Bueno Aires 11.04.2024

Wir lassen „Horu“ zum Verschiffen in Montevideo zurück und sind ab nun an homeless. Mit dem Buquebus gehts weiter nach Colonia, um von da mit der Fähre, über das Flussdelta des Río Plata, Buenos Aires zu erreichen. Schwer beladen, mit beinahe unserem ganzen Reisegepäck, beziehen wir unsere neue Bleibe in einem Airbnb im Barrio San Telmo in Buenos Aires. Die Stadt strotzt nur so vor Lebensfreude, die dem Pariser Flair, südamerikanischer Nonchalance und seelenvollem Tango entspringt. In Buenos Aires lassen wir es uns gut gehen. Es bietet eine Vielzahl an Restaurants und traditionellen Cafés, verspielte Art Deco-Architektur und modernes Design, edle Einkaufszentren und gemütliche Trödelläden, Musicals und Tango-Konzerte, Touristenparadiese und traditionelle Ursprünglichkeit.

La Boca 12.04.2024

Nachdem wir uns am Bahnhof Constitución eine SUBE-Karte gekauft haben, benutzen wir rege Bus und U-Bahn, kostengünstiger ist nur Laufen. Wir besuchen das Stadtviertel «La Boca». Es ist das ursprünglichste Viertel in Buenos Aires und einer unserer erster Höhepunkte der Sehenswürdigkeiten.
Der charakteristische Charme von La Boca liegt in seinen bunten Häusern, die aus alten Schiffscontainern und anderen Materialien erbaut wurden. Die Strassen sind mit Kunstwerken von lokalen Künstlern gesäumt und Fussball ist in diesem Viertel allgegenwärtig. Es ist die Heimat des berühmten Fussballclubs „Boca Juniors“, deren Stadion ebenfalls hier liegt.
Caminito, eine der Hauptattraktionen von La Boca, ist die malerische Strasse, die von bunten Gebäuden, Restaurants, Kunstgalerien und Souvenirläden gesäumt ist. Hier kann man lokale Kunsthandwerke kaufen, Tango-Shows und die pulsierende Strassenkunstszene geniessen.

Tangoshow im El Querandí 13.04.2024

Die Argentinier lieben Ihren Tango. Bereits am Nachmittag geben sich Porteños und Touristen ihrer Leidenschaft hin. Überall in der Stadt wird getanzt, die Musik ist allgegenwärtig. Und wer keinen Partner mitbringt, der mietet sich einen der zahlreichen sogenannten Taxi-Tänzer.
Der Argentinische Tango ist mehr als nur ein Tanzstil. Diese Form des Tangos wird als «ein zwischen zwei Menschen getanztes Geheimnis» bezeichnet und basiert auf Intuition und Verbindung. Man sagt, dass man den argentinischen Tango im Herzen spürt, nicht in den Füssen. Der Fokus liegt mehr auf dem Tanzpartner und nicht auf der Choreografie oder den Schritten. Der Argentinische Tango ist ein ebenso sexy wie leidenschaftlicher Tanzstil.


Die Musik des Argentinischen Tangos ist abwechslungsreicher als die des Gesellschaftstanzes und zeichnet sich durch einen klaren, sich wiederholenden Puls mit einem starken Tango-Rhythmus aus. Die bemerkenswertesten und repräsentativsten Komponisten der argentinischen Tangomusik waren tatsächlich Nachkommen italienischer Einwanderer: Di Sarli, d’Arienzo, Troilo und Pugliese.
Der Schwerpunkt im Tanz liegt darauf, die Geschwindigkeit und Emotion der Musik anzupassen und gleichzeitig die Schritte zu improvisieren. Der Argentinische Tango wird von zwei Personen in einer Umarmung getanzt, die zwischen offen (Anführer und Nachfolger tanzen auf Armlänge) oder geschlossen (die Tänzer berühren sich Brust an Brust) variieren kann.


Wir gehen historisch ins späte 19. Jahrhundert auf die Strassen von Buenos Aires (Argentinien) und Montevideo (Uruguay) zurück. Die Wurzeln dieses Tanzes liegen im afrikanischen Candombe, der kubanischen Habanera sowie im Walzer und der Polka. Es war einst ein beliebter Tanz unter europäischen Einwanderern, ehemaligen Sklaven sowie der Arbeiter- und Unterschicht. Entstanden durch die Nostalgie und Melancholie derjenigen, die weit weg von zu Hause waren.
Während der politischen Kämpfe Argentiniens mit Prohibition und Diktaturen, wurde der Tanz in den Untergrund gezwungen. Einige sagen, dass diese Tango-Aufführung als illegale Handlung galten. Später, in den 1980er Jahren, tauchte er wieder an die Oberfläche, und seine Popularität stieg erneut an, bevor sich der Tango im Rest der Welt verbreitete.
Als junge Tänzer in den 1990er Jahren begannen, die Tangoschritte mit zeitgenössischerer Musik wie Trip-Hop und Blues zu kombinieren, erlebte der argentinische Tango einen Aufschwung seiner Popularität.


Im El Querandí, gleich um die Ecke unseres Airbnb, tauchen wir zusammen mit den Schweizern Silvia und Richard in eine Tango-Tanz-Show ein. Zufällig treffen wir hier noch auf Nadja und Marc, ebenfalls aus der Schweiz. Wir tauchen in eine hundert jährige Tangoepoche ein und verbrennen dabei aber keine einzige Kalorie, nein im Gegenteil, wir essen und trinken und machen dabei keinen einzigen Tanzschritt. Bei so viel Wein, könnte ich nie und nimmer auf einem tanzenden Bein die Balance halten, auch wenn ich als eine Nachfolgerin von einem Anführer geführt würde.

MALBA Kunstmuseum 15.04.2024

Das MALBA – Museum Lateinamerikanischer Kunst in Buenos Aires – wurde 2001 von Eduardo F. Costantini mit einer Schenkung von mehr als 200 Werken aus seinem privaten Besitz gegründet. Die renommierte Sammlung des Museums umfasst mehr als 600 Werke der Kunst Lateinamerikas. Das MALBA veranstaltet ein sehr aktives Programm an Ausstellungen, Workshops, Filmen, Literatur und Publikationen.

Das Ziel ist es, die Kunst Lateinamerikas von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bis in die Gegenwart zu bewahren, zu studieren, zu sammeln und zu verbreiten.

Das Gebäude ist wirklich imposant, es ist von aussen so schön wie von innen. Geprägt von modernem Design und dank der Verwendung von verglasten Decken, ermöglicht natürliches Licht eine ganz andere Wertschätzung der ausgestellten Kunstwerke. Während unseres Besuchs geniessen wir Werke aus der ständigen Sammlung wie von: Frida Kahlo, Wifredo Lam, Diego Rivera, Antonio Berni, Alejandro Xul Solar, Emiliano Di Cavalcanti, Jorge de la Vega, Tarsila do Amaral, Pedro Figari, Lygia Clark, Guillermo Kuitca sowie die temporäre Ausstellungen «Amefricana» der Künstlerin Rosana Paulino.

Ateneo Grand Splendid-der grösste Buchaden der Welt 16.04.2024

Der «Ateneo Grand Splendid» übertrifft mehrere Rekorde: Er ist der grösste Buchladen Südamerikas und wurde von der britischen Zeitung „The Guardian“ zum zweitbesten Buchladen der Welt gewählt. Das amerikanische Magazin „National Geographic“ kürte ihn zum schönsten Buchladen. Hunderte von Menschen kommen hier täglich vorbei und staunen immer wieder über das Schauspiel, das sie umgibt. Während man Musik in Vinyl, Filme und Bücher kaufen kann, ist allein schon das Betreten dieses Ortes ein Erlebnis für sich. Die Buchhandlung wurde am 4. Dezember 2000 eingeweiht, doch das Gebäude bewahrt den früheren Glanz und die Eleganz des Grand-Splendid-Theaters des frühen 20. Jahrhunderts mit seinen Originalgeländern, der intakten Innendekoration und der imposanten Kuppel mit Fresken von bis zu 20 Metern Durchmesser.

Das zur Verzierung des „Himmels“ des Ortes gewählte Motiv ist eine Darstellung des Friedens, was sehr bedeutsam ist, da es von Nazareno Orlandi im Jahr 1919 angefertigt wurde, genau im selben Jahr, in dem der Erste Weltkrieg endete. Auf der alten Bühne gibt es – mit teilweise geöffnetem Samtvorhang – eine Bar, die zum Sitzen mit dem Buch in der Hand einlädt. Sie können auch die Sessel auf beiden Seiten des Hauptraums nutzen oder in den exklusiven Logen sitzen, die als kleine Lesesäle dienen. Im Untergeschoss gibt es einen Bereich, der Kinderbüchern gewidmet ist, und das Obergeschoss wird normalerweise für Kostproben und Ausstellungen gewählt.

Boca Juniors – Godoy Cruz 16.04.2024

Wie schon bei unserem «Barrio La Boca-Besuch» erwähnt, ist der Club Atlético Boca Juniors (kurz CABJ), bekannt als „Boca Juniors“, ein argentinischer Sportverein aus dem Stadtteil La Boca in Buenos Aires. Die erste Mannschaft zählt zu den erfolgreichsten im Land und spielt seit Gründung des modernen argentinischen Ligen Systems in der Primera División. Heimspiele werden im Estádio Alberto J. Armando – im Volksmund La Bombonera genannt – ausgetragen. Die Duelle mit «Bocas» grösstem Rivalen «River Plate» – im selben Stadtteil gegründet – werden Superclásicos genannt und versetzen das ganze Land in den Ausnahmezustand. Im Stadion gibt es den «Fanblock der 12 (Doce)», der Hardcore Fans der Juniors. Genau unter diesem Block ist die Kabine des gegnerischen Teams untergebracht. Die Juniors-Fans machen vor Beginn eines Spiels so viel Radau, indem sie auf der Tribüne auf und ab springen, dass man dort sein eigenes Wort, geschweige denn, das des Gäste-Trainers nicht mehr versteht. Besonders gegen den Lokalrivalen River Plate soll hier die Hölle los sein.

Im Jahre 1907 wurden die Klubfarben Blau und Gelb festgelegt. Zuvor soll es zwischen Boca und dem Stadtrivalen River Plate zu einem Entscheidungsspiel um die Farben Rot und Weiss gekommen sein, da beide diese Farben für sich beanspruchten. Boca verlor das Spiel und soll danach die heutigen Farben aufgrund eines schwedischen Schiffes, welches zu dieser Zeit in La Boca vor Anker lag, gewählt haben. Jedoch lässt sich dies nicht mit Quellen belegen. Einige der berühmtesten Spieler, die für Boca Juniors gespielt haben, sind Diego Maradona, Juan Román Riquelme, Carlos Tevez und Martín Palermo. Der Verein ist auch für seine Jugendakademie bekannt, die viele talentierte Spieler hervorgebracht hat.

Olé, Olé, wir sitzen doch tatsächlich im Heimstadion des Vereins, im «La Bombonera», und geniessen die einzigartige Atmosphäre und die Leidenschaft der blau-gelben Anhängerschaft der Boca Juniors. Sogar wir Zürcher mit dem Namen Basler kommen hierher. Man muss kein Fussballfan sein, um das heutige Meisterschaftsspiel gegen den Club «Godoy Cruz» aus Mendoza zu verfolgen, denn die Bocas gelten als einer der renommiertesten Vereine im südamerikanischen und im weltweiten Fussball, weshalb wir natürlich unbedingt an diesem Spiel teilnehmen wollen.

Ein Erlebnis, wie an einem Rockkonzert. Die Fans singen und pfeifen, das Stadium bebt mitsamt seiner Bühne, Adrenalin liegt in der Luft, und wir hoffen, dass die Bühne all diesen Turbulenzen standhält. Natürlich fiebern wir im blau-gelben Stile mit und fühlen uns sogleich als Mitglied dieser ganzen Fangemeinschaft. Ein eindrückliches Erlebnis, und dafür muss man nicht einmal Fussballfan sein. Boca bleibt mit einem 1:0 zu Hause und gewinnt das Spiel.

Friedhof La Recoleta 19.04.2024

Es mag seltsam erscheinen, dass eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires ein Friedhof ist, aber dies ist kein gewöhnlicher Friedhof. Der Friedhof «La Recoleta» (Cementerio de la Recoleta) gehört zu den weltweit erlesensten Nekropolen. Er beheimatet mehr als 6400 Gräber, Mausoleen und Denkmäler.

Der Friedhof von Recoleta befindet sich in der exklusiven Nachbarschaft von Recoleta, die ihren Namen dem Kloster der Recollect-Mönche verdankt, zu welchem auch die benachbarte «Basilika Nuestra Señora del Pilar» gehörte. Der Friedhof wurde im alten Mönchsgarten angelegt und 1822 zum ersten öffentlichen Friedhof der Stadt. Der Grundriss ist das Werk des französischen Ingenieurs Prospero Catelin. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts wohlhabendere Familien begannen, in diesen Teil der Stadt zu ziehen, wurde dieser Friedhof zu ihrer Lieblingsnekropole. Unter den Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof von Recoleta begraben sind, befinden sich politische Führer, Präsidenten der Nation, Schriftsteller, Nobelpreisträger, Sportler und Geschäftsleute.

Er ist wohl der meist gesuchte Friedhof der Stadt. Dies aufgrund seiner zahlreichen und imposanten Mausoleen und Gewölbe, die vielen der wichtigsten Protagonisten der argentinischen Geschichte gehören, wie z.B. das von Eva Perón (Evita), eines der meistbesuchten Gräber. Der Friedhof ist auch wegen seiner Architektur einen Besuch wert. Ein Beispiel aus den Zeiten, in denen das Land eine aufstrebende Wirtschaftsmacht war und die wichtigsten Familien der Stadt um den Bau prächtiger Mausoleen wetteiferten. Viele der Gewölbe und Mausoleen sind das Werk bedeutender Architekten und mit viel Marmor und Skulpturen geschmückt. Über 90 Gewölbe wurden zum «National Historic Monument» erklärt.

Der Friedhof von Recoleta birgt in seinen Mausoleen viele kuriose Geschichten. Wie die von Liliana Crociati, die während ihrer Flitterwochen starb und für die ihre Eltern ein Gewölbe bauten, in dem sie ihr Schlafzimmer nachbildeten und ihre Skulptur in einem Hochzeitskleid am Eingang aufstellten, begleitet von ihrem unzertrennlichen Hund. Oder die von David Alleno, dem Verwalter des Friedhofs, der sein ganzes Leben geopfert hat, um in diesem Friedhof seine Ruhe zu finden.

Paseo de la Historieta 20.04.2024

Im historischen Bezirk San Telmo laufen wir durch den «Paseo de la Historieta», einem Skulpturenrundgang durch die Strassen eines der ältesten Viertel von Buenos Aires. Hier begegnen wir den Meistern des Humors und ihren Kreationen. Dieser Rundgang wurde 1970 vom Architekten José María Peña ins Leben gerufen. All diese lebensgrossen Skulpturen, die in der Werkstatt des Künstlers «Pablo Irrgang» aus Harz und Glasfasern hergestellt wurden, entführen uns in die Welt der argentinischen Comics, die das ganze Land geprägt haben. Es ist ein Wunsch vieler, dass neue Charaktere zur aktuellen Liste hinzugefügt werden. Z.B. einen Partner für «Inodoro Pereyra und seinen Hund Mendieta». Ein Traum vieler Erwachsener und Kinder. Und, eines Tages werden Träume Wirklichkeit.

Mafalda begleitet uns schon seit Chile. Da sitzt sie auf Parkbänken und lacht uns aus Souvenierläden an. Sie ist eine liebenswerte Nervensäge, und hat ihren Eltern vieles voraus: Sie tritt schon früh für Weltfrieden, Demokratie und Frauenrechte ein. Der Comic wurde 2014 mit dem «Prinz-von Asturien-Preis» (dem «spanischen Nobelpreis») ausgezeichnet, da er auf amüsante Weise «scharfsinnige Botschaften» von «universeller Bedeutung» mitteilt.

Wo sonst könnte Isidoro Cañones, der grosse argentinische Playboy, immer ein Canchero, sein, wenn nicht vor einer Bowlingbahn? Er wurde 1953 Dank des grossen Dante Quinterno geboren und brachte die Menschen mit seinem Wahnsinn zum Lachen. Immer begleitet von einer Anzahl Frauen, wie sie kein anderer Einwohner von Buenos Aires, ausser dem brillanten Isidoro, um sich haben kann.

Tigre 20.04.2024

Rund 45 Minuten von der Hektik der Grossstadt entfernt, liegt im ruhigen und beschaulichen Tigre-Delta die entspannteste Sehenswürdigkeit Buenos Aires. Eine einzigartige Begegnung zwischen Natur und Geschichte.
Mit dem «Tren de la Costa» fahren wir vom Bahnhof Maipú Richtung Tigre, entlang des Río de la Plata. Während der Woche ist Tigre eine entspannte ruhige Kleinstadt. Idyllisch liegt sie in einem Schwemmland, wo der Paraná-Fluss, zusammen mit unzähligen Kanälen, Bächen und anderen Wasserläufen, die sich hier ihren Weg durch die Landschaft bahnen, ein grosses Flussdelta bildet. Die Inseln sind Ablagerungen der vom Paraná-Fluss mitgespülten Sedimente. Die zahlreichen Flussarme durchströmen die unzähligen, von vielfältiger Flora überwucherten, kleinen Inseln. So ergibt sich an Sonnentagen ein phantastisches Spiel farblicher Kontraste, wenn sich das Sattgrün der Pflanzen inmitten des rostbraunen Flusses vom hellblauen Himmel absetzt. Dazu noch ein verrosteter Kahn, der an einem strahlend weissen kolonialen Herrenhaus auf einer Insel vorbeituckert, und das Stillleben ist perfekt. So bieten die zahlreichen Kanäle und die durch Stege verbundenen Inseln unendliche Entdeckungsmöglichkeiten für Jedermann. Das Schwemmland lässt sich sowohl von der exklusiven Yacht aus, mittels geführter Tour, per öffentlichem Linienboot oder mit dem gemieteten Kajak bestens erkunden.

Anfangs haben sich im Flussdelta viele europäische Einwanderer, vor allem Italiener, nieder gelassen. Sie, aber auch andere Bewohner, widmeten sich dem Obstanbau und verkauften ihre Produkte am Fruchthafen der Stadt Tigre. Der Tourismus erreichte Mitte des 20. Jahrhunderts seine Glanzzeit, als an den Wochenenden Tausende «Porteños» (Einwohner von Buenos Aires) in die Restaurants und Herbergen strömten. Nach dem Niedergang in den 1970er Jahren, erlebt das Delta seit geraumer Zeit eine Renaissance. Die typischen Häuser stehen auf Pfählen, um sie vor dem Auf und Ab des Wasserstandes zu schützen. Das am meisten verbreitete Transportmittel sind die «Lanchas Colectivas» (Wasserbusse). Darüber hinaus gibt es Katamarane, private Motorboote, Wassertaxis und Ruderboote.

Die Frage, warum die Region «Tigre» heisst, ist durchaus berechtigt und einen schnellen Exkurs wert. Bis 1952 hiess die Stadt, aufgrund der vielen Süsswassermuscheln und -schnecken noch «Las Conchas». Leider wird der Begriff im argentinischen Slang auch für die vulgäre Beschreibung weiblicher Geschlechtsorgane verwendet, sodass man sich für einen ehrenvolleren Namen entschied. Aus dem zweideutigem Wort wurde so kurzerhand ein eindeutiger, mächtiger «Tiger» nach der Legende einer Bestie, die im 17. Jahrhundert den spanischen Viehbauern schwer zu schaffen machte. Allerdings gab es nie Tiger im Tigre Delta, und der wirkliche Übeltäter war eigentlich der Jaguar. Diese Grosskatzen kannten die damals spanischen Einwanderer jedoch noch nicht und hielten den Viehmeuchler daher für einen Tiger.
Schluss mit der Ruhe, denn heute ist Samstag mit herrlichem Sonnenschein. Am Wochenende treffen wir hier gefühlt halb Buenos Aires. Heute geht die Post ab, ohne jedoch zur stillosen Partymeile zu verkommen. Ganz im Gegenteil, Tigre offenbart die gleiche Stilechtheit eines Buenos Aires, aber viel mehr in relaxter Atmosphäre und Bilderbuchumgebung. Der schicke aber nicht versnobte Fruchthafen mit seinen schönen Läden, chilligen Bars und extravaganten Restaurants bietet sich für uns ebenso als Besuchermagneten an.

Bar Tour mit Lisa und Chris 20.04.2024

Ein denkwürdiger Tag. Heuten treffen wir zum fünften Mal auf dem südamerikanischen Kontinenten Lisa und Chris. Nach Cartagena, Barichara, Fiambala und Ushuaia, treffen wir sie wieder hier, in Buenos Aires. Auch sie haben ihre «Lola» in Montevideo verabschiedet und fliegen zurück nach Deutschland. Wer hätte das gedacht, dass wir es doch noch schaffen, ausserhalb der Schweiz mit ihnen zusammen ein Raclette zu essen. Wo sonst, als erneut bei Walther, im Mercado de San Telmo. Der Abend beginnt klassisch mit Weisswein zum Raclette und endet mit einer unkonventionellen Bar Tour mit den zweien (oder sind es schon vier?!). Nach der Doppelgängerbar in San Telmo, dislozieren wir nach Palermo.

Es gibt viele, halbversteckte Cocktailbars und dann gibt es solche, die das „Speakeasy-Konzept“ ernst nehmen. Die Nicky Harrison-Bar, benannt nach der gleichnamigen Figur aus der Prohibitionszeit, die selbst eine Flüsterkneipe betrieb, gehört zu Letzteren. Um einzutreten, gehen wir durch das Sushi-Restaurant «Nicky» und benötigen ein Passwort, was uns natürlich fehlt. Wir kommen auf Empfehlung der Bar-Guidin «Francesca» hier her und fühlen uns ohne Passwort gerade etwas hilflos. Chris zeigt ein Foto von ihr. Ohne „Speakeasy“ und ohne Worte, schaffen wir es doch noch. Wir sprechen leise und dürfen weder unser Telefon benutzen noch Fotos machen. Eingeschleust in einem Darkraum-ähnlichen Zwischenraum, umhüllt in mystischem Weihrauch, warten wir, bis sich die Gegentür öffnet und uns Einlass gewährt. Das klaustrophobische Erlebnis erinnert ein bisschen an Indiana Jones. In der Bar werden.wir in die Zeit der 1920er Jahre zurückversetzt. Ein gemütlicher, immersiver Raum, DJ-Musik und, von der Prohibition inspirierten Trunkopfer kleiden die Bar aus. Dies ist ein ausgezeichneter Ort, um einige klassische Cocktails oder einige originale Harrison-Kreationen zu geniessen, wie den rauchigen Scottish Fog mit Chivas 12, Ardbeg, Drambuie, Earl Grey-Sirup und Angostura Bitters. Das späte Verlassen der Bar gestaltet sich durchaus einfacher.

Buenos Aires, weil du uns so gefällst: