km nordöstlich von Mexiko Stadt auf ca. 2300 m Höhe. Seit über einem Jahrhundert wird Teotihuacán wissenschaftlich erforscht, trotzdem sind 95 % der Ruinen noch nicht ausgegraben. Die Stadt war bis zu ihrem rätselhaften Ende im 7 Jh. politisch, militärisch, kulturell und wirtschaftlich ein mächtiges Zentrum, welches ganz Mesoamerika beeinflusst hatte. Mehr als 150’000 Einwohner zählend und verteilt auf 20 Quadratkilometern, war sie die grösste Metropole in dieser Epoche. Nach wie vor weiss man nicht genau, wer diese Bewohner waren, man kennt nicht einmal ihren ursprünglichen Namen. Als die Azteken im 14. Jh. eintrafen und die Ruinenstadt entdeckten, gaben sie ihr den Namen Teotihuacán «der Ort, an dem die Götter geschaffen wurden». Auch die Bezeichnungen für die Sonnen- und Mondpyramide sowie die «Strasse der Toten» gehen auf die Azteken zurück. Die Stadt beruht ab dem 200 n.Chr. auf einem städtebaulichen Gesamtkonzept. Eine schachbrettartige Anlage in Nord-Süd-Richtung mit der Strasse der Toten, die bei der Mondpyramide beginnt. Breite Strassen, eine Wasserversorgung mit einem Abwassersystem, Tempelbauten und Paläste, welche mit Stuck verkleidet und mit Wandmalereien in leuchten Farben geschmückt waren, Verwaltungsbauten und diverse Wohnviertel. Eine kosmopolitische Stadt, welche auch eine Anzahl Fremder beherbergte. Menschen aus dem Maya-, Oaxaca- und Golfküstengebiet. Die wichtigste Pyramide, die Sonnenpyramide, weist eine Höhe von 63 Metern auf und einer Seitenlänge von 225 Metern. Die Mondpyramide steht mit ihren 48 Metern Höhe am nördlichen Ende der 2 km langen Strasse der Toten.
Die Namen der Gottheiten, welche in Teotihuacán verehrt wurden, ist nichts bekannt. Nur über ihre Ikonografie lässt sich einiges erraten. Bei den Azteken lassen sich dieselben Gottheiten wiedererkennen. Deshalb werden die Gottheiten von Teotihuacán mit den aztekischen Göttern gleichgesetzt und ebenso genannt.
Im südlichen Teil dominiert der Tempel der Gefiederten Klapperschlange «Quetzalcoatl» (Fruchtbarkeit und Leben) und Tlaloc (Sturm- und Regengott). Der Tempel war mit 365 Köpfen dieser Gottheiten geschmückt. Über das Herrschaftssystem nimmt man an, dass die Geschichte der Stadt in den Händen einzelner Personen lag. Im 4. Jh. muss es zu einer radikalen Veränderung gekommen sein. Die mächtigen skulptierten Schlangenköpfe der Quetzalcoatl-Pyramide wurden abgeschlagen und seitlich wurde eine grosse Plattform angebaut. Bis heute kennt man keine einzige Herrschaftspersönlichkeit von Teotihuacán mit Namen. Es gibt keine Inschriften, was in einem deutlichen Kontrast zu den gelichzeitig existierenden Maya steht, welche Inschriften aufstellten, um ihre Herrschaft zu verherrlichten. Der grösste Reichtum der Stadt war das Vorkommen von Obsidian, ein Teil ihres Monopols. Auch Keramik, ein gut ausgebautes Handelsnetz und das Knüpfen politischer Kontakte sowie Kriegszüge vergrösserten ihren Machtbereich. Diese kulturelle und wirtschaftliche Supermacht ging im 7. Jh. zu Ende. Weite Teile der Metropole wurden durch Feuer vernichtet. Die Gründe sind unklar. Ob die Zerstörung einer Invasion oder eines inneren Aufruhrs zugrunde lag, ist ungewiss.
Der Anschliessende Museumsbesucht vermittelt uns noch mehr Einblick in das Leben, die Kunst und die Wirtschaft der nicht niedergeschriebenen Geschichte der Stadt Teotihuacán.

Aventura de Volar 26.01.2023

Für Frühaufsteher: um 06.15 Uhr stehen wir bereit und werden von der Señora unseres Campground zum Ballonhafen gefahren. Dieser liegt genau östlich der archäologischen Stätte Teotihuacán. Ein touristisches Must Do, wenn man schon hier ist. Die Sonne versteckt sich noch knapp hinter dem Horizont und pünktlich mit ihr steigen auch wir zusammen mit geschätzten 30 bis 40 anderen Heissluftballons in die Luft. Der Pilot hat keinen Einfluss auf die Richtung. Aber der Wind trägt uns ziemlich genau über die Pyramiden. Einfach herrlich, diese Ruhe. Wir verspüren eine beruhigende Sicherheit, obwohl, ein Ballon kann ja nicht einfach Gas geben, der würde vielmehr in die Luft gehen. Wir verbleiben ca. eine Stunde in der Luft, obwohl, das Spektakel kommt uns nur wie fünf Minuten vor. Ein wunderbares Erlebnis, welches wir auf unserer Reise nicht missen möchten. Wir werden wieder an unseren Startpunkt zurückchauffiert und erhalten da noch unser Zertifikat fürs Nichtstun. Ein unvergessliches Erlebnis.
‘El viento nos ha dado la bienvenida con suavidad, el sol nos ha acariciado con sus càlidas manos, hemos volado tan bien y tan alto, que Dios se ha unido a nosotros en nuestra alegria, y nos regresa con suavidad, a los adorables brazos de la medre tierra’

Mexiko-City 27.01.2023

Die Hauptstadt Mexikos, Mexiko-Stadt, auch Mexico City oder México D.F. bzw. Ciudad de México genannt oder ganz einfach: CDMX, liegt im Zentrum des Landes auf etwa 2200 m Höhe in einem Talkessel. Umgeben ist die Stadt von gigantischen Bergketten. Die Metropole selbst hat fast neun Millionen Einwohner, die gesamte Metropolregion etwa 28 Millionen. Somit zählt Mexiko zu den Städten der Erde mit den grössten Agglomerationen. Aus diesem Grunde schwanken auch die angegebenen Einwohnerzahlen derart. Niemand kennt die genaue Zahl. Der Ballungsraum bildet einen eigenen Bundesstaat, den Distrito Federal (D.F.). Mexiko-Stadt gilt immer noch als «Sonne Mexikos» und ist somit ein Muss einer jeden Reise nach Mexiko! Die lateinamerikanische Hauptstadt ist das wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Zentrum des Landes. Hier finden die verschiedenen Kulturen der Region aus Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Zudem stellt sie den Hauptverkehrsknotenpunkt dar und weist zahlreiche Universitäten und Hochschulen auf und ist somit das Bildungszentrum des Landes. Es ist eine Mega-City, die fast aus allen Nähten platzt. Wir sind froh, können wir vier Tage hier verbringen, um die Vielfalt der Stadt zu erleben. Mexiko-Stadt ist pulsierend, weltoffen, stickig, (kriminell vom Hören-Sagen), arm und reich gleichermassen, modern, geschäftig, belebt. Unser Hotel ist sehr zentral gelegen, und so können wir das Zentrum zu Fuss erkunden (ergibt aber dennoch zwölf Kilometer täglich). Der Zócalo, wie hier der Hauptplatz »Plaza de la Constitución» genannt wird, bildet den Mittelpunkt des historischen Zentrums. Er ist der zweitgrösste Platz der Welt und von bedeutenden Gebäuden umgeben. Genau hier liess sich Sam vor 32 Jahren seine Schuhe reinigen und hat vergessen, nach dem Preis zu fragen – ein fataler Fehler. Der mobile Schuhputzer verlange 10 USD! – vor 30 Jahren!!! – was eindeutiger Beschiss war, und wir nicht bezahlen wollten. Der Schuhputzer war so zornig darüber, dass er mit seiner Schuhcrème (notabene in der falschen Farbe) sehr eindrücklich und konsequent über Sam’s Schuhe (notabene offene Sandalen) schmierte. Ein Erlebnis, welches wir auf diesem Platz nochmals in Gedanken (!) nacherleben wollten.
Was wir schon immer machen wollten: das Museo Frida Kahlo, bekannt als das «Blaue Haus» (La Casa Azul) und für seine kühne blaue Fassade, war der Geburtsort der bekannten mexikanischen Künstlerin. Es befindet sich im Studentenviertel Coyoacán, wo sich auch die grösste Universität Lateinamerikas, die 2007 sogar zum Weltkulturerbe erklärt wurde, befindet. Das Viertel strahlt mit seinen Bücher- und Kunstgeschäften sowie Museen ein besonders kulturelles Ambiente aus. Wir gelangen ins Haus von Frida Kahlo. Im Inneren bietet die faszinierende Sammlung mit persönlichen Gegenständen, Möbeln, Skizzen und Gemälden Einblicke in das Leben und die Kunst von Frida Kahlo. Eine bemerkenswerte Frau. Erst erkrankte Frida Kahlo mit sieben Jahren an Kinderlähmung, dann brach sie sich bei einem Bus-Unfall Bein, Rippen, Schlüsselbein und Wirbelsäule. Sie erholt sich nie von ihren Schicksalsschlägen – und beginnt zu malen. „Der Kummer und der Schmerz, die Lust und der Tod sind nur ein Prozess.“ „Ich bin nicht krank, ich bin zerbrochen. Aber so lange ich malen kann, bin ich froh, dass ich am Leben bin.“ Eine faszinierende Ausstellung, kein Wunder, mussten wir unsere Eintrittstickets vorbestellen. Die Räume bieten ziemlich enge Platzverhältnisse, aber durch die Eintritts-Slots können wir alles aus nächster Nähe bestaunen.
Das «Monumento a la Revolución» befindet sich gleich in der Nähe unseres Hotels. Ein grosses Bauwerk aus den 1930er Jahren im Zentrum der mexikanischen Hauptstadt zur Erinnerung an die Mexikanische Revolution und zeitgleich eine Ehrengrabstätte ihrer Revolutionäre.
Das 65 m hohe Denkmal befindet sich auf der «Plaza de La República» im Stadtteil Cuauhtémoc. Während der Regierungszeit des Präsidenten Porfirio Díaz war hier, in Anlehnung an das US-Kapitol in Washington, mit dem Bau eines Palacio Legislativo, eines grossen Parlamentsgebäudes im neoklassizistischen Stil begonnen worden. Es beruhte auf den Plänen des französischen Architekten Émile Bénard. Die Grundsteinlegung dazu war 1910 erfolgt, doch schon 1911 mussten die Bauarbeiten auf Grund der mexikanischen Revolution wieder eingestellt werden.
20 Jahre später, In den dreissiger Jahren, erfolgte eine Umplanung durch den mexikanischen Architekten Carlos Obregón Santacilia. Vom grossen Parlamentsgebäude blieb nur das Stahlskelett der Kuppelhalle übrig. Diese auf vier Pfeilern ruhende, begehbare Kuppel in einer Stilmischung aus Art Déco und mexikanischem Revolutionsstil wurde zwischen 1932 und 1938 fertiggebaut. Oben an den Enden der vier Eckpfeiler wurden vom Bildhauer Oliverio Martinez ca. 11 Meter hohe Figurenreliefs angebracht. Diese repräsentieren die Unabhängigkeit, die Reformgesetze, sowie die Agrar- und Arbeitergesetze. Unter den Pfeilern befindlichen Krypten wurden nach und nach die sterblichen Überreste von mexikanischen Revolutionsgrössen überführt. 1986 sind sieben Räume im Kellergeschoss des Denkmals zum wunderschönen und informativen Museo Nacional de la Revolución ausgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Auch in gastronomischer Hinsicht hat die Stadt als Mega-City natürlich ebenfalls einiges zu bieten. Von einfachen Strassenhändlern auf der Calle Moneda sowie anderen Strassen oder Märkten, über einfache Restaurants bis hin zu gehobenen Etablissements mit Begleitung von übertrieben lauter DJ-Musik. Man findet neben der mexikanischen Küche aus den verschiedenen Regionen des Landes auch internationale Küche. Langsam meinen wir, unser gastro-intestinaler Trakt hat sich an das Strassenessen gewöhnt, und wir wagen und geniessen unseren Lunch auf einer der Strassenmärkte mit Salat in homöopathischen Dosen und Fruchtsäften. Umgerechnet CHF 2.50 pro Mahlzeit, und es schmeckt einfach genial, dekoriert mit Marktambiente und Strassenunterhaltung.

Das war jetzt ein sehr langer Blog. Aber es gäbe noch viel mehr zu Schreiben über unsere Erlebnisbühne. Einmal mit den Fingern auf der Klaviatur, gibt es fast kein Ende. Jetzt gönnen wir euch aber vier Wochen Pause. Denn, auch wir machen jetzt einen grossen Break in Sachen Temperatur, Meer, Kultur, Essen, Autofahren, Einkaufen, Duschen suchen, Waschstuben suchen, Planen, Informieren, Navigieren, Austauschen, Verarbeiten etc… Für den 1. Februar haben wir unseren Flug über Madrid nach Zürich gebucht. Wir freuen uns riesig, unsere Lieben wieder zu sehen, vor allem unsere beiden Jungs, die sich um Haus und Garten gekümmert haben (so hoffen wir). Horu lassen wir zurück in Mexico und hoffen, dass wir ihn wieder unversehrt und erholt antreffen werden.