Máncora 23.09.2023

Wir fahren die Panamericana der Küste entlang südwärts. In Tumbes machen wir einen ersten Stopp um unseren Kühlschrank sowie den ‘Weinkeller’ wieder auf Vordermann zu bringe. Neues Land, neue SIM-Karte, auch das konnten wir hier erledigen. Unsere Fahrt geht weiter nach «los Delfines», wo wir Roberts Fisherman’s Camping ansteuern. Auf Sanddünen, direkt am Meer soll er gelegen sein, und die Zufahrt wird als etwas tricky beschrieben. 4×4 und Highclearance wird gefordert. Auch könnte er uns zeigen, welche Wahl der Spur am geeignetsten wäre. Die ursprüngliche Zufahrtstrasse ist gesperrt, wohl deshalb soll die Fahrt 800 Meter über den Sandstrand führen. Bei der Ankunft stellen wir fest, Robert ist nicht mehr erreichbar. Der Sand weist eine weiche Unterlage auf, sicherlich machbar mit Reifenluft ablassen. Was aber, wenn wir stecken bleiben und die Flut schneller ist, als unsere Bergungsaktion? Eine Lagune warnt uns schon. Ergo, kein Risiko mit all unserem Hab und Gut, rechts um kehrt und ab nach Máncora. Eine gute Wahl! Ein originelles Kite-Städtchen, dezent touristisch, gerade im richtigen Mass und Low-Season (oder immer so ruhig). Ein wunderschöner, weisser Sandstrand säumt den Pazifik. Die Happy Hour hier gefällt uns um einiges besser, als auf Galapagos. A: Pisco Sour, B: Sie passen den Alkoholgehalt nicht dem halben Preis an. Überhaupt sind wir hier überglücklich. Nach der Happy-Hour haben wir Roy kennengelernt, welcher hier ein Grundstück direkt am Strand hostet. Wir fragen ihn, ob wir evt. bei ihm im Strandgarten campieren dürfen. Natürlich ist Ray für jeden Nebenverdienst in seine eigene Tasche zu haben, wir dürfen nur nichts seinem Patron verraten, welcher in Lima lebt. Also bleibt auch hier unserer kleines Paradies geheim. Hier haben wir wirklich alles: Strand, Küche, Bad, private Strandbar nebenan. Bis Ende Oktober ist hier Walbeobachtungs-Saison. Die Humpback-Wale sind hier vor der Küste, bis ihre Jungen reisebereit sind. Das lassen wir uns nicht entgehen. Morgen heisst es: 05.00 Uhr Tagwache.

Lambayeque, 27.09.2023

Nein, wir fahren nicht 400 km, nur um das Museum der Königsgräber von Sipán in Lambayeque zu besuchen. Viel mehr sind wir über einen Zwischenstopp und per Zufall hier in der Wüstenregion gelandet. Lambayeque ist eher eine ungesellige Wüstenstadt und nicht gerade einladend. Hier treffen wohl eher archäologische Insider aufeinander, als dass sich Touristen hierher verlaufen.

2002 wurde das Museum des Königs von Sipán eröffnet. Es wurde nach dem Abbild einer der Mochepyramiden gebaut und zeigt eine Ausstellung der Moche-Kultur mit mehr als 400 goldenen, silbernen und Juwel bestückten Gegenständen und das neue Mausoleum des „Señor de Sipán“.

Die Artefakte wurden 1987 vom Archäologen Walter Alva in Huaca Rajada gefunden und ausgegraben.
Zu seiner grossen Entdeckung der unberührten Königsgräber zählt vor allem das Grab eines Herrschers, der jetzt als „Señor de Sipán“ bekannt ist. Die Moche-Kultur ist eine Zivilisation welche die Nordküste Perus zwischen 100 und 800 n. Chr. dominierte. Man sagt, dass der Herr von Sipán Pyramiden aus Lehm mit farbigen und aufwändig geschmückten Wänden bauen liess, die bis heute in einem exzellenten Zustand sind.
Die Grabkammer des Herrn von Sipán wurden mit beeindruckenden Ornamenten aus Gold, Silber und Türkis geschmückt. Des Weiteren wurden Knochenüberreste von Frauen, Kindern und Tieren ausgegraben die als Opfergabe zur Ehre des Herrn begraben und wohl als Begleiter mit ihm ins Jenseits geschickt wurden. Sein Priester und sein Militärgeneral wurden in den seitlichen Tunneln begraben, sodass sie ihm selbst nach dem Tod dienen konnten. In der rechten Hand hielt der Herr von Sipán ein goldenes Zepter und der Kopf- und Ohrschmuck diente als sichtbares Zeichen für seine Regentschaft und Macht.

Fahrt entlang des Rio Santa 28.09.2023

Der Rio Santa, der die Westkordillere durchquert, fliesst in den Pazifischen Ozeans im nordwestlichen Peru.
Das Tal des Río Santa ist immer wieder von schweren Naturkatastrophen heimgesucht worden. Seit den ersten Aufzeichnungen von 1702 haben glaziale Überflutungen immer wieder für Tod und Zerstörung gesorgt.
Im Jahr 1941 zerstörte eine vom Gletschersee ausgehende Flutwelle ein Drittel der Stadt Huaraz und tötete 5000 bis 7000 Menschen.
Im Jahr 1962 brach eine massive Lawine aus Eis und Geröll vom erloschenen Vulkan Huascarán und raste das Flusstal hinunter. Der Spiegel des Río Santa stieg um bis zu acht Metern, 3000 bis 4000 Menschen wurden bei der Katastrophe getötet.
1979 wurde die Stadt Junga mitsamt dem Grossteil seiner Einwohner durch einen gewaltigen Bergsturz vollständig unter Massen von Geröll begraben.
Verheerende Erdrutsche wie diese, werden die Gebirgsregion auch weiterhin bedrohen, immer dann, wenn das Abbrechen von Gletscherzungen die Gletscherseen überschwemmt und flüssiger Schlamm, Eisblöcke und große Felsbrocken die engen Bergtäler überfluten.
Auch unter guten Bedingungen ist die Strasse PE 3N schwer gezeichnet von Erdrutschen, Steinschlägen und Erosionen. Landschaftlich ein absoluter Hingucker!

Laguna Parón 30.09.2023

Wir machen Halt in Caraz, auch um uns von der abenteuerlichen Strasse, die uns hierher geführt hat, zu erholen. Tags darauf machen wir einen Ausflug ins Seitental des Rio Santa zur Laguna Parón, einem strahlend blauen See, der von spektakulären schneebedeckten Gipfeln umgeben ist.
Diese fast türkisfarbene Lagune ist die grösste von all den 882 Gletscherseen in der Cordillera Blanca. Sie liegt auf 4155 m Meereshöhe im nördlichen Teil des Huascarán-Nationalparks und ist von Caraz aus über eine abenteuerliche Bergstrasse zu erreichen. Der See ist ca. 3.7 km lang und hat eine durchschnittliche Breite von ca. 700 m. Seine türkise Farbe hat ihre Ursache in den feinen Schwebstoffen, die im Gletscherwasser enthalten sind. Im Hintergrund des Sees erhebt sich der gleichmässig geformte Gipfel der Pirámide de Artesonraju (6108 m). Dieser herrliche Berg wird auch “Paramount Pictures Mountain” genannt und liegt direkt am Seeufer. Die Laguna Parón ist einer der wenigen Seen, der im Huascarán Nationalpark mit dem Auto erreichbar ist. Um 09.30 Uhr stehen wir schon auf dem Mirador mit fantastischem Blick auf das wundersam kitschige Blau des Sees. Im Anschluss steigen wir zum See hinab und laufen dem Seeufer entlang, immer mit dem besten Ausblick auf die 6000-er Peaks. Irgendwie erinnert uns das herrliche Bild an den Lake Louise im kanadischen Alberta, nur sind wir praktisch alleine hier.

Laguna 69 – 02.10.2023

Weiter gehts Richtung Süden auf der PE-3N, aber nur bis Yungay, wo schon unser nächstes Lagunenziel, nach Laguna Parón und weit hinten im Tal, auf uns wartet. Wir fahren an landwirtschaftlichen Kommunen vorbei bis uns die beiden Seen Chinancocha und Orcancocha mit ihrem türkisblauen Anblick begrüssen. Irgendwie scheint dieses Tal hier in grosser Farbenkonkurrenz mit dem Parón-Tal zu stehen. Die Superlative von noch blaueren Lagunen und noch höheren Peaks! Am Übernachtungsplatz treffen wir andere Overlander und kuscheln am Abend für interessante Gespräche und wärmere Temperaturen etwas zusammen.
Natürlich kündigen sich wieder nächtliche Kopfschmerzen resultierend aus unserem Anstieg von 2500- auf 4000 Metern an. Halb so wild, sie steigern sich dieses Mal nicht ins Exzessive. Morgens um 06.30 Uhr gehts gut gefrühstückt und mit 500 mg Ponstan getoppt auf zur Lagune 69 auf 4604 Metern Höhe.
Das Frühaufstehen hat zwei Gründe: Weniger Wolken und weniger Leute, denn morgens um 09.00 treffen die ersten Transport-Colectivos am Trailhead ein.
Die ganze Wanderung werden wir von den imposanten Gletscherbergen, wie dem Huascarán Norte (im unseren Rücken), Chacraraju (unsere Zielrichtung) und dem westlich gelegenen Pisco (Sour 😉 begleitet. Ebenso begleiten uns die Kühe – oder flüchten viel eher vor uns. Ihr Eldorado entdecken wir weiter oben, auf 4300 Metern. Ein ausgetrockneter Gletschersee, umfunktioniert zur Hochweide. Für uns geht es aber noch einige Höhenmeter höher, bis sich die ganze Pracht der Laguna 69, im wörtlichen Sinne, Schritt für Schritt vor uns liegend, präsentiert. Hier verweilen wir fast 69 Minuten in unserer Einsamkeit. Der Gletscherabbruch des Chacraraju stellt den krass weissen Kontrast zum Türkis seines Schmelzwassers im See dar. Unangenehm wirds erst, als wir weit oben das laute und unheimliche Knarren und Grollen tief in den zum Leben erweckten Gletschermassen hören. Wir sind glücklich, können wir dieses Erlebnis ganz alleine geniessen. Laguna 69 ist einer von 400 Seen im Huascarán Nationalpark. Bevor der Nationalpark gegründet wurde, hatten viele Seen noch keine Namen und wurden erst nachträglich in einer Liste mit Nummern aufgenommen.
Auf dem Rückweg, weiter unten, kommen uns schon die ersten Neun-Uhr-Busgäste entgegen. Interessant, die Diversität der Wanderer: von Top-Mountain-Ausrüstung bis zu weissen Turnschuhen, dekoriert mit Handtasche. Aber, der Weg ist das Ziel!
Wir verbringen hier oben noch eine weitere Nacht, bevor wir weiter durch und über das Naturwunder der Cordillera Blanca einen Loop nach Huaraz fahren.

Weiter durch die Cordillera Blanca 03.10.2023

Ohne zu wissen, was uns erwartet, lassen wir uns von der Weiterfahrt Richtung Osten auf der AN-106 überraschen. Früh am Morgen, und mit kaltem Motor, steuern wir Horu hoch über den Pass auf 4700 m. Wir fahren so hoch, dass wir auf der gegenüberliegenden Seite auf die Laguna 69 blicken können. Die Naturstrasse ist eigentlich in gutem Zustand, und es ist vorläufig kein Regen in Sicht. Nur der Gegenverkehr könnte unseren Puls etwas höher schnellen lassen. Tatsächlich kreuzen wir aber nur vier Fahrzeuge. Wir sind froh, haben wir diese Route gewählt. Nochmals geniessen wir den Ausblick auf die 6000er, welche wir schon bei unserer Wanderung bestaunt haben, aber dieses Mal aus einer höheren Perspektive. Kaum zu glauben, wie hoch einen die Strassen hier in den peruanischen Anden führen. Wir fühlen uns, als wären wir in der Schweiz, nur um 2500 Höhenmeter höher versetzt und mitten in den Gletscherlandschaften. Weit kommen wir nicht, Serpentinen um Serpentinen schlängeln wir uns hoch, um nachher die Höhenmeter wieder zu vernichten. Unser nächstes Übernachtungsziel liegt in Chacas, ein kleines Dörfchen, wo wir bei einer Tankstelle sicher übernachten. Unser kulinarisches Highlight heute Abend: Pizza aus einem Holzofen.
Am nächsten Morgen geht’s weiter auf dem Loop zurück Richtung Westen, d.h. Richtung Küste. Noch viele Kilometer fahren wir in der Andenregion. Wieder geht’s aufwärts bis auf knapp 5000 Meter. Es würde noch weiter gehen, wenn da nicht der neu gebaute Tunnel wäre, welcher uns die Höhenmeter etwas abkürzt. Die Strasse AN-107 ist erstaunlicherweise sehr gut ausgebaut, eine Freude nach all unseren letzten Erschütterungen, unser Tracker hat sich mehrmals mit Erschütterungswarnungen des Fahrzeuges gemeldet. Nach dem Tunnel kreuzen wir genau ein Fahrzeug. Ein Fahrzeug mit Berner-Kennzeichen. Wir kennen Maria und Bränu schon von unserem Übernachtungsplatz unterhalb der Laguna 69.
Richtung Süden ist die Strasse PE-3N eine absolute Katastrophe. So viele Schlaglöcher fordern unsere Aufmerksamkeit vorne, hinter uns und neben uns. Denn die Fahrbahn bleibt nicht immer auf der rechten Seite. Kreuz und quer muss gefahren werden; das erfordert bestimmt doppelter Weg und die dreifache Zeit. Übernachtungsplätze mit Duschen sind hier Mangelware. Heute ist Tag Nr. 4! Wir entscheiden uns für ein Refugio, acht Kilometer ab der Strasse bergwärts. Nur, wir sind ja schon auf 3700 Meter, der Platz liegt auf 4400 Meter. Das haben wir in unserem Höhenfieber ganz übersehen. Der Nebel wird immer dichter. Ich klebe an der Windschutzscheibe, um 40 cm weiter zu sehen. Wir fahren bis ganz nach oben, um zu wenden. Obschon, der Ort wäre sicherlich ein Traum gewesen, aber nur ohne Nebel. Aber wir träumen sicherlich besser in niedrigeren Lagen. Die Solardusche wäre mangels Sonne wahrscheinlich eh’ kalt ausgefallen. So landen wir in Cajacay, mit wunderschönem Blick ins Fortaleza Tal, umgeben von Pfirsichbäumen mit reifen Früchten. Sie schmecken hervorragend!